Es geschah, was viele schon lange erwartet hatten: Das Nobelpreiskomitee zeichnete die Entwickler des Lithium-Ionen-Akkus aus. Sie hätten Handys, Laptops, E-Autos, Hörgeräte und Herzschrittmacher erst möglich gemacht.
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Das Smartphone nachts laden, tagsüber benutzen, wieder laden und weiter benutzen – was für die meisten von uns alltäglich ist, brauchte viele Jahre intensive Forschungsarbeit. Der Lithium-Ionen-Akku sei eine "technische Revolution, die unsere Gesellschaft enorm beeinflusst hat", verkündete heute das Nobelpreis-Komitee in Stockholm.
Ausgezeichnet werden der deutschstämmige US-Forscher John Goodenough, der in Großbritannien geborene Stanley Wittingham, der in den USA forscht, und der Japaner Akira Yoshino. John Goodenough ist mit 97 Jahren der bisher älteste Nobelpreisträger zum Zeitpunkt einer Nobelpreisverkündung. Die drei forschten unabhängig voneinander an Lithium-Ionen-Akkus und trugen in entscheidendem Maße dazu bei, dass wir alle diese kleinen Energiespeicher heute nutzen können.
Lithium-Ionen-Akkus vereinen in sich viele positive Eigenschaften – das macht sie so besonders, sagt Martin Winter gegenüber der Deutschen Welle. Er ist Professor für Materialwissenschaften, Energie und Elektrochemie an der Universität Münster und wissenschaftlicher Leiter des MEET-Batterieforschungszentrums. "Sie speichern viel Energie auf kleinem Raum, halten lange, sind sicher, lassen sich schnell laden und zudem günstig herstellen. Das alles zusammen macht sie zum Akku der Wahl."
Auch gibt es bei ihnen keinen sogenannten Memory-Effekt. Das war eine unangenehme Eigenschaft der älteren Nickel-Cadmium-Akkus, die ihre volle Ladefähigkeit dann eingebüßt haben, wenn der Nutzer sie zu früh wieder aufgeladen hatte, also bevor sie völlig leer waren.
Heutzutage sind weltweit Hunderte Millionen Lithium-Ionen-Akkus in Betrieb – und mit steigender Elektromobilität werden es vermutlich noch mehr werden.
Der Nobelpreis für Chemie wird seit 1901 verliehen. Oft heißt es, die prämierten Entdeckungen seien für Laien nur schwer verständlich. Aber unsere Bildergalerie zeigt: Das stimmt gar nicht!
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1902: Zuckersüße Chemie
Süß ging es zu Beginn des letzten Jahrhundert zu: Als erster Deutscher durfte sich Hermann Emil Fischer über einen Chemie-Nobelpreis freuen. Die Auszeichnung erhielt er für seine Arbeiten über Zucker. Unter anderem entwickelte er eine Methode, die komplizierten dreidimensionalen Strukturen von Zuckermolekülen zu Papier zu bringen.
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1904: Der Inhalt von Heliumballons
Der Schotte Sir William Ramsay entdeckte die reaktionsträgen Edelgase. Sie sind Bestandteile der Luft um uns herum und reagieren nur sehr selten mit anderen Verbindungen. Zu den Edelgasen zählt das Helium, das Kinderballons Richtung Himmel streben lässt. Auch Neon aus den nach ihm benannten Lampen ist ein Edelgas.
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1907: Bierherstellung auch ohne Leben
Der Deutsche Eduard Buchner entdeckte, dass es für Gärprozesse nicht zwingend lebende Zellen braucht. Bei der Gärung zersetzen beispielsweise Hefezellen Zuckermoleküle zu Alkohol, etwa in der Bierherstellung. Buchner zeigte, dass dieser Vorgang auch mit toten, zerkleinerten Hefezellen funktioniert. Das war zur damaligen Zeit unvorstellbar.
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1911: Strahlende Bekanntschaft
Marie Curie erhielt sogar gleich zwei Nobelpreise: 1903 in Physik und acht Jahre später in Chemie. Sie entdeckte die radioaktiven Elemente Radium und Polonium. Sie zersetzen sich spontan und senden dabei Strahlung aus. Das giftige Polonium kommt natürlicherweise in Uranerzen vor. Größere Konzentrationen finden sich in Tabakrauch.
