Die Chemnitzer Kunstsammlungen
19. August 2011Es ist ein eher ruhiger Nachmittag mitten in der Woche, und so kurz vor Toresschluss ist nicht gerade viel los in den Räumen der Kunstsammlungen am Chemnitzer Theaterplatz. Nur wenige Besucher wandeln durch die riesige Ausstellung, die sich über drei Etagen verteilt. Aber wer die Dauerausstellung mit Dutzenden Gemälden aus der Zeit der Romantik und die aktuelle Sonderschau zu Max Slevogt sieht, ist begeistert.
Ausstellungen von internationalem Rang
Besucherin Marianne Zierot ist extra aus Oberfranken angereist. In der Süddeutschen Zeitung habe sie über die aktuelle Ausstellung gelesen und wolle sich nun selbst überzeugen. Sie schwärmt: "Wunderbar, das hat mir sehr gut gefallen. Ich bin eigentlich nur wegen der Slevogt-Ausstellung gekommen und nun bin ich ganz überrascht, was es hier noch für Schätze gibt."
Die überregionale Presse verfolgt schon seit längerer Zeit interessiert, was in den Chemnitzer Museen gezeigt wird, und immer mehr Kunstkenner kommen extra wegen der Kunstsammlungen in die sächsische Stadt.
Eine, die sich ganz besonders über diese Aufmerksamkeit freut, ist Ingrid Mössinger. Seit 15 Jahren leitet sie die Kunstsammlungen. Nach der Wende kam sie aus Frankfurt am Main hierher und fand zunächst ein Haus in erbärmlichem Zustand vor. Inzwischen hat
die Stadt Chemnitz rund 30 Millionen in die Renovierung des Museums am Theaterplatz gesteckt. Momentan beherbergt es knapp 70.000 Exponate. In hellen, hohen Räumen werden die Kunstwerke präsentiert, angefangen von zahlreichen Skulpturen im Erdgeschoss über die umfangreiche Dauerausstellung von Gemälden der Romantik bis hin zu den Werken des deutschen Impressionisten Max Slevogt. Ingrid Mössinger holte in den letzten Jahren zahlreiche bedeutende Sammlungen nach Chemnitz: Werke von Pablo Picasso und Marc Chagall oder Aquarelle von Bob Dylan, die der Rockmusiker eigens für die Präsentation in Chemnitz angefertigt hat.
Museum des Jahres
Anfang des 20. Jahrhunderts war Chemnitz eines der bedeutendsten Industriezentren Deutschlands. Das hat auch die Kunst und Kultur der Stadt geprägt, Künstler angelockt und Gebäude wie die, in denen heute die Kunstsammlungen zu sehen sind, ermöglicht. Sammler, reiche Industrielle und Kunstmäzene haben Geld für Werke oder Häuser gestiftet. So gibt es heute neben dem Haus am Theaterplatz noch das Museum Gunzenhauser, das Schlossbergmuseum und das Henry van de Velde-Museum. 2010 verlieh der Kunstkritikerverband den Chemnitzer Sammlungen den Titel "Museum des Jahres". All das strahlt auf die Stadt ab und lockt die Touristen und Kunstinteressierte an.
Moderne Stadt mit Potenzial
"Stadt der Moderne", mit diesem Slogan wirbt Chemnitz für sich. Das Motto bezieht sich einerseits auf die Industrialisierung im 19. Jahrhundert und den damaligen Pioniergeist, andererseits auf Bauwerke der Gegenwart. Heute diskutiert ein Kuratorium über Wohnqualität und Baukultur und berät den Stadtrat.
"Uns Auswärtigen ist vor allem diese Weiträumigkeit der Stadt aufgefallen", erklärt Arnold Bartetzky, Kunsthistoriker aus Leipzig und Mitglied im Beratergremium. Sein Anliegen ist es, attraktive Orte in der Stadt zu schaffen. Und da sei Chemnitz auf einem guten Weg, meint der Experte.
Autor: Ronny Arnold
Redaktion: Gudrun Stegen