China investiert weniger in Europa
9. Mai 2023Chinesische Investitionen in Europa sind im vergangenen Jahr erneut deutlich zurückgegangen. Sie konzentrieren sich vor allem auf die Automobil- und Konsumgüterbranche, wie aus einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Studie des auf China spezialisierten Merics-Instituts hervorgeht. Hauptprofiteure sind vier Staaten - Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Ungarn.
Die chinesischen Investitionen in Europa summierten sich 2022 insgesamt auf 7,9 Milliarden Euro. Das entspricht dem Niveau von 2013, bedeutet aber gegenüber 2021 einen Rückgang von 22 Prozent. Drei Viertel davon entfallen auf die Automobil- und Konsumgüterbranche.
Geld fließt vor allem in Batterieproduktion
Ein Schwerpunkt von Großprojekten sind Batterien, die für Elektroautos benötigt werden. Sogenannte Greenfield-Investitionen, bei denen chinesische Unternehmen im Ausland Tochterfirmen gründen oder neue Produktionsstätten errichten, stehen der Studie zufolge mittlerweile ganz vorne - mit insgesamt 4,5 Milliarden Euro.
Hinter dem Anstieg der Greenfield-Investitionen stehen vor allem wenige Großprojekte fast ausschließlich in der Autoindustrie. Chinesische Batterieriesen wie CATL, Envision AESC und SVOLT investierten in Werke in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Ungarn. Auf diese Länder entfielen damit 88 Prozent der chinesischen Investitionen in Europa. Erstmals seit 2008 sind Greenfield-Investitionen wichtiger als Übernahmen und Fusionen. Diese summierten sich auf 3,4 Milliarden Euro, der niedrigste Stand seit 2011.
"Die veränderten Investitionsmuster zeigen klar, wie stark die chinesische Konkurrenz insbesondere in der E-Mobilität ist", sagte Max Zenglein, Chefökonom bei Merics. "Greenfield-Investitionen werden weniger streng reguliert als umstrittene Übernahmen im Bereich kritische Infrastruktur oder im Technologiesektor". "Chinesische Unternehmen investieren Milliarden in die europäische Wertschöpfungskette für E-Mobilität", sagte Agatha Kratz, Direktorin bei der Rhodium Group. "Sie sind dort zu wichtigen Akteuren der Energiewende geworden."
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck fährt gegenüber China einen restriktiveren Kurs als seine Amtsvorgänger.
iw/ul (rtr, dpa, Merics)