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China nicht mehr deutscher Handelspartner Nummer 1

9. Mai 2024

Die Warenströme von und nach Deutschland verändern sich. China verliert an Bedeutung. Ein anderer Markt legt zu.

Am Burchardkai in Hamburg sind Brücken mit Containerschiffen zu sehen.
Hamburger Hafen: Geopolitisch motivierte ReorientierungBild: Lobeca/RH/IMAGO

China ist nicht mehr der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Die USA überholten die Volksrepublik im ersten Quartal, wie Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters auf Basis von offiziellen Daten des Statistischen Bundesamtes ergeben. Demnach summierte sich das Handelsvolumen mit den Vereinigten Staaten - Exporte und Importe zusammen - von Januar bis März auf gut 63 Milliarden Euro.

Der Warenaustausch mit China lag mit knapp 60 Milliarden Euro deutlich darunter. 2023 war die Volksrepublik mit einem Handelsvolumen von rund 253 Milliarden Euro das achte Jahr in Folge die Nummer eins geblieben - allerdings nur noch mit wenigen Hundert Millionen Euro Vorsprung vor den USA.

IW-Experte Matthes: "Weg vom Systemrivalen China"Bild: Institut der Deutschen Wirtschaft

Dem Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge steckt hinter dieser Entwicklung auch eine geopolitisch motivierte Reorientierung. "Weg vom Systemrivalen China und hin zum transatlantischen Partner", sagte IW-Experte Jürgen Matthes. Dazu trage wohl auch bei, dass sich die chinesische Wirtschaft schlechter entwickle als von vielen erhofft, während die US-Ökonomie die Erwartungen eher übertreffe.

"Die deutschen Exporte in die USA sind nun wegen der robusten Konjunktur in den Vereinigten Staaten weiter gestiegen, während sowohl die Exporte nach als auch die Importe aus China gesunken sind", erklärt Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer die Wachablösung im ersten Quartal. Auch strukturelle Gründe bremsten den Handel zwischen Deutschland und der Volksrepublik.

Commerzbank-Ökonom Stamer (Archivbild): "Geopolitische Spannungen als Trendverstärker"Bild: teutopress/IMAGO

"China ist auf der Leiter der Wertschöpfungskette aufgestiegen und stellt vermehrt komplexere Güter selbst her, die es früher aus Deutschland importiert hat", sagte Stamer der Agentur Reuters. "Zudem produzieren deutsche Unternehmen zunehmend vor Ort, anstatt die Waren von Deutschland nach China zu exportieren." Geopolitische Spannungen - etwa der Streit um das von der Führung in Peking beanspruchte Taiwan - könnten diesen Trend weiter verstärken.

Ungewissheit durch US-Wahl

Auch der Außenhandelsverband BGA sieht eine Veränderung im Ranking der wichtigsten Märkte. "Inwiefern diese nachhaltig ist, ist aktuell unsicher", so BGA-Präsident Dirk Jandura. "Denn sollte sich die Administration im Weißen Haus nach den US-Wahlen im November verändern und mehr in Richtung Marktabschottung gehen, kann dieser Prozess zum Erliegen kommen." Sollte sich der frühere US-Präsident Donald Trump gegen Amtsinhaber Joe Biden durchsetzen, könnten wie in der ersten Amtszeit des Republikaners neue Zölle auf europäische Waren drohen.

Schon seit Jahren wachse die Attraktivität des US-Marktes für deutsche Unternehmen, sagt Jandura. Dieser Trend verstärke sich in jüngster Zeit. Vor allem US-Präsident Biden hat seit Beginn seiner Amtszeit eine ausgeprägte Industriepolitik vorangetrieben.

Die USA wollten dabei die Produktion kritischer Technologien im Inland verbessern, beispielsweise Batterien für Elektrofahrzeuge oder Halbleiter. "Dies zieht unsere Unternehmen und ihre Zuliefer- beziehungsweise Wertschöpfungsketten massiv an, auch wenn ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU nach wie vor schmerzlich vermisst wird", so Jandura.

AR/sti (rtr)

Handelskrieg China gegen die USA: Wo steht Deutschland?

42:36

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