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1915: Schöne bunte Pflanzen
Der deutsche Chemiker Richard Willstätter erhielt den Nobelpreis für seine Untersuchungen zu Farbstoffen im Pflanzenreich. Vor allem das Chlorophyll war eine Auszeichnung wert: Es gibt den Pflanzen ihre grüne Farbe und ermöglicht es ihnen, aus Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxid Zucker herzustellen.
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1918: Dünger für die Welt
Der Deutsche Fritz Haber erforschte, wie sich Ammoniak aus den Elementen Wasserstoff und Stickstoff herstellen lässt. So wurde es möglich, Kunstdünger herzustellen und die wachsende Weltbevölkerung besser zu ernähren. Andererseits war die Ammoniaksynthese auch die Geburtsstunde der Sprengstoffherstellung.
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1927: Natürliche Verdauungshilfen
Heinrich Otto Wieland, ebenfalls Deutscher, wurde mit dem Nobelpreis geehrt, weil er die Zusammensetzung der Gallensäure herausfand. Die Gallensäuren als Bestandteil der Galle werden in der Leber hergestellt. Sie helfen dem Körper dabei, Fett zu verdauen und aufzunehmen.
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1939: Warum Frauen Frauen sind und Männer Männer
Der Deutsche Adolf Butenandt erhielt den Nobelpreis für seine Arbeiten an menschlichen Sexualhormonen. Hitler verbot ihm aber, den Preis anzunehmen. Butenandt isolierte erstmals viele der Hormone, die unsere Sexualfunktionen steuern. Die Substanzen sind dafür verantwortlich, dass weibliche und männliche Embryonen zu Frauen bzw. Männern werden.
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1944: Atomkerne spalten - für Strom oder Bomben
Otto Hahn entdeckte die Kernspaltung von Atomen. Schießt man ein kleines Teilchen, das Neutron, auf einen schweren Atomkern, zerlegt sich dieser in zwei kleinere Atomkerne. Dabei wird viel Energie frei - und weitere Neutronen. Es entsteht eine Kettenreaktion. Hahn machte so Kernkraftwerke, aber auch die Entwicklung der Atombombe möglich.
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1958: Stoff für Diabetiker
Der Brite Frederick Sanger klärte die Struktur des Hormons Insulin auf. Diabetiker können kein oder nicht genug Insulin produzieren und müssen die Verbindung daher regelmäßig spritzen, um am Leben zu bleiben. Insulin wird inzwischen problemlos in großen Mengen mit Gentechnik hergestellt.
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1963: Endlich Plastiktüten!
Der Deutsche Karl Waldemar Ziegler teilte sich 1963 den Preis mit dem italienischen Chemiker Guilio Natta. Die beiden entwickelten ein Verfahren, um den Kunststoff Polyethylen herzustellen. Aus dem bestehen beispielsweise Plastiktüten.
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1995: Wie Ozonlöcher entstehen
Paul Crutzen, Mario Molina und Frank Rowland erforschten die Chemie der Erdatmosphäre, insbesondere die Bildung und den Abbau von Ozon. Die drei Forscher zeigten auch, wie empfindlich die Ozonschicht auf menschengemachte Emissionen reagiert und erklärten damit das Ozonloch. Das war dem Nobelpreiskomitee eine Auszeichnung wert.
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2008: Grün leuchtende Mäuse
Etwas abgehoben wird es doch noch: Wenn es um das grün fluoreszierende Protein geht. Das erforschten Osamu Shimomura, Martin Chalfie und Roger Tsien. Das Eiweiß kommt natürlicherweise in einigen Quallenarten vor. Mit der Gentechnik stellen es auch Mäuse her. So lassen sich Stoffwechselprozesse im lebenden Organismus beobachten.
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2013: Chemie im Cyberspace
Computerprogrammen analysieren komplexe chemische Strukturen, zerpflücken sie und kombinieren sie kreativ wieder neu. So lassen sich ihre Reaktionen voraussagen. Die drei Nobelpreisträger Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel legten den Grundstein dafür. Und bereiteten damit auch den Weg für die Entwicklung von Medikamenten am Computer.
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2014: Helden der Mikroskopie
Der deutsche Physiker Stefan Hell und die beiden US-Amerikaner Eric Betzig und William Moerner entwickelten eine neue Mikroskopie-Methode. Diese verschiebt die Grenzen der Lichtmikroskopie in den Nanobereich - und selbst lebendes Gewebe, etwa Krebszellen, lassen sich damit eingehend untersuchen.
