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China startet Bau von Riesen-Staudamm in Tibet

20. Juli 2025

Der neue Staudamm soll China nach offizieller Darstellung beim Erreichen seiner Klimaziele helfen. Umweltschützer haben aber Bedenken, außerdem droht diplomatischer Zwist.

China Quxu 2022 | Landschaft am Yarlung Zangbo-Fluss in Tibet
China will die gewaltigen Wassermassen des Yarlung Zangbo-Flusses in Tibet stauen, um Strom zu gewinnenBild: Shen Hongbing/Xinhua/picture alliance

China hat mit dem Bau eines weiteren gewaltigen Staudamms in Tibet begonnen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, verkündete Ministerpräsident Li Qiang den Baubeginn des Projekts bei einem symbolischen Spatenstich in Nyingchi, im Süden des autonomen Gebiets nahe der Grenze zu Indien.

China will mit dem Damm am Fluss Yarlung Tsangpo große Strommengen in andere Gegenden übertragen, aber auch Energie für die Region gewinnen. Für den Bau des aus fünf Kraftwerken bestehenden Staudamms erwartet Peking laut offiziellen Angaben Kosten in Höhe von 1,2 Billionen Yuan (fast 144 Milliarden Euro). 

Dreimal so groß wie der Drei-Schluchten-Damm

Den Bau des Staudamms hatte sich die Kommunistische Partei in ihren laufenden Fünf-Jahres-Plan geschrieben. Im vergangenen Dezember gab Peking schließlich grünes Licht. Mit dem Damm sollen jährlich 300 Milliarden Kilowattstunden Strom gewonnen werden. Er hätte damit dreimal so viel Kapazität wie der berühmte Drei-Schluchten-Damm auf dem Yangtze-Fluss und wäre der größte Staudamm der Welt. China sieht das Projekt als Beitrag für sein Ziel, bis 2030 den Höhepunkt seiner Kohlenstoffdioxid-Emissionen erreicht zu haben und bis 2060 klimaneutral zu werden.

Vertreter der chinesischen Regierung beim Baubeginn in der Stadt NyingchiBild: Liu Bin/Xinhua/picture alliance

Das Großprojekt läßt aber Umweltbedenken aufkommen und die Sorge vor einem schweren Eingriff in die Natur. Experten warnten in der Vergangenheit immer wieder vor verheerenden ökologischen Auswirkungen eines solchen Riesenstaudamms. Zudem sei das Gebiet erdbebengefährdet.

Sorgen vor einem "Wasserkrieg"

Zudem beschäftigt das Projekt die Länder Indien und Bangladesch, die am Unterlauf des Yarlung Tsangpo liegen. Der Yarlung Tsangpo, der in Indien Brahmaputra heißt, ist mit rund 3000 Kilometern einer der längsten Flüsse der Welt. Vom Himalaya in Tibet fließt er weiter durch Indien und Bangladesch, wo er in den Ganges und schließlich in den Golf von Bengalen mündet. Staut China das Wasser am Oberlauf, hat das Auswirkungen auf die Nachbarländer. Experten warnten bereits vor einem "Wasserkrieg".

Indien mahnte China deshalb, der Damm dürfe nicht die Wasserversorgung der benachbarten Staaten beeinträchtigen. Der Damm liegt zudem nahe einem Gebiet, auf das Peking und Neu-Delhi schon länger Machtansprüche erheben. China nennt die Region Zangnan, in Indien heißt sie Arunachal Pradesh. Der Streit um das Gebiet hatte in den vergangenen Monaten immer wieder zu diplomatischen Spannungen zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Welt geführt.

haz/se (dpa, afp)