Seit fast 60 Jahren gibt er bei den Rolling Stones den Takt vor. Jetzt feiert Charlie Watts seinen 80. Geburtstag - und hätte nichts gegen die Rente.
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Diese Schlagzeuger haben Musikgeschichte geschrieben
Eine Band ist immer nur so gut wie ihr Drummer. Bühne frei für die berühmtesten Schlagzeuger: von "Rolling Stones"-Drummer Charlie Watts bis Dave Grohl.
Bild: Ennio Leanza/dpa/picture alliance
Charlie Watts
Der gelernte Jazz-Schlagzeuger Charlie Watts stieß 1963, kurz nach Gründung der Band, zu den "Rolling Stones". Sein Spiel ist wie sein Auftreten: direkt und schnörkellos. Sein stoisches Gesicht beim Spielen ist über die Jahrzehnte zu einer Art Markenzeichen geworden. Watts hat eine Jahrzehnte währende Alkoholabhängigkeit und Kehlkopfkrebs überstanden und ist noch immer in Topform.
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Gene Krupa
Der Sohn polnischer Einwanderer spielte unter anderem bei der Jazzlegende Benny Goodman und wurde zu einer der Schlüsselfiguren des Swing. 1938 gründete er seine eigene Big Band, "Gene Krupa and His Orchestra", mit der er von Beginn an Hits in den US-Charts verbuchte. Er war einer der ersten Drummer, die das Schlagzeug als klingendes Instrument und nicht nur als bloßen Taktgeber berühmt machten.
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Tony Williams
Tony Williams gilt als einer der wichtigsten Drummer der Nachkriegszeit. Schon als Williams 17 war, holte Miles Davis das Wunderkind in sein Quintett. Da er für die Jazzclubs zu jung war, musste er sie an Konzertabenden oft durch den Hintereingang betreten. Seine Technik, Präzision und Schnelligkeit sind auch aus heutiger Sicht noch immer atemberaubend. Williams starb bereits 1997 an Herzversagen.
Bild: National Jazz Archive/picture alliance
Ringo Starr
Ringo Starr war in seiner Funktion als "Beatles"-Schlagzeuger der erste echte Weltstar an den Drums. Aus dem Jazz übernahm er nicht nur seine Art zu spielen, sondern auch die Rolle als Spaßvogel, die Drummer bis in die 1960er-Jahre hinein oft noch innehatten. Er sang einige der bekanntesten "Beatles"-Songs, hatte danach eine erfolgreiche Solokarriere und wirkt heute mit 80 Jahren fitter denn je.
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Keith Moon
Im Gegensatz zu seinem Kollegen Ringo Starr, der heute als Gesundheitsapostel gilt, lebte "The Who"-Drummer Keith Moon den Rock'n'Roll-Lifestyle aus und starb 1978 mit nur 32 Jahren an den Folgen von Alkohol- und Drogenmissbrauch. Moon gilt aufgrund seines auffälligen und dynamischen Spiels und seines exaltierten Auftretens bis heute als ikonischer Rock-Drummer der 1960er- und 1970er-Jahre.
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John Bonham
Mit seinen charakteristischen, groovenden und rollenden Beats wurde John Bonham alias "Bonzo" in den 1970ern zum Sinnbild des Rock-Drummers. Die Songs seiner Band "Led Zeppelin" zogen viel ihres Sex-Appeals aus den Rhythmen, die Bonham gemeinsam mit Bassist John Paul Jones aus seinem Bowler Hat zauberte und damit eine kongeniale Basis für die Melodien von Jimmy Page und Robert Plant schuf.
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Karen Carpenter
Karen Carpenter wurde mit ihrem Bruder Richard als das Duo "The Carpenters" weltbekannt. Sie war eine exzellente Schlagzeugerin und mindestens ebenso begabte Sängerin und Entertainerin. Im US-TV hatte sie große Auftritte und war Vorbild für zahllose Schlagzeugerinnen - all das in einer Zeit, als der Platz hinter den Drums noch eine Männerdomäne war. Sie verstarb 1983 an den Folgen ihrer Anorexie.
Bild: picture-alliance/United Archives/TopFoto
Stewart Copeland
Er ist einer der großen Virtuosen des Pop-Schlagzeugs: Der Brite Stewart Copeland vereint in seinem Stil zahlreiche scheinbar unvereinbare Genres, darunter Punk, Reggae, Pop oder Rock. Egal, wie vertrackt ein Rhythmus oder ein Solo auch sein mag - Copeland sprüht vor Spielfreude und fällt immer durch seine treibenden Beats auf.
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Lars Ulrich
Man kann ihn wohl getrost als einen der Paten des modernen Metal-Drumming bezeichnen: Lars Ulrich von "Metallica". Von Anfang an war der Bandgründer auch gleichzeitig das Sprachrohr der Band, was für Drummer eher unüblich ist. Seine Technik zeichnet sich durch hartes Double Pedal-Spiel, unübliche Synkopierungen und Schnelligkeit aus.
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Sheila E.
Die aus einer Musikerfamilie stammende "Queen of Percussion" Sheila Escovedo alias Sheila E. spielte unter anderem bei Diana Ross, Herbie Hancock und Lionel Richie, bevor sie in den 1980ern als Schlagzeugerin von Prince international bekannt wurde. 1984 begann sie eine erfolgreiche Solokarriere als Sängerin und Perkussionistin, die bis heute anhält.
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Dave Grohl
Wohl nur sehr wenige können von sich behaupten, in einer der wichtigsten Rockbands aller Zeiten Schlagzeuger gewesen zu sein und danach eine noch größere Karriere als Sänger und Gitarrist zu erleben. Dave Grohl, Ex-"Nirvana"-Drummer und Mastermind der "Foo Fighters", hatte das Glück und vor allem das Talent und Durchhaltevermögen dafür. Und er gilt auch noch als "nettester Kerl im Rock'n'Roll".
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Bela B
Der wohl bekannteste deutsche Schlagzeuger ist ebenfalls ein Multitalent: Dirk Felsenheimer alias Bela B ist Schlagzeuger (immer im Stehen), Sänger, Songwriter, Gitarrist, Buchautor und Schauspieler. In seinem musikalischen Schaffen mit der Band "Die Ärzte" und als Solokünstler verbindet er Elemente aus Punk, Rockabilly, Country, Rock und Pop in immer wieder neuen und überraschenden Kombinationen.
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"Ich weiß nicht, was die anderen denken, aber mich würde es nicht stören, wenn die 'Rolling Stones' sagen würden, dass es das jetzt war", sagte das musikalische Urgestein Charlie Watts gegenüber der englischen Tageszeitung "The Guardian". Immerhin sitzt er seit fast sechs Jahrzehnten am Schlagzeug und wird am 2. Juni 80 Jahre alt, da kann man schon mal ans Aufhören denken. Nur eins will Charlie Watts nicht: "Dass es in einem Streit endet." Allerdings, so räumte er ein, wisse er gar nicht, was er denn noch tun solle, wenn wirklich alles zu Ende sei.
Ohne Charlie Watts als ruhenden Pol der dienstältesten Rock'n'Roll-Band gäbe es die "Rolling Stones" wahrscheinlich gar nicht mehr. Mit diplomatischem Fingerspitzengefühl hat er die aufbrausenden Streithähne Mick Jagger und Keith Richards immer wieder zur Räson gebracht. Seinem Geschick ist es zu verdanken, dass die "Stones" sich auf das nächste Konzert der Nach-Corona-Ära vorbereiten.
Keith Richards wollte Watts als Schlagzeuger
Charles "Charlie" Robert Watts erblickte 1941 in Kingsbury, heute ein Stadtteil von London, das Licht der Welt. Der Sohn eines Lastwagenfahrers studierte Kunst und Grafik und stieg in seiner Freizeit als Drummer in Alexis Korners Band "Blues Incorporated" ein. Dort spielten auch Mick Jagger und der 1969 verstorbene Gitarrist Brian Jones. Doch beide stiegen aus, um 1962 die "Rolling Stones" mitzugründen. Nur ein Jahr später schmiss Watts seinen Job als Grafiker, denn Keith Richards wollte ihn unbedingt als Schlagzeuger in der Band haben. Seitdem gibt er verlässlich den Takt vor.
Watts ist der oft unterschätze Mann im Hintergrund, der seinen Bandkollegen mit britischem Understatement und knochentrockenen Beats die Bühne überlässt. "Charlie Watts gibt mir die Freiheit, auf der Bühne fliegen zu können", sagte Keith Richards einmal. Watts ist wortkarg und solide, und seine Alkohol- und Drogensucht hat er schon in den 1980er-Jahren überwunden. Während die meisten Rockstars eher durch einen unsteten Lebenswandel Schlagzeilen machen, ist der Drummer seit 1964 glücklich mit Shirley Ann Shepherd verheiratet. Die beiden leben zurückgezogen auf dem Land, wo Watts Vollblutaraber züchtet.
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Watts ist kein typischer Rock'n'Roller
Charlie Watts steht eigentlich für all das, was nicht zum Image der "Rolling Stones" passt. Anzüge zieht er Jeans vor. Er liebt Jazz-Musik - genau die Musikrichtung, gegen die die "Stones" am Anfang ihrer Karriere aufbegehrten. Und es ist ihm peinlich, wenn er minutenlange Standing Ovations bekommt.
Gemeinsam mit den "Stones" zog er 1989 in die "Rock'n'Roll Hall of Fame" ein, und das Magazin "Rolling Stone" hat ihn schon vor vielen Jahren auf seiner Liste der besten Schlagzeuger aller Zeiten auf Platz zwölf gesetzt. Doch zu viel Ruhm ist Watts suspekt. Er möchte nur eins - Musik machen: "Jahr um Jahr hab ich die die Drums gespielt, und sie sind immer noch eine Herausforderung. Ich genieße es einfach, Schlagzeug und Trommelstöcke zu bedienen."
Da bleibt uns nur noch zu gratulieren. Happy Birthday, Charlie Watts!