Champions League in neuem Format: Was ändert sich?
Matt Pearson
28. August 2024
Mehr Teams, mehr Spiele - aber auch mehr Fragezeichen: Die UEFA Champions League startet in einem neuen Modus in die Saison. Wie sieht die neue Königsklasse aus, die eine europäische Super League verhindern soll?
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Wie sieht das neue Format der Champions League aus?
Liga- oder Pokalwettbewerb - was ist die neue Champions League? Sie beginnt zunächst eher wie eine Liga und umfasst dabei mehr Mannschaften als bisher: Statt bislang 32 Teams sind 36 Vereine qualifiziert, die in einer gemeinsamen großen Tabelle geführt werden.
Die Klubs werden vorab gemäß ihres UEFA-Koeffizienten in vier Töpfe von jeweils neun Mannschaften aufgeteilt. Im ersten Topf befinden sich der Titelverteidiger und die acht besten Teams. Bei der Auslosung bekommt jeder Teilnehmer aus jedem Topf (auch dem eigenen) jeweils zwei Gegner zugelost. Jede Mannschaft spielt je vier Heim- und vier Auswärtsspiele. Wegen der hohen Komplexität wird die Auslosung, die am Donnerstagabend ab 18 Uhr MESZ in Monaco stattfindet, nicht mehr mit Kugeln und per Hand vorgenommen, sondern durch ein Computerprogramm durchgeführt. Klubs aus dem gleichen Land sollen in der Vorrunde nicht gegeneinander spielen, außerdem soll kein Team gegen drei Gegner aus dem gleichen Land antreten müssen.
Die besten acht Teams der Abschlusstabelle qualifizieren sich direkt fürs Achtelfinale. Die Teams auf den Plätzen 9 bis 24 spielen in einem Playoff-Modus die weiteren acht Achtelfinalplätze aus. Die Teams auf den Plätzen 25 bis 36 scheiden aus und spielen nicht in anderen europäischen Wettbewerben wie der Europa League weiter. Im K.o.-System mit Hin- und Rückspiel geht es bis zum Finale weiter, dass am 31. Mai 2025 in München stattfinden wird.
Was sind die Auswirkungen der Änderungen?
Die Anzahl der Spiele erhöht sich von 137 auf 203. In der Vorrunde sind es statt 96 Partien nun 144. Sie dauert daher länger als bisher und geht von September bis Januar. Die zusätzlichen Startplätze wurden wie folgt vergeben: Zwei gingen an die beiden Verbände, deren Klubs in der Vorsaison im Europapokal am erfolgreichsten abgeschnitten haben: Davon profitiert bei der Premiere die Bundesliga, die mit fünf Klubs am Start ist.
Die zwei verbliebenen zusätzlichen Plätze gehen an den Drittplatzierten der von der UEFA als fünftbesten geführten Liga, außerdem kommt über die Champions-League-Qualifikation ein Team mehr in die Endrunde als bisher.
Warum gab es die Reform?
Die UEFA spricht bei der Reform ihres Premium-Wettbewerbs in Anlehnung an einen schweizerischen Schachmodus vom "Schweizer Modell" und verspricht sich und den Fußballfans dadurch mehr Duelle europäischer Topmannschaften und "eine bessere Wettbewerbsbalance".
Doch andere Beweggründe dürften mindestens eine genauso große Rolle spielen: Geld und die Bedrohung der UEFA durch die Pläne zur sogenannten Super League. Mehr Spiele bedeuten für die UEFA mehr Einnahmen durch Werbung und TV-Rechtevergabe. Außerdem dürfte der Wettbewerb durch die schon in der Gruppenphase anstehenden direkten Duelle von europäischen Schwergewichten an Attraktivität hinzugewinnen. Der Vorteil der Großklubs ist dabei, dass sie sich nicht wie im K.o.-System gegenseitig eliminieren.
Selbst wenn ein Team aus den Top -Acht des Koeffizienten in der Ligaphase straucheln sollte, ist die Kluft zwischen der Spitze und dem unteren Ende der europäischen Fußballligen so groß, dass die großen Klubs mit ziemlicher Sicherheit zumindest in den Playoffs um den Achtelfinal-Einzug ihre Chancen aufs Weiterkommen wahren dürften.
