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BMW-Finanzvorstand: "China ist natürlich besonders"

Thomas Neufeld25. Mai 2012

Während der Automarkt in Europa schwächelt, boomt das Geschäft in China. Nirgendwo sonst verkauft BMW so viele Autos wie im Reich der Mitte. Nun kommt eine weitere Fabrik hinzu.

Friedrich Eichiner, Finanzvorstand BMW Group Quelle: BMW Frei zur Veröffentlichung für Pressezwecke
Friedrich EichinerBild: BMW

Der Autobauer BMW will die Verkaufszahlen im Boommarkt China kräftig steigern und vervielfacht mit einem zweiten Werk vor Ort seine Produktionskapazität. Finanzvorstand Friedrich Eichiner kündigte für 2012 ein Absatzplus von 25 bis 30 Prozent im größten Automarkt der Welt an. Mit dem neuen Werk in Tiexi im Nordosten Chinas, das am Donnerstag (24.05.2012) eröffnet wurde, soll die Fertigungskapazität bis Ende 2013 auf 300.000 Autos pro Jahr steigen. Je nach Marktentwicklung könne "sogar ein Volumen von bis zu 400.000 Fahrzeugen" lokal produziert werden, sagte Konzernchef Norbert Reithofer. BMW startete in China 2003 mit dem lokalen Autobauer Brilliance ein Gemeinschaftsunternehmen. Gemeinsam mit Brilliance würden weitere 500 Millionen Euro in China investiert. DW sprach mit Finanzvorstand Friedrich Eichiner:

Herr Eichinger, Sie sind Finanzvorstand bei der BMW-Group. Aber auch hier im Board, im Joint Venture von BMW-Brilliance. Wie wichtig sind solche Investitionen wie jetzt das 27. Werk der Gruppe weltweit hier in China?

Investitionen sind für unsere Wachstumsentwicklung äußerst wichtig. Man kann hier her nicht nur Fahrzeuge importieren. Wir müssen auch vor Ort unser Commitment zeigen. Die Erwartungen sind groß, hier Kapazitäten aufzubauen und Beschäftigung zu schaffen. Und das genau tun wir jetzt mit dem Ausbau des Werkes hier in Tiexi.

Gibt es Merkmale oder Besonderheiten in China oder ist China ein Invest für Sie wie jedes andere auch, beispielsweise in Lateinamerika oder Europa?

China ist natürlich besonders! China zeigt ja eine erhebliche Wachstumsdynamik, die wir derzeit nirgendwo anders auf der Welt finden. Und wir wissen, dass wir gerade im Premiumsegment in China auch gute Preise durchsetzen können. Insofern ist China auch für uns ein wichtiges Standbein.

Mit dem neuen Werk in Tiexi im Westen von Shenyang will BMW seine Kapazitäten in China verdoppelnBild: picture-alliance/dpa/BMW

Wie groß sind die Schwierigkeiten, mit den Chinesen zusammenzuarbeiten? Ich spreche jetzt auch gerade vom Joint Venture. Stichwort Technologieklau?

Wir hatten sicher am Anfang auch unsere Storming-Phase. Aber seit vielen Jahren verstehen wir uns gut. Wir gehen sehr fair miteinander um. Wir sind uns einig, was die Strategie anbelangt und haben – denke ich – eine sehr gute Zusammenarbeit, die nicht selbstverständlich ist.

Ärgert es Sie nicht manchmal, dass ein – ich sage mal – baulich sehr ähnliches Fahrzeug dann ein paar Jahre später in der Fabrik nebenan vom Band rollt?

Baulich ganz ähnlich sind die Fahrzeuge nicht. Das können wir schon mal festhalten. Es ist doch eine ganz andere Technologie. Die Fahrzeuge unseres Partners sind mehr im Massenmarkt positioniert und nicht im Premiumsegment. Insofern sind sie nicht wirklich eine Konkurrenz für unsere Produkte.

Alle reden vom China-Boom. Irgendwann ist auch der mal zu Ende. Wie sichern Sie sich gegen dieses Risiko ab?

Nun, man darf in den anderen Regionen der Welt jetzt nicht nachlassen, nur weil es in China gut läuft. Das ist die vernünftigste Strategie. Das heißt, wir wollen unsere Chancen beispielsweise auch in den Vereinigten Staaten  wahrnehmen. Wir wollen ausgeglichen wachsen und damit eine einseitige Abhängigkeit vermeiden.

Können Sie es quantifizieren, wie Sie die Weltregion aufteilen für Ihren Umsatz oder auch Gewinn?

Derzeit macht China weniger als 20 Prozent unseres Absatzes aus. In diesem Jahr kommt China in die Größenordnung der Vereinigten Staaten oder in die Größenordnung von Deutschland. Unser Absatzschwerpunkt liegt mit knapp 50 Prozent nach wie vor in Europa. Und der Rest verteilt sich dann relativ ausgeglichen über die verschiedenen Weltregionen. Also noch haben wir unseren Absatzschwerpunkt im Heimatmarkt Europa und nicht in China.

Ist es eigentlich einfacher für Sie als Investor mit einem von einer Zentralregierung gelenktem Land zusammenzuarbeiten als in einer Demokratie, beispielsweise Indien, wo ja ganz andere Probleme auftauchen können? Also ist es einfacher, mit einer kommunistisch geführten Regierung zusammenzuarbeiten, weil man weiß, woran man ist?

Das würde ich nicht so sagen. Jedes Land hat seine Eigenheiten. Ich denke, es geht eigentlich eher darum, ob man erwünscht ist, ob man diese Investition, dieses Engagement eines Unternehmens wie BMW will oder nicht. Dort, wo das erwünscht ist, bekommen wir in der Regel dann auch den notwendigen Support. Das war in Indien der Fall, genauso wie es hier in China der Fall ist.

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