2018: Revolution der Evolution
Frances H. Arnold sowie George P. Smith und Gregory P. Winter haben in die Evolution eingegriffen und dadurch im Labor etwas erschaffen, das die Natur selbst nicht hervorgebracht hat. Claes Gustafsson vom Nobelpreiskomitee sagte: "Sie haben die Prinzipien von Charles Darwin im Reagenzglas angewendet." Mit ihren Methoden produzieren Medikamentenhersteller heute zum beispiel Insulin für Diabetiker.
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"Lange überfällig"
"Die Auszeichnung war lange überfällig", sagt Festkörperchemiker Jürgen Janek vom Physikalisch-Chemischen Institut der Uni Gießen gegenüber der Deutschen Welle. Den Grundstein für die Entwicklung der Lithium-Ionen-Batterie legte Stanley Whittingham bereits in den 1970er Jahren, die erste kommerziell nutzbare Batterie entwickelte Akira Yoshino im Jahr 1985 – vor 34 Jahren also.
Laut Martin Winter hofft die Community seit 2016 auf einen Nobelpreis für die Entwicklung. Damals feierte man das 25-jährige Jubiläum des ersten Lithium-Ionen-Akkus auf dem Markt.
"Ich habe gestern Stanley Whittingham auf einer Tagung in Ulm getroffen", erzählt Jürgen Janek und lacht. "Wir haben noch geulkt, dass es vermutlich niemals zum Nobelpreis kommen werde." Das Thema sei für das Nobelpreis-Komitee einfach zu angewandt, habe Whittingham vermutet. Offensichtlich hatte er Unrecht.
"Es mag vielleicht so aussehen, als sei es leicht, eine Batterie zu bauen", sagt Olof Ramström vom Nobelpreis-Komitee. "Aber es ist sehr schwer." In einer Batterie laufen chemische Reaktionen ab, allerdings so kontrolliert, dass sich die dabei freiwerdende Energie gezielt abgreifen lässt.
Lithium sei als leichtestes Metall eigentlich ideal, um es in Akkus zu nutzen, erklärt Ramström weiter. "Man kann viele Lithium-Atome in eine Batterie packen und sie bleibt trotzdem relativ leicht." Außerdem hat Lithium die Eigenschaft, eines seiner Elektronen schnell abgeben zu wollen, was für die Stromerzeugung wichtig ist.
Allerdings hat diese Bereitschaft seine Schattenseiten: Lithium ist eines der reaktivsten Elemente überhaupt. Es reagiert so bereitwillig mit Wasser, Sauerstoff und allen anderen Substanzen, dass es in der Natur gar nicht mehr in seiner ursprünglichen metallischen Form vorliegt. Wirft man beispielsweise ein Stück Lithium ins Wasser, schwimmt es zischend auf der Oberfläche hin und her, es entsteht Wasserstoff und der kann sich von selbst entzünden.
Also: "Man muss die Reaktivität von Lithium zähmen", sagt Ramström, "und das haben die Nobelpreisträger geschafft."
Der Schlüssel zur gebrauchsfähigen Batterie waren die richtigen Materialien für Kathode und Anode. Stanley Whittingham nutzte als erster ein Kathodenmaterial – Titansulfid –, das aus Atomschichten aufgebaut war. "Das war ein Durchbruch", sagt Jürgen Janek. "Denn Lithium kann sich dazwischen einlagern." Dadurch, dass die einzelnen Teilchen voneinander räumlich getrennt sind, werden sie kontrollierbar.
John Goodenough fand später ein noch besseres Kathodenmaterial – Lithium-Kobaltoxid – mit dem gleichen schichtförmigen Aufbau. Er erhöhte damit die Energiedichte, die in der Batterie gespeichert ist. Akira Yoshino wiederum erschuf die erste gebrauchsfähige Batterie und machte sie sicher im Gebrauch.
Vorher bestand die Anode aus Lithiummetall. Yoshino ersetzte sie durch eine aus Graphit, also Kohlenstoff. Darin lagern sich die Lithiumatome in ionischer Form ein. "Sie gehen quasi eine Wirt-Gast-Beziehung ein", erklärt Martin Winter. Durch die Bindung an den Kohlenstoff liegt Lithium nicht mehr in metallischer Form vor.
