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Anthony Hopkins ist 80

31. Dezember 2017

Er kann Gott spielen, den US-Präsidenten, den Papst und sogar einen menschenfressenden Serienmörder: Anthony Hopkins schlüpft seit 50 Jahren in die verschiedensten Rollen. Alle hat er brillant verkörpert.

Anthony Hopkins, Schauspieler
Bild: picture-alliance/dpa/Facundo Arrizabalaga

Als grausamer Hannibal Lecter im "Schweigen der Lämmer" wird Anthony Hopkins Zeit seines Lebens der genialste Psychopath der Filmgeschichte bleiben: Lecter ist eigentlich brillanter forensischer Psychiater, hat aber die Angewohnheit seine Patienten nicht  zu heilen, sondern sie zu ermorden und Teile von ihnen zu verspeisen. Er wird geschnappt und sitzt seit acht Jahren in Sicherheitsverwahrung. Das FBI sucht einen Serienkiller und setzt die junge Polizeianwärterin Clarice Starling (Jodie Foster) auf Lecter an: Ausgerechnet er soll ihr Informationen zu dem Täterprofil des Serienmörders geben.

Lecter sitzt in einer Zelle am Ende eines düsteren Ganges. Die zierliche Clarice muss den ganzen Gang entlang laufen, vorbei an Zellen mit den widerlichsten Verbrechern, die ihr zuraunen, sie anstarren, obszöne Gesten machen. Welches Monster erwartet sie am Ende des Ganges? Fix und fertig kommt Starling vor der Zelle mit Lecter an: Er steckt nicht hinter Gittern, sondern hinter einem dicken Sicherheitsglas. Und steht dort, wirkt in seinem Anstaltsoverall wie ein harmloses Männchen. Sehr schnell ergibt sich in der ersten Konversation zwischen den beiden: Von dem "Männchen" geht eine diabolische Faszination aus - Lecter mag sicher hinter den Panzerglasscheiben verwahrt sein, doch seine Mimik und seine Worte sprechen eine andere Sprache. Lecter gibt Clarice ein paar Hinweise, nicht ohne innerhalb von wenigen Minuten Clarices Psyche zu sezieren. Natürlich kommt es im Verlauf des Films zu Momenten, in denen Lecter zeigt, dass außer einem genialen Verstand immer noch ein grausamer Kannibale in ihm steckt.

Auch in diesem Zustand darf man Lecter keine Sekunde aus den Augen lassenBild: picture-alliance/dpa

Hopkins schaffte es, selbst gefesselt und fixiert und mit einer Ledermaske im Gesicht der Figur Hannibal Lecter die Aura einer tickenden Zeitbombe zu geben. Und: Er brauchte nur 16 Leinwand-Minuten, um sich mit diesem Auftritt in den Hollywood-Olymp zu katapultieren.

Vom Theater auf die Leinwand

Hopkins hat ein klassisches Schaupielstudium am Cardiff College of Drama in Wales absolviert. Unter Regisseur Sir Laurence Olivier hat er sich am National Theatre bereits Anfang der 1960er Jahre einen guten Ruf als Schauspieler erworben. Dann holte ihn Anthony Harvey für den Film "Der Löwe im Winter" 1968 vor die Kamera. Hopkins gab als Richard Löwenherz ein erfolgreiches Kinodebüt an der Seite von Peter O'Toole.

Bei der Nixon-Biografie führte 1995 Oliver Stone RegieBild: picture alliance/United Archives/IFTN

Trotz des Erfolges blieb Hopkins dem Theater treu, spielte an britischen Bühnen und am Broadway. Doch immer wieder spielte er auch Rollen in TV-Serien, -Filmen oder im Kino. Denn damit ließ sich wenigstens gutes Geld verdienen. Die Schauspielerei verdrängte schließlich Hopkins' zweites Steckenpferd: die Musik. Denn eigentlich wollte er Musiker werden. Dass er auch dort Talente vorzuweisen hat, zeigt die Arbeit an dem Soundtrack für seinen Film "August" (1996), der allerdings kommerziell nicht erfolgreich war.

