Er war einer der größten Komiker und Schauspieler aller Zeiten. Seine letzten 25 Lebensjahre verbrachte Charlie Chaplin in der Schweiz. In seiner ehemaligen Villa eröffnete nun ein Chaplin-Erlebnis-Museum.
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Vor 125 Jahren geboren: Charlie Chaplin
Er war lange der berühmteste Star des Kinos. Charlie Chaplin, Schauspieler und Regisseur, Drehbuchautor und Komponist in einem. Unvergessen seine Auftritte als Tramp. Seine Filme faszinieren noch heute Millionen.
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Humor & Melancholie
Schwarzes Bärtchen und Melone, Spazierstock und Watschelgang in übergroßen Schuhen - die Markenzeichen Charlie Chaplins dürften den meisten Menschen auch heute noch vertraut sein. Wie in einem seiner ersten großen Erfolge "The Kid" (1921) stand "der Tramp" immer für beides: Humor und Witz sowie Verzweiflung und Melancholie.
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Erst arm, dann ein Weltstar
Geboren 1889 (wahrscheinlich in) London, gestorben 1977 in der Schweiz - dazwischen lag ein Leben mit vielen Filmerfolgen, aber auch einigen gesellschaftlichen Skandalen. Charles Spencer Chaplin stammte aus ärmlichsten Verhältnissen und verdiente in Hollywood Millionen. Sein Film "Goldrausch" von 1925 thematisierte dieses Spannungsverhältnis: triste Realität und der Traum von Gold und Reichtum.
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Zwischen Stille und Tönen
Die meisten Werke Chaplins entstanden in der Ära des Stummfilms. An "Lichter der Großstadt" ("City Lights") arbeitete er in den Jahren des Umbruchs zum Tonfilm. Doch Chaplin war kein Freund des "Sprechfilms". Er verwendete die Tonspur nur sparsam und fast experimentell. Seine Filme geben ihm recht. Mimik und Pantomime, Gestik und Ausdruck - all das funktioniert bei Chaplin-Filmen auch heute noch.
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Viele Frauen, einige Ehen...
Charlie Chaplin war ein Freund der Frauen und heiratete insgesamt viermal. Hier sind seine zweite Ehefrau Lita Grey Chaplin und zwei seiner Kinder im Jahre 1931 zu sehen. Hingezogen fühlte sich der Star auch immer zu jungen Mädchen. Das brachte ihm oft Ärger ein. In den USA, aber auch in seiner Heimat England, wurde er deshalb von Moralaposteln heftig kritisiert.
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Gesellschaftskritik
Nur in seinen allerersten Filmen spielte Chaplin unsympathische Charaktere. Schnell schlüpfte er dann in die Rolle, die seine Filme fortan prägen sollte: die des Underdogs, der sich gegen die misslichen Dinge des Lebens zur Wehr setzt. In späteren Meisterwerken wie "Modern Times" (1936) fand er auch zu einer profunden Gesellschaftskritik - der Mensch im Räderwerk der Industrialisierung.
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Aufstand gegen Hitler
Ein zeitloses Meisterwerk schuf Charlie Chaplin 1940 mit seinem Film "Der große Diktator". Der kaum für möglich gehaltene Versuch, sich Adolf Hitler und den Nazis satirisch zu nähern - Chaplin glückte er. Später meinte Chaplin, dass er den Film mit dem Wissen über die Konzentrationslager damals wohl nie gedreht hätte. Und doch: "Der große Diktator" ist auch heute noch sehenswert.
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Reflexion über die eigene Rolle
In seinem Spätwerk "Limelight" ("Rampenlicht") verarbeitete Chaplin auch viel selbst Erlebtes. Thematisiert wird das Auf und Ab von Bühnenkünstlern. Die Premiere des Films fand 1952 statt, zu einem Zeitpunkt, an dem Chaplin in den USA geächtet wurde. Dort warf man dem Künstler vor, dem Kommunismus nahezustehen. Chaplin, der gerade in England war, durfte nicht in die USA zurückzukehren.
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Letztes Werk erfolglos
Nach zehn Jahren Pause inszenierte Charlie Chaplin in Europa 1967 noch einmal einen Film: "Die Gräfin von Hongkong". Mit den beiden Stars Sophia Loren und Marlon Brando fand er eine prominente Besetzung. Doch der Film wurde kein kommerzieller Erfolg. Seine letzten Lebensjahrzehnte verbrachte Chaplin in der Schweiz. Nur ein Mal kehrte er kurz in die USA zurück.
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Noch heute überall präsent
Es gibt wohl bis heute keine andere Figur der Kinogeschichte, die so präsent ist wie Charlie Chaplin. Ob in der Werbung, in Shopping-Centern, auf Plakaten, Bildern oder im Internet - auf die Figur des Tramp mit den typischen Insignien des Schauspielers Charlie Chaplin trifft man überall und jederzeit. Chaplin hat die Zeiten überdauert - obwohl seine größte Zeit als Regisseur lange zurückliegt.
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Eine Kultfigur wird 125
Auch diejenigen, die nicht mit Charlie Chaplin und seinen Filmen aufgewachsen sind, kennen den Tramp. "Er war kein Hollywoodstar", sagt die amerikanische Chaplin-Expertin Lisa Stein Haven, "denn Hollywood gab es noch gar nicht, während er schon ein Star war." Und so kann man auch heute noch sagen: Charlie Chaplin ist weit mehr als ein Schauspieler. Er ist eine Legende.