Beim Entladen des Akkus gibt Lithium ein Elektron ab und wandert von der Anode in die Kathode, wo es sich einlagert. Beim Laden wandern diese Ionen wieder ins Graphit der Anode. "Und dieses Laden und Entladen kann man eben viele, viele Male machen", sagt Ramström. Allerdings finden zu einem geringen Teil auch immer Nebenreaktionen in der Batterie statt – das ist der Grund, warum der Handy-Akku irgendwann nur noch wenige Stunden hält statt vieler Tage wie kurz nach dem Kauf.
Auch nachdem Lithium-Ionen-Akkus in den 1990er Jahren erstmals auf den Markt kamen, hörte die Entwicklung nicht auf, sagt Jürgen Janek. "Man hat innerhalb von 25 Jahren die Energiedichte der Akkus um Faktor 4 gesteigert."
Mittlerweile stoßen jedoch auch Lithium-Ionen-Akkus physikalisch mehr und mehr an ihre Grenzen. Als Samsung vor einigen Jahren versuchte, die Energiedichte noch weiter zu erhöhen und die Materialien noch dichter zu packen, fingen einzelne Smartphones Feuer, weil die Akkus überhitzten.
"Es gibt noch vieles zu verbessern", sagt Winter, und nennt neben Leistungsfähigkeit und Sicherheit auch Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit als Beispiel. Die Akkus enthalten beispielsweise das Metall Kobalt. Das wird zum größten Teil in Afrika unter oft sozialunverträglichen Bedingungen abgebaut, etwa mit Kinderarbeit.
Moderne Akkus enthalten laut Martin Winter nur noch wenige Prozent Kobalt, stattdessen sind der Kathode beispielsweise Nickel, Mangan oder Aluminium beigemischt.
Heute arbeiten Forscher an ganz neuen Arten von Batterien aus gut verfügbaren Elementen wie Natrium, Eisen und Schwefel. Solche neuen Batteriearten könnten womöglich in 20 Jahren oder mehr aktuell werden. Das wären dann auf jeden Fall heiße Kandidaten für zukünftige Nobelpreise.
Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft
Unsichtbare Strahlung, feurig heiße Sonnen und Atome, die von selbst zerfallen - die Physik ist eine Wissenschaft des Ungewöhnlichen. Unsere Bildergalerie zeigt, welche Erkenntnisse den Nobelpreis wert waren.
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1901: Eine Strahlung, die Knochen sichtbar macht
Den allerersten Physiknobelpreis überhaupt bekam der Deutsche Wilhelm Conrad Röntgen. Er entdeckte die Röntgenstrahlen. Noch heute nutzen Ärzte sie, um Knochenbrüche oder Entzündungen in Zahnwurzeln festzustellen. Allerdings kann die energiereiche Strahlung Krebs erzeugen. Röntgen selbst nannte sie X-Strahlen, ihm zu Ehren wurden sie später umgetauft.
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1903: Atome, die von selbst zerfallen
Der Franzose Antoine Henri Becquerel fand heraus, dass die Atomkerne einiger schwerer Metalle spontan zerfallen - wie das hier gezeigte Uran. Dabei sondern die Atomkerne energiereiche Strahlung ab. Becquerel entdeckte damit die Radioaktivität. Marie Curie und ihr Mann Pierre untersuchten das Phänomen eingehender. Alle drei bekamen später den Nobelpreis.
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1921: Die Kraft des Lichtstrahls
Licht kann winzige Teilchen aus einem Stück Metall herausschlagen. Diesen photoelektrischen Effekt untersuchte Albert Einstein eingehender. Er deutete es so: Licht und Materie sind zwei Seiten der gleichen Medaille und lassen sich ineinander umwandeln. Daher haben auch Lichtstrahlen die Kraft, das Metall zu verändern. Auf diesem Prinzip basieren heute unsere Solarzellen.
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1956: Der Ursprung moderner Computer
Smartphones, Laptops und iPads verdanken wir den US-Amerikanern William Shockley, John Bardeen und Walter Brattain. Sie bauten erstmals Transistoren - elektronische Schaltungen, die blitzschnell von einem Zustand in den anderen wechseln. Computerprozessoren wie dieser hier bestehen aus vielen Millionen solcher Schaltungen. Eine Geldmünze dient als Größenvergleich.
