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China senkt nach schwachen Wirtschaftsdaten Zinsen

15. August 2023

Die wirtschaftliche Erholung Chinas nach dem Ende der strikten Null-Covid-Politik verliert weiter an Schwung. Nach schwachen Konjunkturdaten greift die chinesische Zentralbank erneut ein.

Gebäude der Chinesischen Volksbank, wie die Zentralbank der Volksrepublik offiziell heißt, in Peking
Sitz der Chinesischen Volksbank, wie die Zentralbank der Volksrepublik offiziell heißt, in PekingBild: Koki Kataoka/Yomiuri Shimbun/AP/picture alliance

Vor dem Hintergrund enttäuschender Konjunkturdaten hat die chinesische Zentralbank erneut an der Zinsschraube gedreht. Wie das Institut am Dienstag mitteilte, wurde der Zinssatz für Kredite mit einer einjährigen Laufzeit um 15 Basispunkte auf 2,5 Prozent gesenkt. Es ist die zweite Zinssenkung seit Juni. Mit dem Schritt will die Peoples Bank of China (POBC) den Kreditfluss ankurbeln und damit die Wirtschaft unterstützen.

Die Zinssenkung sei erfolgt, "um die Liquidität im Bankensystem auf einem angemessenen Niveau zu halten", teilte die Notenbank zu ihrer Entscheidung mit. 

Nach der Zinssenkung verkauften Insidern zufolge Chinas große Staatsbanken US-Dollar und kauften Yuan, um einen Kurssturz der Landeswährung zu stoppen. Der Kurs des Yuan ist seit Jahresbeginn zum Dollar bereits um fünf Prozent gesunken.

Industrie und Einzelhandel schwächeln 

Kurz nach dem Zinsschnitt legte das Pekinger Statistikamt am Dienstag Konjunkturdaten für China vor, die überwiegend schwächer ausfielen, als Analysten erwartet hatten. 

Sowohl die Industrieproduktion als auch die Einzelhandelsumsätze blieben hinter den Prognosen der Analysten zurück. Die Industrieproduktion in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt stieg um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und damit langsamer als im Juni mit 4,4 Prozent, wie das Nationale Statistikamt (NBS) am Dienstag mitteilte. Dies lag unter den Erwartungen der von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Analysten, die einen Anstieg von 4,4 Prozent erwartet hatten.

Die Einzelhandelsumsätze, ein wichtiger Indikator für den Konsum, stiegen um 2,5 Prozent, nach einem Plus von 3,1 Prozent im Juni, und verfehlten damit die Prognosen der Analysten von 4,5 Prozent Wachstum trotz der Sommerreisesaison. Es war das langsamste Wachstum seit Dezember 2022.

Der angeschlagene Immobiliensektor verzeichnete einen Rückgang der Investitionen um 8,5 Prozent.

Arbeitssuchende junge Leute auf einer Jobmesse in Hefei in der ostchinesischen Provinz Anhui Bild: Xiang Yang/picture-alliance/dpa

Hohe Jugendarbeitslosigkeit

Überraschenderweise machte die Behörde keine Angaben zur Entwicklung der zuletzt sehr hohen Jugendarbeitslosigkeit. Mehr als jeder fünfte junge Chinese fand zuletzt keinen Job. Ein Sprecher der Statistikbehörde sagte, die Statistik werde ausgesetzt und überarbeitet. 

"Der Hauptgrund ist, dass die Arbeitsstatistiken angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung weiter optimiert werden müssen", so Fu Linghui, Sprecher des Nationalen Statistikbüros. Insbesondere werde geprüft, ob Studenten, die vor ihrem Abschluss einen Job suchen, in die Arbeitsstatistik aufgenommen werden sollten.

Instabiler Immobiliensektor

Die Zahlen vom Dienstag deuten darauf hin, dass die Gesamtwirtschaft im vergangenen Monat weiterhin zu schwach war und reihen sich in die Serie schlechter Daten der vergangenen Woche ein. Die enttäuschenden Zahlen zum Handel und zu den Verbraucherpreisen sowie ein Rekordtief beim Kreditwachstum deuteten darauf hin, dass die politischen Entscheidungsträger ihre Maßnahmen zur Stützung der schwächelnden Wirtschaft möglicherweise verstärken müssen.

Unfertige Bauten in Zhumadian im Süden der Provinz Henan Bild: DW

Besondere Sorgen bereitet internationalen Finanz-Experten die Talfahrt im angeschlagenen Immobiliensektor, wo eine Reihe von Immobilienkonzernen ums Überleben kämpft und Millionen von Chinesen vor dem Verlust ihrer Investitionen stehen könnten. So gingen die Baubeginne nach Fläche im Juli im Jahresvergleich um fast 25 Prozent zurück, wie aus Regierungsdaten hervorgeht. "Wir glauben, dass die Märkte die Auswirkungen des starken Rückgangs im chinesischen Immobiliensektor, der mehr als die Hälfte der weltweiten Verkäufe neuer Wohnungen ausmacht, noch immer unterschätzen", schrieben die Analysten der japanischen Bank Nomura in einer Kundenmitteilung.

Die Regierung unter Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte bereits im vergangenen Monat Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur ergriffen - von der Ankurbelung des Konsums von Kraftfahrzeugen und Haushaltsgeräten über die Lockerung einiger Immobilienbeschränkungen bis hin zur Unterstützung des Privatsektors. Der anhaltende Druck auf den Immobiliensektor, die wachsende Verschuldung der Kommunen, die Rekordarbeitslosigkeit unter Jugendlichen und die nachlassende Auslandsnachfrage bremsen aber weiter die nachhaltige Erholung der chinesischen Wirtschaft aus.

tko/ul (rtr, dpa)

 

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