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Der kanadische Kulturmäzen Yves Durand hatte im Jahr 2000 ein großes Ziel: Auf Charlie Chaplins Schweizer Landsitz "Le Manoir de Ban" in Corsier-sur-Vevey am Genfer See sollte ein neues Museum für den weltberühmten Schauspieler und Regisseur entstehen. Über 15 Jahre hat es gedauert bis Durand sein Ziel umsetzten konnte, nicht zuletzt wegen vieler Rechtsstreitigkeiten. Die Schweizer befürchteten ein weiteres "Disneyland" in ihrer schönen Natur.
Am 15. April, ein Tag vor dem 127. Geburtstag von Charlie Chaplin war es dann soweit: "Chaplin's World by Grévin" war endlich fertig. "Kein anderes Museum der Schweiz wird Menschen vom anderen Ende der Welt anziehen", kommentiert Durand selbstbewusst sein Projekt. Der Generaldirektor des neuen Museums, Jean-Pierre Pigeon, rechnet mit über 300.000 Besuchern jährlich.
Konzipiert hat das Chaplin-Museum die französische Firma Grévin
Als Charlie Chaplin 1952 auf einer Europatournee seinen Film "Rampenlicht" präsentierte, wurde er von den USA aus politischen Gründen ausgebürgert. Mit seiner Frau Oona O'Neill und den gemeinsamen acht Kindern ließ er sich in der Schweiz nieder. In Corsier-sur-Vevey fanden sie ein Herrenhaus im neoklassizistischen Stil mit einem 14 Hektar großen Park - an den Hängen zwischen See und Bergen gelegen. "Der weite Raum tut der Seele gut: Er erweitert den Horizont und erfrischt den Geist", schwärmte Chaplin von seiner neuen Heimat.
Dieses Gefühl sollen auch die Museumsbesucher nachempfinden können. Schließlich hatte Ives Durand Chaplins Kinder von dem Museum überzeugt, indem er ihnen versicherte, er wolle den großen Komiker nicht interpretieren, sondern für sich selbst sprechen lassen. Konzipiert wurde das Museum von der französischen Firma Grévin, die bereits international Museen und Freizeitparks gestaltet hat. Sie verspricht "eine Inszenierung, die den Besucher in ein Universum voller Illusionen und Träume versetzt". Die Besucher sollen nicht nur den Künstler, sondern vor allen Dingen den Menschen Chaplin näher kennenlernen: Charlie Chaplin der Frauenheld, der Naturfreund, der Angler, der Fondue und Kirschbrand liebte.
Seine Kindheit in Waisenhäusern verarbeitet Charlie Chaplin in "The Kid"
Charles Spencer Chaplin wurde 1889 als Sohn der Schauspielerpaars Charles und Hannah Chaplin in London geboren. Sein Vater starb früh, seine Mutter war häufig in psychiatrischen Kliniken. So wuchs Charlie Chaplin vor allem in Waisenhäusern auf. Ein Thema, dass er unter anderem in seinem berühmten Klassiker "The Kid" 1921 verarbeite. Chaplin gehörte zu den beliebtesten Stummfilmkomikern seiner Zeit, der das Genre der Filmkomödie entscheidend prägte. So brach seine Figur des zerlumpten "Tramps" mit der Tradition des Stummfilms, wo die Helden bis dahin meist elegant und perfekt daherkamen.
Seine typische Filmfigur mit Schnurbart, zu großen Hosen, Melone, ausgebeuten Schuhen und Gehstock hatte er 1914 in dem Film "Seifenkistenrennen in Venice" etabliert. Unvergessen auch seine Filme "Moderne Zeiten", in dem es um die industrielle Revolution geht, "Der große Diktator", der sich mit dem Faschismus auseinandersetzt oder der Film "Goldrausch", in dem die Materialisierung der Welt thematisiert wird.
Nach dem Zweiten Weltkrieg - Chaplin hatte längst eigene Produktionsfirmen in Hollywood - war die politische Lage angespannt. Der amerikanische Senator Joseph McCarthy verschärfte im Kalten Krieg seine Antikommunismus-Kampagne gegen angeblich linke Schauspieler und Regisseure. Davon war auch Charlie Chaplin betroffen. Er durfte 1952 aus Euopa nicht mehr in die USA zurückkehren. Erst 1972, als er den Oscar für sein Lebenswerk erhielt, wurde er rehabilitiert - fünf Jahre vor seinem Tod.
Charlie Chaplins Koffer aus "The Tramp" ist auch dabei
Yves Durand entwickelte das Museum zusammen mit dem Architekten Philippe Meylan. "Le Manoir de Ban" wurde komplett ausgehöhlt. Unter anderem entstand ein neues Studiogebäude, in dem es um Chaplin als Künstler geht. Hier befindet sich ein Kinosaal mit 150 Plätzen, wo alle Klassiker von Charlie Chaplin zu sehen sind. 81 Filme und 15.000 Fotografien werteten die Kuratoren des neuen Museums aus, um alles so originalgetreu wie möglich herzurichten.
Außerdem gibt es zahlreiche Erinnerungsstücke zu sehen, die Charlie Chaplins Kinder beigesteuert haben. Darunter Fotoalben oder Familienfilme und auch der Koffer aus "The Tramp", das typische Markenzeichen des traurig-komischen Filmhelden. Chaplin starb im Dezember 1977 im Alter von 88 Jahren. Der Komiker lebte bis zu seinem Tod auf seinem Landsitz in der Schweiz.