Bild: picture-alliance/dpa
1964: Gebündelte Lichtstrahlen
Viele gleiche Lichtstrahlen, die in dieselbe Richtung laufen - das ist einfach ausgedrückt ein Laser. Er beschert uns nicht nur bunte Lichtshows, sondern kann auch Metall schneiden und Hautflecken wegbrennen. Für seine Entwicklung bekamen der US-Amerikaner Charles Townes und die Russen Nikolai Bassow und Alexander Prochorow den Nobelpreis.
Bild: Mehr
1967: Sternenfeuer
Der in Straßburg geborene US-Amerikaner Hans Bethe untersuchte, warum Sterne wie unsere Sonne eigentlich so heiß sind. Er fand heraus: Sterne verschmelzen in ihrem Inneren Wasserstoffatome zu den größeren Heliumatomen. Bei dieser Kernfusion wird viel Energie frei. Sie gelangt als Sonnenstrahlung zu uns auf die Erde.
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1971: Dreidimensionale Bilder zum Staunen
Hologramme verdanken wir dem ungarischen Ingenieur Dennis Gábor. Er konstruierte erstmals solche dreidimensionalen Erscheinungen. Die Gebilde scheinen frei im Raum zu schweben und verändern sich je nach Blickwinkel. Aber sie sind nicht nur schön anzusehende Spielereien: Hologramme auf Geldscheinen machen es Fälschern schwer.
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1986: Klitzekleines sichtbar gemacht
Einblicke in die Welt des Kleinen gab uns der Deutsche Ernst Ruska. Er erschuf das Elektronenmikroskop. Es macht so plastische Aufnahmen wie diese von einem Floh möglich. Die Auflösung ist mehr als tausend Mal so hoch wie bei gewöhnlichen Lichtmikroskopen. Daher kann man damit Dinge sehen, die unserem Auge ansonsten verborgen blieben.
Bild: picture-alliance/dpa
1988: Ungemein leichte Elementarteilchen
Ja, Neutrinos gibt es wirklich! Das bestätigten die US-Amerikaner Leon Max Lederman, Melvin Schwartz und Jack Steinberger mit ihren Experimenten an einem Teilchenbeschleuniger wie dem hier gezeigten. Neutrinos sind extrem leichte Materiebausteine. Das Problem: Sie wechselwirken so gut wie nicht mit der Materie auf unserer Erde. Entsprechend aufwendig ist ihr Nachweis in Experimenten.
Bild: AP
1989: Genau wissen, wieviel Uhr es ist
Die Grundlage für eine extrem exakte Zeitmessung legte der US-Amerikaner Norman Ramsey. Er machte die Entwicklung einer Atomuhr möglich, der genauesten Uhr der Welt. In einem Jahr weicht sie höchstens 25 milliardstel Sekunden von der idealen Zeit ab. Vier Atomuhren stehen in Braunschweig. Nach ihnen richtet sich die offizielle deutsche Uhrzeit.
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2007: Viel Speicherplatz auf kleinstem Raum
Die Festplatten von Laptops werden immer kleiner, haben aber gleichzeitig viel mehr Platz für Daten als noch vor einigen Jahren. Grund ist der Riesenmagnetowiderstand. Er tritt auf, wenn man Speichermedien in einer ganz bestimmten Art baut. Diesen Effekt entdeckten der Deutsche Peter Grünberg und der Franzose Albert Fert und wurden dafür mit dem Nobelpreis belohnt.
Bild: DW/A. Bach
2009: Schneller surfen
Charles Kuen Kao, US-Physiker chinesischer Herkunft, entwickelte das Glasfaserkabel. Es überträgt schnell und verlustfrei Informationen, etwa den Inhalt einer Webseite oder ein Telefongespräch. Dafür werden die elektronischen Daten in ultrakurze Lichtblitze umgewandelt, durch das Glasfaserkabel geschickt und am Ziel wieder zurück in elektrische Impulse überführt.
Bild: picture-alliance/dpa
2011: Das Weltall dehnt sich aus
Dass das Universum immer größer wird, zeigten die US-Forscher Saul Perlmutter, Brian Schmidt und Adam Riess. Was genau die Ursache ist, weiß die Wissenschaft allerdings noch nicht. Wer das herausfindet, bekommt bestimmt den nächsten Nobelpreis.