Ein großer Erfolg dagegen war sein Leinwandauftritt als Arzt in David Lynchs "Elefantenmensch" (1980). Als grausamer Captain Bligh brillierte er in der 1984er Verfilmung der "Bounty". Doch erst nach dem Auftritt als Lecter in "Das Schweigen der Lämmer" (1991) kam der große internationale Durchbruch für den Schauspieler.

Keine Angst vor B-Movies

Von da an drehte er einen Film nach dem anderen, manchmal vier Filme pro Jahr. 1992 gab es für die Rolle des Lecter den ersten Oscar als bester Hauptdarsteller, es folgten weitere Oscar-Nominierungen, ein Golden Globe, Emmys und weitere hochdotierte Filmpreise.

Die Kölner Kultkneipe "Im Stiefel" war Drehort für "Collide"Bild: Olga Prokopenko

Zwei Mal noch spielte Hopkins den Lecter, hochgelobt wurde er aber auch für seine Leistungen in Filmen wie "Was vom Tage übrig blieb" (1993), "Nixon" (1995) oder "Hitchcock" (2012), in dem er den legendären Filmemacher verkörpert. Er hat mit den größten Regisseuren gedreht: Sir Richard Attenborough, Oliver Stone, Steven Spielberg, Francis Ford Coppola, David Lynch und Jonathan Demme, der beim "Schweigen der Lämmer" im Regiesessel saß.

Auch wenn Hopkins sich als Charakterdarsteller hervorgetan hat, Ausflüge in B-Movies und Kassenflops konnten seinem Image nicht großartig schaden. 2014 war ganz Köln außer Rand und Band, als dort die Dreharbeiten für den Film "Collide" stattfanden. Straßenzüge und Stadviertel waren gesperrt, als Szenen für den Film dort gedreht wurden - unter anderem mit Anthony Hopkins und Ben Kingsley. So stolz die Kölner auch darauf waren, dass Hollywood in die Domstadt gekommen war - das Ergebnis erwies sich als peinlicher Kassenflop.

Mit 80 geht Hopkins nicht in den Ruhestand. Er steht seit 2014 in der Serie "Westworld" als machthungriger Chef eines futuristischen Vergnügungsparks vor der Kamera - und demnächst wird er in der Netflix-Serie "The Pope" Papst Benedikt XVI. spielen.

"Ein bisschen Spaß haben"

Anthony Hopkins als Dr. Robert Ford in "Westworld" - ein Serien-Remake des Kinoklassikers aus dem Jahr 1973Bild: picture-alliance/AP Photo/John P. Johnson/HBO

Die Karriere hat im Privatleben Hopkins' Spuren hinterlassen. Er galt immer als menschenscheuer Einzelgänger, das ging schon in der Schule los, als er sich lieber mit seinem Klavier beschäftigte als mit seinen Kumpels. Er wurde gemobbt, weil er ein bisschen langsamer war als die anderen Schüler. Als Erwachsener legte sich der Schauspieler des öfteren mit seinen Regisseuren an, hinzu kamen ein Alkoholproblem und mehrere zerbrochene Beziehungen. Dreimal hat Hopkins geheiratet.

1993 wurde er von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen - seitdem trägt er den Titel Sir Anthony Hopkins.

Ein Erfolgrezept hat Hopkins nicht. Er habe einfach nur Glück gehabt, sagte er dem US-Magazin "Men's Health": "Manchmal kommt man an eine Tür, hat Glück, und sie öffnet sich." Man könne nur wenige Dinge steuern. "Ich denke, man soll im Leben sein Bestes geben, freundlich, großzügig und hilfsbereit sein und dabei ein bisschen Spaß haben."

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
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