China nennt erstmals mittelfristige Ziele zum Klimaschutz
25. September 2025
Die Volksrepublik China will bis 2035 den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen gemessen an den Höchstwerten um sieben bis zehn Prozent senken. Wann genau dieser Peak erreicht werde, sei noch unklar, es könne aber in diesem Jahr der Fall sein, erklärte Präsident Xi Jinping.
In seiner aus Peking übertragenen Videoansprache bei einem Klimagipfel der Vereinten Nationen am Rande der 80. UN-Generalversammlung in New York sagte Xi weiter, China werde den Anteil nicht fossiler Brennstoffe am gesamten Energiekonsum auf mehr als 30 Prozent steigern.
Wind- und Sonnenenergie sollen massiv ausgeweitet werden
Zudem strebe das Land an, die Kapazität an Wind- und Sonnenenergie bis 2035 auf insgesamt 3600 Gigawatt (GW) zu erhöhen - das sei sechsmal so viel, wie im Jahr 2020 aufgebaut gewesen sei.
Zum Vergleich: In Deutschland lag die installierte Leistung aus erneuerbaren Energien Ende 2024 bei knapp 190 GW, wie die Bundesnetzagentur im Januar mitteilte.
Verkaufte Neufahrzeuge sollen Xi zufolge überwiegend Elektro- und Hybridautos sein. Man werde "alle Anstrengungen unternehmen, um es besser zu machen", sagte der chinesische Staatschef.
"Der grüne und kohlenstoffarme Wandel" seien "der Trend unserer Zeit". "Auch wenn einige Länder dagegen vorgehen, muss die internationale Gemeinschaft den Kurs halten", fügte Xi mit einem Seitenhieb Richtung USA hinzu.
Trump bezeichnet Klimawandel als "Scherz"
US-Präsident Donald Trump hatte während seiner Rede bei der UN-Generaldebatte am Dienstag in New York die Erkenntnisse zum menschengemachten Klimawandel als "Scherz" bezeichnet, den sich "böse Menschen" ausgedacht hätten. "Der Klimawandel - das ist der weltweit größte Betrug aller Zeiten", sagte Trump.
Die US-Regierung verfolgt eine Politik, die sich auf die Produktion und den Export von Öl, Erdgas, Kohle und Atomenergie konzentriert. Bereits am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit als Präsident verfügte Trump im Januar den erneuten Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015.
China ist der weltweit größte Verursacher von Treibhausgasen, gefolgt von den USA. Bislang hatte Peking noch nie ein kurz- oder mittelfristiges Klimaziel ausgegeben. Es hieß lediglich, die Volksrepublik wolle bis 2060 klimaneutral werden und vor 2030 den Höchststand bei den Treibhausgasemissionen hinter sich lassen.
Treibhausgase beschleunigen nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern den Klimawandel und tragen zur Zunahme extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen bei.
Germanwatch spricht von "qualitativem Wendepunkt"
Nach Einschätzung der deutschen Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch stellt die Ankündigung Xis "einen qualitativen Wendepunkt" in der chinesischen Klimapolitik dar. Diese sei für Deutschland nicht nur umwelt-, sondern auch wirtschafts- und sicherheitspolitisch hochrelevant. Für die globale Klimapolitik seien die chinesischen Klimaziele "zentral", "da sie erstmals absolute Emissionsreduktionen festschreiben", heißt es in einem Strategiepapier von Germanwatch.
Muyi Yang von der unabhängigen Energie-Denkfabrik Ember bewertete die neuen Klimaziele Chinas als einen wichtigen "Schritt nach vorn, der einen tieferen Wandel hin zu einer saubereren, nachhaltigeren Energiezukunft bewirken kann". Der neue Plan werde zwar nicht alles lösen, aber er signalisiere Engagement, was Kapital freisetze und einen Rückgang der Emissionen beschleunige, sagte er.
"Tür für kurzfristige Emissionserhöhungen bleibt offen"
Das Zentrum für Forschung zu Energie und sauberer Luft (Centre for Research on Energy and Clean Air, CREA) bewertete dagegen Chinas geplante Senkung der Treibhausgase als ungenügend. "Das Gesamtziel bleibt weit hinter dem zurück, was für die Angleichung an die Ziele des Pariser Abkommens erforderlich ist", sagte Analyst Lauri Myllyvirta. Da kein Basisjahr für die Emissionsreduzierungen festgelegt worden sei, bleibe die Tür für kurzfristige Emissionserhöhungen offen.
se/pgr (rtr, afp, dpa, ap)
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