Bild: Fotolia/miket
2013: Entdeckung des Gottesteilchens
Vor fast 50 Jahren beschrieb der junge Physiker Peter Higgs ein Teilchen mit entscheidender Bedeutung. Es verleiht allen anderen Elementarteilchen ihre Masse. Peter Higgs und sein Kollege, der Belgier François Englert, sagten dieses Teilchen nur theoretisch voraus. Erst 2012 wurde es nachgewiesen, am Europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf.
Bild: 2012 CERN
2014: Es werde - blaues - Licht!
Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura wurden für die Entwicklung von Leuchtdioden (LED) ausgezeichnet, die blaues Licht emittieren. So wurden weiße LEDs möglich: helle und vor allem energiesparende Lichtquellen.
Bild: Ansgar Pudenz/Deutscher Zukunftspreis
2018: Ultrakurze Laserpulse und eine optische Pinzette
Laser sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Donna Strickland und Gérard Mourou haben mit ihrer Forschung die Grundlage für Ultrakurzpulslaser gelegt. Damit lassen sich Werkstoffe so fein bearbeiten, wie mit keinem anderen Werkzeug. Die beiden teilten sich den Nobelpreis mit Arthur Ashkin, der eine optische Pinzette zur Untersuchung biologischer Proben entwickelt hatte.
Bild: Bosch
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Der dritte Naturwissenschaftsnobelpreis
Am Dienstag wurde der Nobelpreis für Physik verkündet. Er ging an drei Astrophysiker: an die beiden Schweizer Michel Mayor und Didier Queloz von der Universität Genf und an James Peebles, er ist gebürtiger Kanadier, forscht und lebt aber schon lange in den USA.
Ausgezeichnet wurden sie für Forschungen, die zeigen, wie sich der Weltraum entwickelt hat. Die beiden Schweizer erhalten den Preis außerdem für die Entdeckung des ersten Exoplaneten im Jahr 1995.
Am Montag wurden zwei US-Forscher und ein Brite mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt, für ihre Erkenntnisse, wie Körperzellen mit unterschiedlichen Sauerstoffangeboten zurecht kommen. Und wie man diesen Mechanismus nutzen kann, um Krankheiten wie Blutarmut oder auch Krebs zu bekämpfen.
Nobelpreis für Medizin: Erkenntnisse, die helfen und heilen
Seit dem Jahr 1901, als der erste Medizinnobelpreis vergeben wurde, hat die Forschung gewaltige Fortschritte gemacht. Von vielem, was Mediziner damals entdeckten, profitieren die Patienten in den Arztpraxen noch heute.
Bild: Imago/Science Photo Library/A. Pasieka
1902: Die Malariamücke hat schuld
Der Brite Ronald Ross fand heraus, dass Mücken die Tropenkrankheit Malaria übertragen. Er zeigte, dass Anopheles-Mücken einzellige Parasiten in sich tragen, die Malaria auslösen. Noch heute erkranken 200 Millionen Menschen jedes Jahr an Malaria, über eine halbe Million stirbt. Aber dank Ross' Erkenntnissen konnten Forscher Medikamente gegen die Krankheit entwickeln.
Robert Koch entdeckte den Erreger der Tuberkulose, das Bakterium Mycobacterium tuberculosis. Noch heute ist die Tuberkulose eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, deren Behandlung auch mit den richtigen Antibiotika oft sehr langwierig ist. Es gibt inzwischen eine Impfung. Sie schützt Kleinkinder, aber keine Erwachsenen.
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1912: Organe von einem Menschen in den anderen
Der französische Chirurg Alexis Carrel machte es möglich, Blutgefäße und ganze Organe zu transplantieren. Beispielsweise entwickelte er eine Nahttechnik, mit der sich durchtrennte Blutgefäße verbinden lassen. Auch fand er heraus, wie man Organe außerhalb des Körpers gut lagern kann. Heutzutage transplantieren Ärzte jedes Jahr etwa 100.000 Organe.
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1924: Dem Herz beim Schlagen zusehen
Der Niederländer Willem Einthoven entwickelte das Elektrokardiogramm (EKG) so weit, dass es sich in Krankenhäusern und Arztpraxen einsetzen ließ. Ein EKG erfasst die elektrischen Aktivitäten der Herzmuskelfasern. Anhand dessen kann der Arzt zum Beispiel Herzrhythmusstörungen und andere Herzkrankheiten erkennen. Es ist heute ein sehr breit eingesetztes Verfahren.
