China-Faktor: Trumps Zollplan für Asien
9. Juli 2025
Der US-Präsident kündigte in dieser Woche neue Zölle gegen 14 Länder an, die meisten davon in Asien. Donald Trump zufolge werden die Zölle am 1. August in Kraft treten - er ließ aber die Tür für weitere Verhandlungen offen und sagte, die vorgeschlagenen Zölle seien "mehr oder weniger" endgültige Angebote. "Wenn sie anrufen und sagen, wir würden gerne etwas anders machen, sind wir dafür offen."
Welche Länder sind in Trumps Visier und warum?
Zu den Ländern, die Trump ins Visier genommen hat, gehören Japan, Südkorea, Kambodscha, Indonesien, Thailand, Malaysia, Laos und Myanmar. Analysten zufolge ist die Fokussierung auf asiatische Länder Teil der US-Strategie, den handels- und geopolitischen Konkurrenten China indirekt ins Visier zu nehmen.
China ist bei weitem der größte Handelspartner Japans, Südkoreas, Malaysias, Myanmars und Indonesiens und die größte Importquelle für Kambodscha und Thailand. Mit diesem Schritt will Trump offenbar Druck auf diese Länder ausüben, damit sie so schnell wie möglich Abkommen mit den USA abschließen.
Doch einige Beobachter weisen darauf hin, dass die Pläne, die Handelsbeziehungen der Länder mit China in die Abkommen einzubeziehen, nach hinten losgehen könnten.
"Die Verhandlungen könnten sich als problematisch erweisen, wenn die USA, wie einige Berichte andeuten, versuchen, andere Teile Asiens dazu zu bringen, China aus den regionalen Lieferketten auszuschließen", schrieb Gareth Leather, leitender Ökonom für Schwellenländer beim Londoner Anaylsehaus Capital Economics, in einem Kommentar.
Seit Trumps Zoll-Ankündigung am 2. April, dem so genannten "Tag der Befreiung", hat das Weiße Haus nur mit drei Ländern Zollvereinbarungen getroffen: mit dem Vereinigten Königreich, Vietnam und China.
Die Vereinbarung mit Vietnam deutet auf das Bestreben der Vereinigten Staaten hin, China ins Visier zu nehmen. Die USA haben zugestimmt, die Zölle gegenüber Vietnam auf 20 Prozent zu senken, sehen aber einen Zoll von 40 Prozent auf sogenannte Transshipment-Waren vor, bei dem China Waren über Zwischenhändler wie Vietnam an Drittländer verkauft.
Was genau ist "Transshipment"?
Unter Transshipment versteht man den Versand von Waren zu einem Zwischenziel und dann zu einem anderen Endziel. Dies ist oft ein normaler Bestandteil des globalen Handels, kann aber auch eine Methode sein, um den Herkunftsort eines Produkts zu verschleiern.
Anfang dieser Woche veröffentlichte die Financial Times einen Bericht, wonach chinesische Unternehmen vermehrt Waren über südostasiatische Länder in die USA verschicken, um so die neuen US-Zölle auf chinesische Waren zu umgehen.
Die Zeitung berief sich dabei auf Daten des US Census Bureau, aus denen hervorging, dass die chinesischen Exporte in die USA im Vergleich zum Vorjahr um 43 Prozent zurückgegangen waren, während die Gesamtexporte im selben Zeitraum um 4,8 Prozent zulegten. Das deutet darauf hin, dass die Volksrepublik ihre Waren in andere Teile der Welt umleitet.
Auf dem Höhepunkt des Zolldurcheinanders im April führte Trumps Team speziell Vietnam als Beispiel für das Transshipment-Problem an. Trumps Handelsberater Peter Navarro sagte in einem Interview mit Fox News, Vietnam sei "im Wesentlichen eine Kolonie des kommunistischen China". "Vietnam verkauft uns 15 Dollar für jeden Dollar, den wir ihnen verkaufen, und etwa fünf Dollar davon sind einfach chinesische Produkte, die nach Vietnam kommen. Sie klatschen ein 'Made in Vietnam'-Etikett drauf und schicken es hierhin, um die Zölle zu umgehen", sagte er.
Vietnam als Vorbild?
Die Tatsache, dass Vietnam nun eine Vereinbarung getroffen hat, ist ein Beispiel dafür, wie andere asiatische Länder einen Weg finden könnten, mit Trump zu verhandeln, bevor die Zölle am 1. August in Kraft treten. Gareth Leather ist jedoch skeptisch und verweist auf die Tatsache, dass diese Länder eine Beeinträchtigung der Beziehungen zu China befürchten könnten.
"Damit könnten andere Länder für Vergeltungsmaßnahmen Chinas in Betracht kommen. China ist nicht nur ein größerer Handelspartner als die USA, sondern auch eine wichtigere Quelle für Investitionen", schreibt er.
Laut Mark Williams, Chefökonom für Asien bei Capital Economics, hatte Vietnam bei den Verhandlungen mit den USA vergleichsweise "schlechte Karten", wenn man bedenkt, wie viele Waren Vietnam dorthin verkauft. Williams ist der Meinung, dass das US-Handelsabkommen mit Vietnam keine "Vorlage ist, an der sich andere Länder orientieren können".
"Stattdessen ist die wichtigste Lehre für andere Länder aus diesem und dem zuvor mit Großbritannien vereinbarten Abkommen, dass von ihnen erwartet wird, den Handel mit China einzuschränken", schrieb er in einer Notiz an Kunden.
Das im Juni geschlossene Abkommen zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich sieht vor, dass Großbritannien strenge US-Sicherheitsanforderungen erfüllt. Dazu gehört beispielsweise die Überprüfung von Lieferketten und Besitzverhältnissen bei Unternehmen - ein Schritt, der sich offenbar gegen China richtet.
Geht es nur um China?
In den Briefen an die Staats- und Regierungschefs der von den Zöllen am 1. August betroffenen Länder, die Trump in den sozialen Medien veröffentlicht hat, bezeichnete der US-Präsident deren Handelsüberschüsse mit den USA als eine "große Bedrohung für unsere Wirtschaft und unsere nationale Sicherheit".
Da die Trump-Regierung bereits einen Waffenstillstand im Handelskonflikt mit China vereinbart hat, geht es bei den anhaltenden Spannungen mit anderen asiatischen Ländern aber nicht nur um Peking.
In den vergangenen Wochen hat Trump Japan kritisiert, es als "verwöhnt" bezeichnet und ihm vorgeworfen, nicht genug US-Waren, insbesondere Agrarprodukte, zu kaufen. Diese Fokussierung auf landwirtschaftliche Erzeugnisse erstreckt sich auch auf andere asiatische Partner, darunter Südkorea und Indien.
Während Gareth Leather davon ausgeht, dass die meisten Länder zu Zugeständnissen bereit wären, um Strafzölle zu vermeiden - zum Beispiel durch ein hartes Durchgreifen bei der Umleitung chinesischer Waren - sind andere Experten skeptischer.
Bill Reinsch, leitender Wirtschaftsberater am Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington, bezweifelt, dass bestimmte asiatische Länder Trump angesichts seiner Unberechenbarkeit genügend entgegenkommen werden. Sie hätten wahrscheinlich das Gefühl, dass "wenn wir bei etwas zustimmen, ihr (die USA, Anm. d. Red.) zwei Wochen später mit sektoralen Zöllen auf etwas anderes ankommen werdet".
Wenn man damit rechnen müsse, so Reinsch, dass die USA die Regeln wieder ändern, sei es schwer vorstellbar, dass Handelspartner solche Verpflichtungen eingehen.
Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert