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Chatami und Chirac im Atomgespräch

Martin Schrader4. April 2005

Das iranische Atomprogramm hat weltweit zu großer Sorge geführt, das Land könnte bald Atom-Bomben bauen. Die Europäische Union verhandelt darum mit dem Iran über einen Stopp des Programms. Bisher erfolglos.

Gewiefter Taktiker: Irans Präsident Mohammed ChatamiBild: AP

Die Europäer versuchen, die iranische Führung in Verhandlungen zum freiwilligen Verzicht auf die Urananreicherung zu bewegen, denn nach dem internationalen Nichtverbreitungsabkommen hat das Land das Recht, Atomtechnik zu zivilen Zwecken zu entwickeln und zu nutzen. Die vergangene Gesprächsrunde war im März in Paris erfolglos zu Ende gegangen. Nach einem Besuch bei Frankreichs Premier Chirac erklärte Irans Präsident Mohammed Chatami am Dienstag (4.4.2005), es gebe Fortschritte bei den Atomgesprächen. Es ist davon auszugehen, dass Chirac im Pariser Elysée-Palast erneut einen Versuch unternommen hat, die Iraner von ihren Atomplänen abzubringen.

Jacques Chirac (Archiv)Bild: AP

Atombombe

Das Drängen der Europäer ist angebracht. Denn Teheran ist nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Oliver Thränert von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin auf dem Weg zur Atombombe. Dazu diene die Urananreicherungsanlage in Natans, rund 250 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran. Dort versuche man einen vollständigen Brennstoffkreislauf aufzubauen. "Das ist eine sehr gefährliche Technologie, über die zurzeit nur zehn Staaten verfügen - und die meisten davon haben zugleich auch Atom-Waffen", sagte Thränert im Gespräch mit DW-WORLD. Wenn man einmal über diese Technik verfüge, könne man solche Anlagen nicht nur zur Gewinnung von Atom-Strom nutzen, sondern auch zum Nuklearwaffenbau. "Ein und dieselbe Anlage kann also ohne große bauliche Veränderungen zu zivilen und militärischen Zwecken genutzt werden."

Angebot

Die so genannten EU-3 - das sind Frankreich, Großbritannien und Deutschland - verhandeln im Namen der Europäischen Union mit dem Iran über einen Stopp seines Atomprogramms. Sie bieten dem Land sogar ein Atomkraftwerk zum Kauf an, damit er auf eigene Entwicklungen verzichten kann. Dies lehnt Chatami jedoch ab. "Die Iraner argumentieren, dass sie unabhängig sein wollen", erklärt Thränert. "Denn wenn man Reaktoren betreibt, aber nicht selber die Brennstäbe herstellen kann, ist man von anderen abhängig. Und sie sagen, dass sie sich oftmals auf ihre Handels- und Kooperationspartner nicht verlassen können." Auch nach der islamischen Revolution 1979 habe sich gezeigt, dass die Firma Siemens damals die Bauten an einem Reaktor nicht fortgesetzt hat. "Hier spielt also eine gewisse Isolationsangst der iranischen Eliten eine Rolle", meint der Berliner Sicherheitsexperte.

Nach Einschätzung Thränerts ist der Verdacht, dass die Iraner ihr Atomprogramm zu militärischen Zwecken nutzen wollen, begründet. "Die Größe der Anlage und die Tatsache, dass sie sich nicht in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Bau von Reaktoren steht, deutet darauf hin, dass es hier tatsächlich um eine Anreicherungsanlage zu militärischen Zwecken geht."

Angst

Einem Kompromiss zwischen der EU-3 und dem Iran stehen die Ängste Teherans vor einem Angriff der USA im Weg. Der Chef der Internationalen Atomenergie Agentur (IAEA) in Wien, El Baradei, wies darauf hin, dass vermutlich eine Sicherheitsgarantie der USA nötig sei, um die Iraner von ihrem Nuklear-Programm abzubringen. "Dass die USA eine Sicherheitsgarantie aussprechen, glaube ich nicht", meint jedoch Thränert und fährt fort: "Ich denke, das wird am Ende auch der Knackpunkt sein." Ein Fortschritt wäre darum beim Treffen Chiracs und Chatamis in Paris eine große Überraschung.

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