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1930: Vier Sorten von Blut
Der Österreicher Karl Landsteiner entdeckte, dass es oft Klumpen gab, wenn er das Blut zweier Menschen vermischte - oft, aber nicht immer. Bald fand er die Ursache: die verschiedenen Blutgruppen A, B und 0 (die er selbst C nannte). Später entdeckten Kollegen von ihm auch die Blutgruppe AB. So wurden sichere Bluttransfusionen möglich.
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1939, 1945 und 1952: Medikamente, die Bakterien töten
Gleich drei Nobelpreise gingen an Entdecker und Entwickler von Antibiotika. Darunter war Alexander Fleming, der das Penicillin entdeckte. Noch heute sind Antibiotika unter den am häufigsten eingesetzten Medikamente und retten sehr oft Leben. Allerdings müssen immer neue Arten von Antibiotika entwickelt werden, da die Bakterien mit der Zeit resistent werden.
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1948: Ein Gift gegen Malariamücken
Die chemische Verbindung DDT tötet Insekten, ist aber kaum giftig für Säugetiere. Das erkannte Paul Hermann Müller. In den Jahrzehnten danach war DDT eines der weltweit meistverwendeten Insektizide. Bis man erkannte, dass es sich in der Umwelt anreichert und vor allem für Vögel schädlich ist. Inzwischen ist seine Verwendung verpönt. Es wird aber noch gegen Malariamücken eingesetzt.
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1956: Vortasten bis zum Herzen
Der Deutsche Werner Forßmann erhielt gemeinsam mit zwei Kollegen den Nobelpreis für die Entwicklung des Herzkatheters. Forßmann führte an sich selbst die erste Herzkatheterisierung durch. Dabei wird ein Kunststoffschlauch an Ellenbeuge, Hand oder Leiste in die Ader eingeführt und bis zum Herz vorgeschoben. So untersuchen Ärzte heute das Herz und führen Operationen durch.
Bild: picture-alliance/Andreas Gebert
1979 und 2003: In den Körper schauen
Wollte man früher in den Menschen hineinsehen, gab es nur eine Möglichkeit: das Röntgen. Inzwischen haben Ärzte sehr viel bessere Methoden. Eine davon ist die Computertomografie (CT), die auch Röntgenstrahlen benutzt, aber detailgenaue Schichtaufnahmen vom Körper macht. Später folgte die Kernspintomografie (MRT), die mit komplett unschädlichen Magnetfeldern arbeitet.
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2008: Krebs durch Viren
Dank Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum wissen wir, dass Viren - humane Papillomviren - Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Darauf basierend entstanden Impfstoffe gegen das Virus. Mädchen und Frauen können sich inzwischen gegen diese Art des Gebärmutterhalskrebses impfen lassen.
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2010: Kinder aus dem Reagenzglas
Robert Edwards entwickelte die In-vitro-Fertilisation, sprich die Befruchtung im Reagenzglas. Das erste Baby, das mit dieser Methode entstand, kam im Jahr 1978 in England zur Welt. Weiterentwicklungen verbesserten die Erfolgschancen der Methode weiter. Inzwischen sind weltweit viele Millionen Babys aus einer künstlichen Befruchtung geboren worden.
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2013: Wie Zellen ihre Signale weiterleiten
Den Medizin-Nobelpreis teilten sich der Deutsche Thomas Südhof und die beiden US-Forscher James Rothman und Randy Schekman. Sie wurden dafür ausgezeichnet, dass es ihnen gelungen ist, wichtige Transportmechanismen in Zellen zu entschlüsseln. Defekte in diesem Zell-Transportsystem sind die Ursache für bestimmte Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder auch Diabetes.
Bild: picture-alliance / dpa
2018: Entfesseltes Immunsystem bekämpft Krebs
In uns allen steckt eine natürliche Abwehr gegen Tumore, man muss nur die natürlichen Bremsen im Immunsystem lösen. James P. Allison und Tasuku Honjo haben mit ihrer Forschung die Grundlage für eine Krebstherapie gelegt, bei der selbst Tumoren sich zurückbilden, die bereits Metastasen gebildet hatten. Nach Ende der Therapie blieben viele Patienten krebsfrei - ein riesiger Durchbruch.