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"Charlie Hebdo": Neue Chamenei-Karikaturen

11. Januar 2023

Das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" veröffentlicht trotz Protesten und diplomatischen Spannungen mit dem Iran erneut kontroverse Karikaturen.

Ali Chamenei vor einem Mikrofon.
Ajatollah Ali Chamenei ist Irans Staatsoberhaupt und Religionsführer zugleich Bild: Iranian Supreme Leader'S Office/Zumapress/picture alliance

Sowohl auf der Titelseite als auch im Inneren des am Mittwoch (11. Januar 2023) erschienenen Hefts sind Zeichnungen zu sehen, die das geistliche Oberhaupt des Iran und andere Geistliche verspotten. "Die Mullahs sind nicht glücklich", schreibt "Charlie Hebdo"-Redaktionschef Riss. Die Chamenei-Karikaturen "scheinen sie nicht zum Lachen gebracht zu haben".

Nach der ersten Veröffentlichung versammelten sich Demonstranten vor der französischen Botschaft in Teheran und verbrannten französische Fahnen als Protest gegen die KarikaturenBild: Atta Kenare/AFP

Damit bezieht sich Riss auch auf die Veröffentlichung von Chamenei-Karikaturen in der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" vergangene Woche (4. Januar 2023). Das iranische Außenministerium hatte den französischen Botschafter in Teheran einbestellt sowie das französische Forschungsinstitut "IFRI" in Teheran geschlossen und mit weiteren Konsequenzen gedroht. Dies sei "ein erster Schritt" in Reaktion auf die Karikaturen gewesen, erklärte daraufhin das iranische Außenministerium laut Nachrichtenagentur AFP. 

Die "Charlie Hebdo"-Karikaturen über das iranische Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Chamenei wurden erstmals am 4. Januar 2023 veröffentlichtBild: Charlie Hebdo/Ebrahim

Die französische Außenministerin Catherine Colonna sagte dazu dem französischen TV-Sender LCI: "Wir sollten uns daran erinnern, dass in Frankreich Pressefreiheit herrscht, im Gegensatz zu dem, was im Iran geschieht." Diese Freiheit werde von einer unabhängigen Justiz überwacht, in Frankreich gebe es kein Blasphemie-Verbotsgesetz.

Colonna prangerte zudem die Inhaftierung von sieben französischen Staatsbürgern im Iran an. Am Dienstag (3. Januar 2023) gab die iranische Justizbehörde bekannt, dass zwei der im Iran festgenommenen französischen Staatsangehörigen nach Spionagevorwürfen angeklagt worden seien. 

Cyberangriff auf die Website von "Charlie Hebdo"

Am Sonntag nach der ersten Veröffentlichung versammelten sich mehrere Dutzend Iraner vor der französischen Botschaft in Teheran und verbrannten französische Fahnen. Außerdem wurde ein Cyberangriff auf die Website von "Charlie Hebdo" verübt.

Die Chamenei-Karikaturen scheinen die Ayatollahs "nicht zum Lachen gebracht zu haben", meint "Charlie Hebdo"-Redaktionschef RissBild: Charlie Hebdo/Ghalamfarsa

"Ein Computerangriff verursacht keine Toten, aber er setzt den Ton", schreibt der Verlagsleiter Riss in der aktuellen "Charlie Hebdo"-Ausgabe weiter. 2015 war die Zeitschrift zum Ziel eines islamistischen Anschlags in Paris geworden, nachdem das Blatt mit der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen weltweit Empörung unter strenggläubigen Muslimen ausgelöst hatte. Elf Menschen starben damals in den Büros der Zeitung. Auch Riss selbst war damals Opfer und überlebte nur, weil er sich tot gestellt hatte. 

"Charlie Hebdo" auf Irans Sanktionsliste

Außenminister Hossein Amir-Abdollahian schrieb am Vortag auf Twitter: "Wir werden die beleidigende und unanständige Handlung einer französischen Zeitschrift, die die Karikaturen über religiöse und politische Autoritäten veröffentlicht hat, nicht ohne eine entschlossene und wirksame Antwort belassen."

Man werde nicht zulassen, dass die französische Regierung ihre Grenze überschreite. "Sie hat definitiv den falschen Weg gewählt. Zuvor haben wir diese Zeitschrift in die Sanktionsliste aufgenommen", heißt es in dem Tweet weiter. 

Wettbewerb für Sonderausgabe zum 7. Januar

Die Wochenzeitung hatte in der vergangenen Woche in einer Sonderausgabe zum Jahrestag des tödlichen Anschlags auf ihr Pariser Büro bereits dutzende Karikaturen über den obersten geistlichen Führer veröffentlicht. Die Zeitschrift erklärte, die Karikaturen seien Teil eines Wettbewerbs, den sie im Dezember zur Unterstützung der regierungskritischen Proteste im Iran ausgeschrieben hatte.

Seit Monaten wird der Iran von einer Welle von Protesten und Repressionen erschüttert, die durch den Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Mahsa Amini am 16. September 2022 ausgelöst wurden. Amini starb nach ihrer Festnahme durch die "Sittenpolizei", die ihr vorwarf, gegen die Kleiderordnung verstoßen zu haben. Seitdem wurden laut Menschenrechtsorganisationen hunderte Zivilisten getötet.

Veröffentlichung der ausgewählten Karikaturen erzürnt Iran

In einer Sonderausgabe des Satiremagazins zum Jahrestag des tödlichen Anschlags auf das Pariser Büro von "Charlie Hebdo" am 7. Januar 2015 wurde nun eine Auswahl an Chamenei-Karikaturen aus dem Wettbewerb veröffentlicht. Auf der Titelseite heißt es: "Mullahs, geht dahin zurück, wo ihr herkommt". Darauf sieht man kleine Figuren, die iranische Mullahs darstellen und in die Vagina einer deutlich größeren nackten Frau marschieren - eine Art umgedrehter Geburtsvorgang.

Der Anschlag 2015 war von Al-Qaida-Terroristen verübt worden, die erklärten, sich für die Veröffentlichung von Karikaturen des Propheten Mohammed zu rächen. Bei dem Anschlag kamen zwölf Menschen ums Leben.

pr/rbr/jdw/kt/pg (dpa, afp, EFE)

Dieser Artikel wurde am 11.1.23 aktualisiert

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