Einen genauen Zeitpunkt für den Absturz von "Tiangong-1" nannte die chinesische Raumfahrtbehörde nicht. Es kann sich aber nur noch um Stunden handeln. Die Behörde bekräftigte, für Menschen bestehe keine Gefahr.
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Vertreter der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) erklärten, nach letztem Stand würden Teile des chinesischen Raumlabors voraussichtlich in der Nacht zum Ostermontag auf die Erde stürzen, am wahrscheinlichsten gegen 3.00 Uhr MESZ.
Deutschland nicht betroffen
Deutschland wird nach Angaben der ESA nicht betroffen sein. Das Gebiet, in dem kleine Trümmer herabfallen könnten, ist riesig - es geht um einen erdumspannenden Gürtel von 43 Grad südlich bis 43 Grad nördlich des Äquators. Auf dem 43. Grad nördlicher Breite liegt etwa die südfranzösische Stadt Marseille.
"Es fällt auch nicht alles auf einen Fleck, sondern verteilt sich über eine Schleppe von 1000 bis 1200 Kilometern", erklärte ESA-Experte Holger Krag in Darmstadt. Etwa 1,5 bis 3,5 Tonnen von "Tiangong-1", zu deutsch: "Himmelspalast" werden voraussichtlich den Eintritt in die Atmosphäre überstehen. Zwar werden viele Teile verglühen. Einige aus besonders hitzebeständigen Materialien bestehende Bruchstücke stürzen jedoch vermutlich auf die Erde. Das Weltraumlabor "Tiangong-1" ist zwölf Meter lang und wiegt rund acht Tonnen.
Verletzungsgefahr geht gegen Null
Weil es in der mögliche Absturzregion viele Wasser- und Wüstenflächen gebe, sei es aber fraglich, ob sich nach dem Absturz überhaupt Teile von "Tiangong-1" finden lassen könnten, sagte Krag. Er ergänzte: "Die Wahrscheinlichkeit für ein Individuum, von einem Trümmerteil verletzt zu werden, ist so hoch wie die Möglichkeit, von einem Blitz zweimal in einem Jahr getroffen zu werden."
Chinas ehrgeiziges Raumfahrtprogramm
China ist seiner eigenen Raumstation einen Schritt näher. Am Donnerstag ist das Raumlabor Tiangong-2 ins Weltall gestartet, das später als Modul für einen permanenten Außenposten im All genutzt werden soll.
Bild: picture alliance/ZUMA Press/J. Zhenhua
3, 2, 1…Tiangong-2 unterwegs ins Weltall
Pünktlich zum chinesischen Mondfest machte sich am Donnerstag das chinesische Raumlabor Tiangong-2 auf die Reise ins All. Dabei werden wichtige Systeme einer künftigen Raumstation wie Lebenserhaltung und Energieversorgung getestet. Das Labor ist circa 9 Meter lang und wiegt 13 Tonnen. Es hat zwei Module: ein Wohn- und Arbeitsmodul sowie ein Energiemodul mit Solarpanels.
Bild: picture alliance/dpa/A. Xin
Modernste Trägerrakete
Die Rakete vom Typ "Langer Marsch 2F" brachte den "Himmelspalast" von der Wüste Gobi in der nordwestchinesischen Provinz Gansu ins All. Das war der 12. Start der knapp 500 Tonnen schweren Trägerrakete. Vor knapp drei Jahren brachte sie bei der Mission "Shenzhou-10" erfolgreich drei chinesische Astronauten ins Weltall.
Bild: picture-alliance/Photoshot/Y. Zhiyuan
Ehrgeiziges Raumfahrtprogramm
Für Oktober ist eine weitere bemannte Mission (Shenzhou-11) mit zwei Astronauten geplant, die an das Raumlabor andocken und dort rund 30 Tage arbeiten sollen. Im April 2017 soll dann das erste Frachtschiff Tianzhou-1 folgen, um das Raumlabor wieder aufzutanken und Nachschub zu liefern.
Bild: Reuters
"Höher, mehr, länger"
Der Start vom Tiangong-2 habe enorme Symbolbedeutung, sagte Wu Ping von der chinesischen Raumfahrtbehörde. Der zweite Himmelspalast werde höher, mehr und länger arbeiten als sein Vorgängermodell.
Das Raumlabor Tiangong-2 dient der Vorbereitung für den Bau und Betrieb einer chinesischen Raumstation, die für 2022 geplant ist. Sollte die Internationale Raumstation (ISS, hier auf dem Foto) wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China danach die einzige Nation mit einem permanenten Außenposten im All.
Bild: Reuters/NASA
Marsrover "Made in China"
Im letzten Monat hat China erstmals Bilder von Fahrzeugen veröffentlicht, mit denen es im Jahr 2020 den Mars erkunden will. Bisher existieren aber nur Computersimulationen, die einen sechsrädrigen Rover sowie ein dazugehöriges Landefahrzeug zeigen. Das ferngesteuerte Fahrzeug soll während einer dreimonatigen Mission im Jahr 2020 Bodenproben nehmen und nach Spuren von Wasser suchen.
Bild: SASTIND
Der Vorgänger
Das erste chinesische Raumlabor Tiangong-1 war im September 2011 gestartet. Es hatte seinen Betrieb im März eingestellt und soll 2017 in der Atmosphäre verglühen.
Bild: picture-alliance/dpa
Erste Andockmanöver an Tiangong-1
Drei Raumschiffe hatten an Tiangong-1 angedockt. 2011 konnte die unbemannte Mission Shenzhou-8 (Foto) mit einem Abstand von 11 Tagen zweimal an Tiangong-1 ankoppeln. Zuletzt hatten 2013 drei weitere Astronauten zwölf Tage im Raumlabor verbracht.
Bild: Xinhua/dapd
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China, das ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm unterhält, hatte "Tiangong-1" im September 2011 im Weltall ausgesetzt. Auf dem Außenposten im All koppelten mehrere bemannte und unbemannte Raumschiffe an, doch seit 2013 hat kein Taikonaut mehr die Raumstation betreten. Im September 2016 schickte China den Nachfolger "Tiangong-2" ins All. Bis 2022 soll daraus eine große, ständig bemannte Raumstation entstehen.
Wie Sternenschnuppen
Bereits vor einigen Tagen hatte die chinesische Raumfahrtbehörde beteuert, niemand müsse befürchten, dass die Station "wie in einem Science-Fiction-Film wild auf die Erde stürzen wird". Vielmehr werde sie sich in einen "prächtigen Sternschnuppenregen verwandeln, der durch den sternenklaren Himmel zur Erde braust".