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Chance auf Frieden im Kongo

Gernot Jaeger10. September 2004

Zentralafrika - ein Pulverfass: Bürgerkrieg in Burundi, Chaos im Kongo. Und bis heute unvergessen: Völkermord in Ruanda 1994. Der EU-Sondergesandte Aldo Ajello hat nun seinen Bericht über die Krisenregion vorgelegt.

Die jüngsten Kriegsopfer: Warten im KrankenhausBild: AP


Das Massaker im Flüchtlingslager Gatumba in Burundi war eines der schlimmsten seit dem Blutrausch von Ruanda vor zehn Jahren. Wieder waren die Opfer Tutsi und wieder waren die Täter Hutu. Zumindest haben sich die Hutu-Rebellen der burundischen Nationalen Befreiungskräfte FNL zu dem Massaker bekannt. Der EU-Sondergesandte Aldo Ajello hat den Ort des Verbrechens in Gatumba besucht. "Es war Völkermord. Die Gruppe, die zum Ziel des Massakers wurde, war eine ethnische Gruppe der Tutsi. Die Täter haben die Frauen, Kinder und Babys umgebracht", berichtet Ajello. "Die Vereinten Nationen müssen das untersuchen. Der Bericht muss ganz klar sagen, wer die Täter waren, und die müssen dann so schnell wie möglich vor Gericht kommen."


Die Spur zu den Tätern

Überlebende erzählten, es seien auch Hutu-Gruppen aus Ruanda und kongolesische Truppen unter den Tätern gewesen. Dadurch könnte das Massaker Sprengkraft für die gesamte Region entwickeln. Aldo Ajello fordert deshalb konkrete Reaktionen und Strafen für die Täter. Wer für was verantwortlich ist, soll nun eine internationale Untersuchung klären. Ajello hat sich aber nicht allein über die Vorfällen in Gatumba informiert. Er besuchte auch die Demokratische Republik Kongo. Dort drohte die ehemalige Rebellengruppe RCD-Goma ("Sammlungsbewegung für einen Demokratischen Kongo") aus der Regierung auszutreten - eine ernstzunehmende Gefahr für den Friedensprozess. Doch inzwischen sei der Konflikt beigelegt, sagte Ajello in Brüssel. Die EU, die UNO und die USA hätten dabei an einem Strang gezogen: "Ich denke, wir haben die Krise gut gemeistert. Die Gruppe kehrt zurück in die Regierung. Jetzt wird dort über die Punkte verhandelt, wegen derer sie austreten wollte." Doch stabil ist der Kongo damit noch lange nicht.

Internationale Herausforderung

Das Land ist reich an Bodenschätzen. Doch die können regionale Kriegsfürsten nun mal besser für die eigene Tasche ausbeuten, wenn es keine funktionierende Zentralregierung gibt. Trotzdem sieht Aldo Ajello aber Chancen für mehr Stabilität in der Demokratischen Republik Kongo und auch in der gesamten Region rund um die Großen Seen Zentralafrikas. Auch wenn die Abwesenheit von Krieg noch keinen echten Frieden bedeute. Druck machen kann die internationale Gemeinschaft allerdings kaum. Gerade einmal 11.000 UNO-Soldaten sind im Kongo stationiert, damit lässt sich der zweitgrößte Staat Afrikas nicht kontrollieren. Außerdem handelt es sich um Friedenstruppen, die nicht den Auftrag haben, sich mit Gewalt gegen Rebellengruppen zu stellen. Deshalb fordert der Sondergesandte Ajello eine bessere Ausrüstung dieser Truppen. Verstärkung aus Europa soll es aber bis auf weiteres nicht geben.

Im Kongo-Krieg kämpftenTruppen aus bis zu sieben Ländern.Bild: AP
Nach dem Massaker: Massenbeerdigung in Gatumba.Bild: AP
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