Hoch oben in den chilenischen Anden, nahe der Grenze zu Argentinien, liegt auf fast 3000 Metern ein Ort, der sich dem Wandel der Zeit widersetzt: das Hotel Portillo. Seit 1949 thront es einsam inmitten schneebedeckter Gipfel – ein gelbes Gebäude, das mehr an ein Kreuzfahrtschiff erinnert als an ein klassisches Skiresort. Fernseher gibt es hier nicht, das Internet ist langsam, Alternativen drumherum fehlen. Und genau das macht den Reiz aus. Wer hierherkommt, sucht nicht Innovation, sondern Beständigkeit. Gäste kehren seit Jahrzehnten zurück, viele von ihnen bereits in zweiter oder dritter Generation.
Im Zentrum dieses Mikrokosmos stehen Menschen wie Juan Beiza, der als junger Landarbeiter mit Spitzhacke kam und heute als Maître d’hôtel jeden Gast persönlich begrüßt – mit Krawatte, Etikette und einem Lächeln. Oder Blanca Salina, die mit 85 Jahren noch immer die Wäscherei leitet und stolz auf ihre jahrzehntealten Maschinen ist. Hier zählt nicht Effizienz, sondern Hingabe. Die Einrichtung stammt größtenteils aus der Anfangszeit, vieles ist original erhalten. Und doch wirkt nichts verstaubt – eher wie ein lebendiges Museum, das seine Besucher mit Wärme empfängt.
Portillo ist mehr als ein Hotel. Es ist ein Ort, an dem Geschichten entstehen: von Skistars, die hier für Olympia trainieren, von Familien, die dem Alltag entfliehen, von Menschen, die durch ihre Arbeit ein besseres Leben aufbauen konnten. Juan etwa konnte mit seinem Einkommen seine Familie aus der Armut holen – heute sind alle Kinder unabhängig und gut ausgebildet. Drei Monate im Jahr erwacht Portillo zum Leben, dann wird gefeiert, gelacht, Ski gefahren. Und wenn der Sommer kommt, fällt das Hotel in einen tiefen, stillen Schlaf – bis zur nächsten Saison, wenn alles wieder so ist wie immer.
