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China setzt für künftige Energieversorgung auf Afrika

Gui Hao11. Januar 2006

Der chinesische Außenminister Li Zhaoxing bereist für eine Woche sechs afrikanische Staaten. Peking legt großen Wert auf die freundschaftlichen Beziehungen zu Afrika und das nicht ohne Grund.

Macht die Runde in Afrika:<br>Chinas Außenminister Li ZhaoxingBild: dpa

Die erste Auslandsreise des Jahres führt den chinesischen Außenminister seit Jahrzehnten immer in dieselbe Region: Afrika. Dieses Jahr sind vom 11. bis 19. Januar 2006 Besuche auf den Kapverden, in Senegal, Mali, Liberia, Nigeria und Lybien geplant. Schwerpunkt der Gespräche ist das Gipfeltreffen China-Afrika, das in diesem Jahr in Peking stattfinden wird. Die Länderauswahl ist nicht zufällig. "Derzeit wird Afrika häufig von chinesischen Ölfirmen als ein sehr wichtiger Ort erwähnt", sagt Kang Wu, wissenschaftlicher Mitarbeiter am East-West Center auf Hawaii.

Chinesische Ölinteressen


Der chinesische Ölkonzern China National Offshore Oil Corp (CNOOC) gab am Montag (9.1.2006) bekannt, er wolle für 2,3 Milliarden Dollar einen Anteil von 45 Prozent an einem Ölfeld in Nigeria erwerben. CNOOC wurde im letzten Jahr durch den Plans zur Übernahme des amerikanischen Konkurrenten Unocal bekannt. Das Geschäft kam aufgrund politischen Widerstands aus den USA nicht zustande. Zu dem Ölfeld gehört eine Fläche von 1300 Quadratkilometern, die schätzungsweise 600 Millionen Barrel erschlossenes Rohöl und eventuell weitere 500 Millionen Barrel umfasst. Afrika spielt für das energiehungrige China eine wichtige Rolle.

Die USA und Europa stehen Afrika aufgrund der instabilen politischen Lage skeptisch gegenüber. Auch der Konkurrent Indien, der ebenfalls weltweit nach Energieressourcen sucht, verhält sich zurückhaltend. Das indische Staatsunternehmen Oil & Natural Gas Corporation (ONGC) wollte sich ebenfalls an dem nigerianischen Ölfeld beteiligen, konnte sich jedoch bei der Regierung nicht durchsetzen. Das politische Risiko sei zu groß, hieß es zur Begründung.

Ölfeld im Süden NigeriasBild: AP

Der Politologe und Asienwissenschaftler Gu Xuewu von der Ruhr-Universität Bochum analysiert: "China versucht einen eigenen Weg zu gehen und nimmt das politische Risiko in Kauf, wenn es um Investition im Energiesektor geht. Peking glaubt, ein gutes Gefühl mit den afrikanischen Regierungen zu haben. Auf der anderen Seite besteht für China zu einer Kooperation mit afrikanischen Staaten im Energiesektor aber auch gar keine Alternative."

Neokolonialistische Expansion?


Die Ressourcen zur Energiegewinnung in der restlichen Welt wurden bereits von anderen Mächten aufgeteilt. Nahost bleibt in der Einflusssphäre der Amerikaner, während sich die Europäische Union immer mehr Russland annähert, das über riesige Öl- und Erdgasvorkommen verfügt. Afrika ist derzeit Chinas einzige Hoffnung, die zukünftige Energieversorgung abzusichern. Eine US-Studie belegt, dass bereits heute knapp ein Drittel aller chinesischen Ölimporte aus Afrika stammt.

Auf dem afrikanischen Kontinent leben 900 Millionen Menschen. Diesen großen Markt möchte die chinesische Wirtschaft für sich gewinnen. Kritische Medien im Westen bezeichnen die Expansion Chinas in Afrika als "Neo-Kolonialismus". Gu Xuewu stimmt mit dieser Einschätzung nicht überein: "Zwei Aspekte unterscheiden die Tätigkeiten Chinas in Afrika vom Kolonialismus. Der erste und wichtigste ist, dass China versucht, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Das schafft eine fundierte Basis für weitere Zusammenarbeit. Zweitens kommen keine militärischen Mittel zum Einsatz. China positioniert sich in Afrika als Partner im Globalisierungsprozess. Es gilt das Prinzip des Freihandels."

Für Peking wird die Energieversorgung des Riesenreichs immer problematischerBild: dpa

China als Anwalt der Ärmsten

Der Bochumer Asienexperte erinnert außerdem daran, dass China und Afrika bereits seit den 60er Jahren des letzen Jahrhunderts zusammenarbeiten. Das Reich der Mitte verstehe sich in den Vereinten Nationen als Vertreter aller Länder der Dritten Welt. Neben vielen gemeinsamen Wirtschaftsprojekten schicke China jährlich Ärztegruppen in afrikanische Dörfer. Fast jeder dritte Afrikaner sei bereits einmal von einem chinesischen Arzt behandelt worden.

China gilt als Fürsprecher für einen afrikanischen Sitz im UN-SicherheitsratBild: AP

Auch in der Diskussion um die Reform des UN-Sicherheitsrates ist China auf der Seite Afrikas. "China unterstützt ein bis zwei afrikanische Länder, ständige Mitglieder im UN-Sicherheitsrat zu werden", sagt Gu Xuewu. "Die aktuelle Diskussion deutet jedoch darauf hin, dass die Runde der fünf Veto-Mächte nicht erweitert wird. Es geht hier also um die Erweiterung von Ländern im Sicherheitsrat ohne Veto-Recht. Voraussetzung für die Erweiterung um einen afrikanischen Staat ist aber, dass sich die Afrikaner selbst einigen, welches Land sie als Vertreter in den Sicherheitsrat schicken wollen."

Ein weiteres Beispiel für die engen Beziehungen der Chinesen zu den Nationen des afrikanischen Kontinents ist die internationale Entschuldungspolitik. China erließ als erstes Land, noch vor den USA und der Weltbank, einer Reihe von afrikanischen Ländern ihre Schulden. Seit 2005 dürfen 28 arme afrikanische Nationen Waren sogar zollfrei nach China exportieren.

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