Der eigentliche Grund für die Änderung des Formats des wichtigsten UEFA-Klubwettbewerbs ist aber die Bedrohung durch eine mögliche europäische Super League. Top-Klubs wie Real Madrid, Juventus Turin oder Manchester City hatten 2021 mit Plänen für einen eigenen, von der UEFA unabhängigen Wettbewerb für Aufregung gesorgt. Der erste Versuch zur Gründung dieser europäischen Super League scheiterte kurz nach der Ankündigung durch den Rückzieher eines Großteils der Klubs. Doch die Super League schwebt seitdem wie ein Damoklesschwert über der UEFA und dürfte die treibende Kraft hinter der Reform der Champions League sein.
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Wie sehen die Lostöpfe aus?
Topf 1: Real Madrid, Manchester City, Bayern München, Paris Saint-Germain, FC Liverpool, Inter Mailand, Borussia Dortmund, RB Leipzig, FC Barcelona
Topf 2:Bayer 04 Leverkusen, Atletico Madrid, Atalanta Bergamo, Juventus Turin, Benfica Lissabon, FC Arsenal, FC Brügge, Schachtjor Donezk, AC Mailand
Topf 3: Feyenoord Rotterdam, Sporting Lissabon, PSV Eindhoven, Dinamo Zagreb, RB Salzburg, Lille OSC, Roter Stern Belgrad, Young Boys Bern, Celtic Glasgow
Topf 4: VfB Stuttgart, Slovan Bratislava, AS Monaco, Sparta Prag, Aston Villa, FC Bologna, FC Girona, Sturm Graz, Stade Brest
Was ist mit den anderen Europapokal-Wettbewerben?
Die reformierte Europa League wird im gleichen Modus wie die Champions League gespielt. Auch die Conference League orientiert sich am großen Vorbild Champions League, allerdings mit sechs statt neun Teams in jedem Lostopf. Wie gehabt werden die Spiele beider Wettbewerbe am Donnerstagabend stattfinden.
Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert und am 29. August aktualisiert.
Die Rekordspieler der Champions League
Zwei Spieler des FC Bayern sind die einzigen aktiven Spieler mit den meisten Einsätzen in der Champions League, die auch diese Saison wieder in der Königsklasse des Fußballs aktiv sind. Wer ist außerdem in den Top Ten?
Bild: Irina R. Hipolito/DPPI media/picture alliance
Sergio Ramos - 142 Spiele
Der Spanier absolviert den Großteil seiner Einsätze in der Königsklasse zwischen 2005 und 2021 für Real Madrid. Mit den "Königlichen" gewinnt er 2014, 2016, 2017 und 2018 den Titel. Von 2021 bis 2023 spielt Ramos bei Paris St. Germain und wechselt dann zurück zu seinem Jugendverein FC Sevilla, mit dem er ebenfalls Einsätze in der Champions League sammelt. Seit 2024 ist er ohne Verein.
Bild: picture alliance/AFP7
Raúl - 142 Spiele
Von 1994 bis 2010 läuft Raúl für seinen Jugendklub Real Madrid in der Champions League auf. Dreimal gewinnt er den Wettbewerb mit den "Königlichen" (1998, 2000, 2002). Nach seiner langen Zeit bei den Madrilenen wechselt der Spanier im Herbst seiner Karriere zu Schalke 04 in die Bundesliga. Auch für die Königsblauen spielt er in der Saison 2010/2011 einige Male in der Königsklasse.
Bild: Daniel Ochoa de Olza/AP/picture alliance
Manuel Neuer - 144 Spiele*
Seine ersten 22 Einsätze in der Königsklasse bestreitet der Weltmeister von 2014 noch im Trikot des FC Schalke 04, der 2007/2008 und 2010/2011 in der Champions League dabei ist. Seit 2011 steht Manuel Neuer beim FC Bayern im Tor. Mit den Münchenern gewinnt er den Wettbewerb zweimal: 2013 im Finale gegen Borussia Dortmund und 2020 gegen Paris St. Germain. (*Stand: 7. November 2024)
Bild: Ulrich Wagner/picture alliance
Ryan Giggs - 145 Spiele
Wohl kaum ein anderer Spieler ist in der Champions League so oft den linken Flügel entlang gesprintet wie der Waliser. Giggs wird an seinem 17. Geburtstag Profi bei Manchester United und macht 2014 mit 40 sein letztes Spiel für die "Red Devils". Unter Trainer Alex Ferguson gewinnt Giggs mit der Generation um David Beckham insgesamt 36 Titel, darunter zweimal die Champions League (1999, 2008).
