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Politik

Chefredakteurin Attalah in Ägypten inhaftiert

17. Mai 2020

Die autoritäre Regierung Ägyptens ist erneut gegen eines der letzten regierungskritischen Medien vorgegangen. Sicherheitskräfte nahmen Lina Attalah, die Chefredakteurin der unabhängigen Nachrichtenseite Mada Masr, fest.

68 | Session | Navigating cyber challenges of free speech
Lina Attalah beim Global Media Forum in Bonn 2018Bild: DW/R. Oberhammer

Lina Attalah sei während eines Interviews vor dem Hochsicherheitsgefängnis Tora in Kairo abgeführt worden, berichtete Mada Masr auf seiner Website. Sie hatte dort Laila Soueif, die Mutter des festgenommenen Demokratieaktivisten Alaa Abdel Fattah, interviewt. Der Anwalt der Chefredakteurin, Hassan al-Azhari, sagte der Nachrichtenagentur afp, die Polizei habe sie drei Stunden lang befragt. Die Gründe für die Festnahme seien unklar. Die ägyptischen Behörden äußerten sich zunächst nicht zu dem Fall.

Die Festnahme Attalahs ist ein weiterer Rückschlag für die ohnehin sehr begrenzte Pressefreiheit in Ägypten. Zeitungen, Radio- und Fernsehsender sowie Internetseiten unterliegen einer strengen Zensur. Als eines der letzten Medien des Landes berichtet Mada Masr kritisch und investigativ über die Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Die Website wird in Ägypten seit drei Jahren blockiert, von dort aus ist sie normalerweise nicht abrufbar. Als letzte Bastion der freien Presse im Land findet Mada Masr aber auch international große Beachtung.

Attalah werde im Süden Kairos in einer Polizeistation festgehalten, erklärte Mada Masr unter Berufung auf die Polizei. Sie habe keinen Anwalt sprechen dürfen, werde die Nacht in der Wache verbringen und solle am Montag von einem Staatsanwalt befragt werden. Kollegen anderer Medien zeigten sich auf Twitter entsetzt über die Festnahme.

Razzia im November

Im November waren Sicherheitskräfte in Zivil bereits in die Kairoer Redaktion von Mada Masr eingedrungen und hatten während der Razzia stundenlang Mitarbeiter festgehalten. Attalah und zwei ihrer Kollegen wurden festgenommen und später wieder freigelassen. Kurz zuvor hatte Mada Masr kritisch über die Entsendung von Al-Sisis Sohn Mahmud an die ägyptische Botschaft in Moskau berichtet.

Die Pressefreiheit ist in Ägypten stark eingeschränkt. Vor allem einheimischen Journalisten drohen bei kritischer Berichterstattung willkürliche Verhaftungen und lange Gefängnisstrafen. In der weltweiten Rangordnung der Organisation Reporter ohne Grenzen landet Ägypten auf Platz 166 von 180 Ländern. Derzeit sind nach Angaben der Organisation 29 Journalisten inhaftiert. Neben China, der Türkei und Saudi-Arabien werden dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) zufolge in Ägypten weltweit die meisten Journalisten eingesperrt.

Im März wurde auch einer Journalistin der britischen Zeitung "The Guardian" die Akkreditierung entzogen. Ihr wurde vorgeworfen, in einem Bericht falsche Angaben über die Zahl der Coronavirus-Infektionen im Land gemacht zu haben.

kle/MM (dpa, afpe, ape)

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