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Politik

"Charlie Hebdo" sorgt für Empörung

23. August 2017

Die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" hat nach dem Anschlag von Barcelona mit einer Titelseite Diskussionen und Kritik ausgelöst. Derweil stoßen Ermittler auf zahlreiche Verbindungen der Terroristen ins Ausland.

Screenshot Facebook Charlie Hebdo Barcelona Terror
Bild: Facebook/Charlie Hebdo

Zwei Menschen liegen in Blutlachen, während im Hintergrund ein Lieferwagen davonfährt. Daneben steht: "Islam, Religion des Friedens ... des ewigen Friedens!". Mit dieser Titelseite hat die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" einmal mehr für Aufregung gesorgt. Eine Reihe von Nutzern sozialer Netzwerke reagierte empört und warf dem Blatt unter anderem vor, Stimmung gegen Muslime zu machen. 

Eine Twitter-Nutzerin schrieb, sie sehe den Sinn der Titelseite nicht, "außer Hass und Islamophobie noch weiter anzuheizen". Ein Facebook-Kommentar warf dem Blatt vor, das Spiel der extremen Rechten zu spielen. Der frühere sozialistische Minister Stéphane Le Foll kritisierte im Sender BFMTV: "Zu sagen, dass der Islam als Ganzes eine 'Religion des Friedens' sei - also unterschwellig eine 'Religion des Todes' - ist extrem gefährlich." Jeder Journalist habe die Pflicht zu "Verantwortungsbewusstsein".

Andere Nutzer verteidigten das Blatt hingegen und verwiesen auf die Redefreiheit. Im Editorial der am Mittwoch erschienenen Ausgabe kritisiert der unter dem Künstlernamen Riss bekannte Redaktionsleiter Laurent Sourisseau, dass die Debatten "über die Rolle der Religion und insbesondere des Islams" bei Anschlägen komplett verschwunden seien. "Heute stellt sich niemand mehr Fragen über die Rolle des Islams in der Ideologie des sogenannten Islamischen Staats." Islamismus und Islam seien aber miteinander verbunden.

Blumen erinnern in Barcelona an die TotenBild: picture-alliance/NurPhoto/X. Bonilla

Die umstrittene Zeichnung wird auch auf dem Cover der deutschen Ausgabe von "Charlie Hebdo" erscheinen, die an diesem Donnerstag herauskommt. 

Trauermarsch nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo"Bild: REUTERS/Y. Herman

Die religionskritische Satirezeitung, die mit der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen den Hass von Islamisten auf sich gezogen hatte, war im Januar 2015 Ziel eines Anschlags geworden. Zwei Islamisten stürmten die Redaktionsräume in Paris und erschossen zwölf Menschen, unter ihnen einige der bekanntesten Karikaturisten des Blattes. Der Anschlag sorgte weltweit für Entsetzen und löste eine beispiellose Welle der Solidarität unter dem Motto "Ich bin Charlie" aus.

Verbindungen der Terroristen ins Ausland

Im Zuge der Ermittlungen zu den Anschlägen von Barcelona verdichteten sich derweil die Hinweise auf enge Beziehungen der Terrorzelle ins Ausland. In den Trümmern des Hauses der Gruppe im katalanischen Ort Alcanar südlich von Barcelona entdeckte die Polizei unter anderem mehrere Flugtickets, wie Medien unter Berufung auf Ermittlerkreise berichteten. Das Haus, in dem die Zelle ihre Taten geplant haben soll, war am vorigen Mittwoch kurz vor den Anschlägen in Katalonien explodiert. Die Flugscheine seien unter anderem nach Brüssel auf den Namen des Imams Abdelbaki Es Satty ausgestellt. Der Imam gilt als Kopf der Terrorzelle. Er starb nach Polizeiangaben bei der Explosion. 

Die Zeitung "El País" berichtete am Mittwoch in ihrer Onlineausgabe, mindestens drei der vorwiegend aus Marokko stammenden mutmaßlichen Mitglieder der Terrorgruppe seien in den Tagen vor den Anschlägen in das nordafrikanische Land, aber auch nach Belgien, in die Schweiz und nach Frankreich gefahren oder geflogen. Der Grund dieser Reisen sei den Ermittlern noch nicht bekannt, hieß es.

"Charlie Hebdo" hat mit seinen Titelseiten immer wieder weltweite Proteste von Muslimen ausgelöst, hier Ende Januar 2015 in PakistanBild: Reuters/A. Hussain

Sie hätten in einem Hotel im Pariser Vorort Malakoff übernachtet, sagte Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins. Innenminister Gérard Collomb hatte kurz zuvor bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem spanischen Amtskollegen erklärt: "Wir versuchen (...) herauszufinden, warum die Täter des Anschlags nach Paris gekommen waren und was sie in der Pariser Region gemacht haben." Der Chef-Ermittler äußerte sich nicht im Detail zu den Verdächtigen von Paris. Es handele sich wohl um zwei bis drei Menschen, aber das müsse nachgeprüft werden. Untersucht werde unter anderem, ob "die Terroristen" in Frankreich mit anderen Personen in Kontakt waren, sagte Molins. 

Beim Anschlag mit einem Lieferwagen auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas und einer vereitelten Attacke im ebenfalls in Katalonien liegenden Ort Cambrils wurden am Donnerstag insgesamt 15 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt. Die Terrormiliz IS bekannte sich zu den Taten. 

Die dafür verantwortliche Terrorzelle wurde nach Polizeiangaben zerschlagen. Acht mutmaßliche Terroristen sind tot, gegen drei Verhaftete laufen Ermittlungen, ein vierter Mann wurde am Mittwochabend wieder auf freien Fuß gesetzt

stu/qu (afp, dpa)

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