Bild: JON SUPER/AP Photo/picture alliance
Toni Kroos - 151 Spiele
Toni Kroos legt eine unglaubliche Karriere in der Champions League hin. 41 Spiele macht er für den FC Bayern, mit dem er 2013 den Titel gewinnt. Nach seinem Wechsel zu Real Madrid dreht Kroos richtig auf und holt mit den "Königlichen" fünf weitere Male den begehrtesten Pokal in Europas Klubfußball (2016, 2017, 2018, 2022, 2024). Bis zu seinem Karriereende 2024 ist er eine Säule der Mannschaft.
Bild: Manuel Reino Berengui/DeFodi Images/picture alliance
Xavi - 151 Spiele
Der Welt- und Europameister ist von 1998 bis 2015 beim FC Barcelona aktiv und bildet dort mit Andrés Iniesta ein kongeniales Mittelfeld-Duo. Xavi ist die zentrale Figur im Tiki-Taka-System Barças. Unter Pep Guardiola gewinnt er die Champions League dreimal (2006, 2009, 2011). 2015 kommt unter Luis Enrique ein weiterer Königsklassen-Titel hinzu.
Bild: Jonathan Brady/dpa/picture alliance
Karim Benzema - 152 Spiele
Der Mittelstürmer spielt für Olympique Lyon und Real Madrid in der Champions League. Nach dem Abgang Cristiano Ronaldos entwickelt sich der Franzose zur zentralen Figur in der Real-Offensive. Benzema ist einer der erfolgreichsten Torschützen des Wettbewerbs und gewinnt die Königsklasse mit Real fünfmal (2014, 2016, 2017, 2018, 2022). 2023 wechselt er nach Saudi-Arabien.
Bild: picture alliance / Newscom
Thomas Müller - 154 Spiele*
Der Angreifer des FC Bayern macht sein erstes Champions-League-Spiel im März 2009 als 19-Jähriger. Nicht nur bei der Anzahl der absolvierten Einsätze, sondern auch bei den Torjägern rangiert Müller unter den Top-Ten. Gewonnen hat er die Königsklasse mit den Bayern zweimal: 2013 im Finale gegen Dortmund und 2020 gegen PSG. (*Stand: 7. November 2024)
Bild: Matthias Schrader/AP Photo/picture alliance
Lionel Messi - 163 Spiele
Als hängende Spitze hat Barcelonas Superstar Lionel Messi zu Barças Hochzeiten alle Freiheiten - und nutzt sie. Der Argentinier, der ab 2004 17 Jahre lang als Profi für Barcelona spielt, ist vierfacher Champions-League-Sieger (2006, 2009, 2011, 2015). Von 2021 bis 2023 trägt Messi das Trikot von Paris St. Germain. Danach zieht es ihn in die USA zu Inter Miami.
Bild: Sebastian Frej/imago images
Iker Casillas - 177 Spiele
Der nur 1,82 Meter große Torwart wird bereits als 16-Jähriger in den Profikader von Real Madrid aufgenommen. Zwei Jahre später verdrängt Casillas den deutschen Weltmeister Bodo Illgner als Stammtorhüter. Dreimal gewinnt er mit Real die Champions League (2000, 2002, 2014). 2015 verlässt er seinen Jugendklub im Streit und absolviert seine letzten 27 Auftritte in der Königsklasse für den FC Porto.
Bild: Jürgen Fromme/augenklick/firo Sportphoto/picture alliance
Cristiano Ronaldo - 183 Spiele
Der Portugiese, der im Laufe seiner Karriere mit Manchester United, Real Madrid und Juventus Turin in der Champions League antritt, ist Rekordspieler und Rekordtorschütze der Königsklasse. Ronaldo gewinnt die Champions League erstmals 2008 mit Manchester. Mit Real folgen vier weitere Titel (2014, 2016, 2017, 2018). Seit 2023 verdient Ronaldo in Saudi-Arabien sein Geld.