China setzt auf "Made in Germany"
7. Februar 2011Vor gut zwei Jahren hat das chinesische Unternehmen Sany eine Tochterfirma in Köln gegründet. Der Hersteller von Baumaschinen kleckert nicht, sondern klotzt. 100 Millionen Euro investiert Sany in sein Tochterunternehmen in Deutschland. In Bedburg bei Köln entsteht gerade die neue Produktionsstätte auf mehreren tausend Quadratmetern. "Wir rechnen damit, dass wir im Mai, Juni mit der Produktion in Bedburg beginnen", sagt Christiane Linkenbach, Pressesprecherin von Sany. "Im Mai wird dann der zweite Bauabschnitt beginnen, der eine Halle und ein Testgelände umfasst, das ebenfalls zehntausend Quadratmeter groß sein wird wie die erste Halle."
Innerhalb der letzten zwei Jahre sind bei der deutschen Tochter des Baumaschinenherstellers fast 130 neue Arbeitsplätze entstanden, und das Unternehmen sucht weiterhin händeringend nach Fachpersonal für die neue Produktionsstätte. In den kommenden drei Jahren sollen 600 Mitarbeiter in Bedburg eingestellt und mittelfristig soll ein Jahresumsatz von 500 Millionen Euro erwirtschaftet werden.
"Sany hat sich überlegt, wo gehen wir hin in Europa, und hat sich ganz bewusst für Deutschland entschieden", sagt Pressesprecherin Linkenbach. Das hohe Qualitätsbewusstsein und die Qualifikation der deutschen Arbeitskräfte, besonders der Ingenieure, seien wichtige Gründe für die Standortwahl gewesen.
Chinesische Investitionen steigen kontinuierlich
Sany ist eines der inzwischen fast 1000 chinesischen Unternehmen in Deutschland. Kamen bis vor einigen Jahren hauptsächlich staatseigene Großunternehmen, wagen nun auch immer mehr private Unternehmen wie Sany und auch mittelständische Firmen den Schritt nach Deutschland. Selbst die weltweite Finanzkrise konnte den Expansionsdrang der chinesischen Firmen nicht bremsen.
"Die chinesischen Investitionen waren berechenbar und auch positiv in Zeiten der Krise", sagt Michael Pfeiffer, Geschäftsführer von Germany Trade and Invest, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. "Die chinesischen Investitionen sind mit jedem Jahr stärker geworden und überproportional gewachsen." Vor fünf oder sechs Jahren habe es ungefähr zehn Investoren aus China nach Deutschland gezogen. Inzwischen seien es mehr als sechzig Firmen im Jahr, so Pfeiffer.
Chinesen wollen Qualität "Made in Germany"
Rund die Hälfte aller chinesischen Investoren, die sich in Europa niederlassen wollen, wählt Deutschland als Standort. Besonders in Hochtechnologiebranchen wie Maschinenbau, Elektronik, erneuerbare Energien oder Informations- und Kommunikationstechnologien ist Deutschland sehr beliebt. Gerade in diesen Branchen ist das Siegel "Made in Germany" weltweit ein Qualitätsmerkmal. Chinesische Unternehmen wollen auf dem Weltmarkt als Produzenten von Qualitätsprodukten wahrgenommen werden. Fassen sie in Deutschland Fuß, können die Firmen zudem von deutschem Know-how profitieren.
"Außerdem ist es für chinesische Firmen wichtig, dass sie einen Standort haben, von dem aus man andere Märkte gut bedienen kann", fügt Pfeiffer hinzu. Entscheidend sei auch die sehr kooperative Mitarbeiterschaft.
Investoren denken langfristig
Die ersten chinesischen Unternehmen, die um die Jahrtausendwende den Sprung nach Deutschland wagten, taten sich noch sehr schwer. Häufig wussten die Investoren wenig über den deutschen Markt oder über gesetzliche Rahmenbedingungen. Inzwischen bereiteten sich die Firmen sehr gründlich vor, bevor sie den Schritt nach Deutschland wagen, meint Michael Pfeiffer, Geschäftsführer von Germany Trade and Invest. "Sie analysieren den Markt und ihre eigenen Anforderungen sehr genau und gehen dann auch in den Markt hinein mit dem festen Vorsatz, erfolgreich zu sein." Dementsprechend nachhaltig seien chinesische Investitionen in Deutschland.
Autor: Christoph Ricking
Redaktion: Zhang Danhong