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"Recht auf Blasphemie"

13. Januar 2015

Jetzt erst recht: Nach dem blutigen Angriff auf die "Charlie Hebdo"-Redaktion erscheint die nächste Ausgabe der französischen Satirezeitschrift mit einem Mohammed-Titel. Und mit einer Rekord-Auflage.

Karikatur auf Charlie Hebdo-Cover / Ausschnitt (Quelle: CHARLIE HEBDO)
Titelblatt (Ausschnitt)Bild: CHARLIE HEBDO

Auf Seite eins der Zeitschrift, die in der Nacht zum Dienstag veröffentlicht wurde, ist der islamische Prophet mit einem Plakat mit der Aufschrift "Je suis Charlie" (Ich bin Charlie) zu sehen. Über der Zeichnung steht in großen Buchstaben "Tout est pardonné" (Alles ist vergeben).

Das Blatt erscheint wieder am Mittwoch - genau eine Woche nach dem Anschlag radikaler Islamisten, bei dem im Pariser "Charlie Hebdo"-Redaktionsgebäude elf Menschen getötet wurden. Auch Chefredakteur Stéphane Charbonnier und vier andere Karikaturisten starben.

Der Geist von "Je suis Charlie"

Der Anwalt des Magazins, Richard Malka, teilte mit, der Geist von "Je suis Charlie" bedeute auch ein "Recht auf Blasphemie". Seit 22 Jahren habe es keine Ausgabe des Magazins gegeben, in der nicht der Papst, Jesus Christus, Bischöfe, Rabbiner, Imame oder der Prophet Mohammed karikiert worden seien.

Am Sonntag hatten in ganz Frankreich fast vier Millionen Menschen, davon allein 1,6 Millionen in Paris, unter anderem für die Meinungsfreiheit demonstriert. Viele der Teilnehmer trugen dabei Plakate mit der Aufschrift "Je suis Charlie". Mit dem Slogan protestieren seit Tagen Menschen weltweit gegen den Angriff auf die Redaktion von "Charlie Hebdo".

Der Gedenkmarsch in ParisBild: picture-alliance/dpa

3.000.000!

Von der Zeitschrift sollen in dieser Woche drei Millionen Exemplare gedruckt werden. Das enorme Interesse weltweit rechtfertige diese hohe Auflage, teilte der Vertrieb MLP mit.

Üblicherweise werden 60.000 "Charlie Hebdo"-Exemplare gedruckt, von denen etwa 30.000 verkauft werden. Statt der üblichen 16 Seiten sind diesmal nur acht vorgesehen. Während sonst lediglich rund 4000 Exemplare ins Ausland gehen, sollen diesmal etwa 300.000 Hefte in 25 Länder geliefert werden.

"Charlie Hebdo" vom 14. Januar 2015, Seite 1Bild: CHARLIE HEBDO

Seit Freitag arbeiteten rund ein Dutzend Mitarbeiter an der neuen Ausgabe. Die linksgerichtete Zeitung "Libération" hat die verbliebenen Mitarbeiter von "Charlie Hebdo" in ihren Redaktionsräumen untergebracht, weil die Büros des Satireblatts wegen der laufenden Ermittlungen derzeit nicht genutzt werden können. Bereits im Jahr 2012, als die Redaktionsräume von "Charlie Hebdo" nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen durch einen Brandanschlag verwüstet wurden, hatte "Libération" die Kollegen vorübergehend beherbergt.

Beleidigung des Islam

Nach den Glaubensvorstellungen von Muslimen sollen weder Gott noch Mohammed oder andere Propheten bildlich dargestellt werden. Ein ausdrückliches Bilderverbot enthält der Koran zwar nicht, dennoch setzte es sich im Islam durch. Konservativen Muslimen gelten Darstellungen Mohammeds als Beleidigung ihrer Religion.

wa/jj (afp, dpa)

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