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Chemie-Nobelpreis

4. Oktober 2006

"Manche Dinge im Leben sind einfach so unglaublich. Ich hätte mir das nie und nimmer erträumt." - So bewegt zeigte sich Roger D. Kornberg, als er erfuhr, dass er der diesjährige Chemie-Nobelpreisträger wird.

"Von fundamentaler medizinischer Bedeutung", so die Begründung des Komitees.
Roger und Sohn Guy Kornberg (v.r.) am TelefonBild: AP
"Der Anruf aus Stockholm war so überwältigend, dass ich noch immer zittere." Das war die Reaktion des frischgebackenen Chemie-Nobelpreisträgers Roger D. Kornberg, nachdem ihn in Kalifornien Mittwochmorgen (4.10.2006) um 3 Uhr der Anruf aus Stockholm erreicht hatte.

Der 59-Jährige erhält die Auszeichnung für seine Entdeckung von grundsätzlichen Mechanismen bei der Vervielfältigung der genetischen Informationen. Kornberg hatte beschrieben, wie die so genannte eukaryontische Transkription funktioniert. Dieser Vorgang sorgt dafür, dass die Gene von höheren Organismen in die Proteine umgesetzt werden, die fast alle Aufgaben des Lebens übernehmen.


Schnelle Anerkennung

Damit eine Zelle die Informationen ihrer Gene nutzen kann, muss zunächst eine Kopie der DNA erstellt werden. Dieser Vorgang wird Transkription genannt. Die Kopie wird dann in andere Teile der Zelle gebracht, wo die Information zum Aufbau von Proteinen verwendet wird.

Alle Lebewesen benötigen diesen Mechanismus. Wird er unterbrochen - zum Beispiel durch das Gift des Knollenblätterpilzes - tritt innerhalb von wenigen Tagen der Tod ein. Kornberg zeichnete als erster den genauen Ablauf der Transkription auf molekularer Ebene ab und hatte seine Erkenntnisse erst vor fünf Jahren publiziert, die Auszeichnung kam daher vergleichsweise schnell.

Wie vervielfältigen sich genetische Informationen?Bild: AP

Das Verständnis dieses Vorgangs sei von fundamentaler medizinischer Bedeutung, hieß es in der Begründung des Nobelkomitees. Störungen der so genannten Transkription seien bei vielen Krankheiten zu beobachten, etwa bei Krebs, Herzkrankheiten oder Entzündungen.

Familientradition

Auch die Träger des diesjährigen Medizin-Nobelpreises Andrew Fire und Craig Mello, die am Montag bekannt gegeben wurden, arbeiten auf diesem Gebiet. "Es besteht kein Zweifel daran, dass die Grundlagenforschung von Kornberg Früchte zum Wohl der Menschheit tragen wird. Sie eröffnet Perspektiven für neue Medikamente wie etwa bei Antibiotika", sagte Per Ahlberg vom Nobelkomitee.

Roger Kronberg hatte 1959 als Zwölfjähriger bereits seinen Vater Arthur nach Stockholm begleitet, als dieser den Nobelpreis verliehen bekam. Arthur Kronberg hatte erforscht, wie die Information von einem DNA-Molekül auf ein anderes übertragen wird. Auch er arbeitete in Stanford. Arthur und Roger Kornberg sind damit das sechste ausgezeichnete Vater-Sohn-Paar in der Geschichte der Nobelpreise.


Forscherfreundliches Klima

Kornberg ist bereits der fünfte Amerikaner, der in diesem Jahr mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wird. "Das liegt an der beispiellosen öffentlichen Unterstützung für die Wissenschaft in den USA. Und an der Größe des Wissenschaftsbetriebes", erklärte Roger D. Kornberg. Seit bald 20 Jahren ist die Auszeichnung nicht mehr an Deutsche gegangen. 1988 erhielten ihn die deutschen Chemiker Johann Deisenhofer, Robert Huber und Hartmut Michel für ihre Forschung zur Photosynthese.

Nobelpreis: Auszeichnung für herausragende Erkenntnisse in der Grundlagenforschung

Die Auszeichnung ist mit zehn Millionen Kronen (umgerechnet 1,07 Millionen Euro) dotiert. Die Preisverleihung erfolgt traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel. (ina)

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