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China zieht Notbremse an der Börse

4. Januar 2016

Chinas Börsen starten mit schweren Turbulenzen ins neue Jahr. Nur mit einem Abbruch des gesamten Handels wird ein noch größerer Kursrutsch verhindert. Im Gefolge brechen auch andere Börsen massiv ein.

China Finanzexperte Yi Xianrong
Bild: Getty Images/China Photos

Nach einem massiven Kurseinbruch haben Chinas Aktienmärkte erstmals in ihrer Geschichte den gesamten Handel für den Rest des Tages ausgesetzt. Ausgerechnet am Tag seiner Einführung kam damit am Montag umgehend ein neuer Sicherungsmechanismus zum Zuge, der große Schwankungen an den Aktienmärkten verhindern soll. Auslöser für den Kursrutsch waren schlechte Konjunkturaussichten für die zweitgrößte Volkswirtschaft, die mit den Spannungen im Nahen Osten auch andere asiatische Börsen auf Talfahrt schickten. Die schlechten Nachrichten zogen auch den Dax herunter. Auch in London und Paris gerieten die Kurse stark unter Druck. Die Wall Street eröffnete ebenfalls mit einem dicken Minus.

Druck auf Frankfurt

Der deutsche Leitindex Dax an der Frankfurter Börse ist wegen der starken Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft stärker unter Druck als die Handelsplätze in Frankreich oder England. Folgerichtig rauschte der deutsche Index bis zu 4,5 Prozent in den Keller. Schließlich ging er am frühen Abend bei 10.283 Punkten aus dem Handel - das sind 4,28 Prozent weniger als am letzten Handelstag des vergangenen Jahres.

Viele Experten fühlten sich durch den heutigen Kurseinbruch an das Jahr 1988 erinnert. Damals hatte der Dax am ersten Handelstag des Jahres sogar 4,8 Prozent eingebüßt.. Das war der bislang schwächste Start in ein neues Handelsjahr in der Geschichte des Leitindex.

Notbremsung verstärkte die Panik

Chinas Aufsichtsbehörden zogen um 13.28 Uhr (Ortszeit) die Notbremse und beendeten den Handel an den beiden Börsen in Shanghai und Shenzhen. Der drastische Schritt wurde durch einen neu geltenden Schutzmechanismus möglich. Danach wird bei Schwankungen des China Securities Index (CSI) der 300 führenden Werte um mehr als fünf Prozent der Handel für 15 Minuten ausgesetzt. Bei mehr als sieben Prozent wird eine Schließung für den Rest des Tages verfügt. Die anfängliche 15-minütige Unterbrechung sorgte aber offensichtlich erst recht für Panik unter den Anlegern, so dass die Kurse anschließend sofort weiter nachgaben. So kam die zweite Eskalationsstufe zur Geltung und der Handel wurde umgehend beendet.

Auslöser: Industriedaten

Der schlechte Start ins neue Handelsjahr folgte auf einen unerwartet starken Rückgang der Industrieaktivitäten im Dezember, der darauf hindeutet, dass Chinas Wirtschaft weiter an Schwung verliert. So fiel der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins "Caixin" von 48,6 auf 48,2 Punkte. Der Wert liegt den zehnten Monat in Folge unter der Grenze von 50 Punkten, was auf einen Rückgang der Fertigung hindeutet.

"Das zeigt, dass die Kräfte für eine wirtschaftliche Erholung auf Hürden gestoßen sind und die Wirtschaft vor einem größeren Risiko einer Abschwächung steht", sagte der Chefökonom He Fan von "Caixin". Nach der Zinserhöhung in den USA seien jetzt größere Fluktuationen auf den globalen Märkten zu erwarten, warnte er. Analysten hatten eigentlich eine Beruhigung der Lage erwartet.

Neue Verkaufswelle erwartet

Für den Kursrutsch in Shanghai machen Beobachter aber noch einen weiteren Effekt verantwortlich. Großaktionäre bei chinesischen Aktien dürfen in wenigen Tagen wieder Anteile verkaufen. Ein Verkaufsverbot war am 9. Juli vergangenen Jahres verhängt worden, um den letzten Crash an den chinesischen Aktienmärkten zu stoppen. Damit könnte in fünf Tagen eine neue Verkaufswelle anstehen, sollte die chinesische Regierung nicht erneut entsprechende Maßnahmen verhängen. Um den damit einhergehenden Börsenturbulenzen vorzugreifen, haben nun zu Jahresbeginn offenbar einige Anleger bereits die Reißleine gezogen.

Die neuen Sorgen um Chinas Wachstum nagen an dem ohnehin schwer angeschlagenen Vertrauen in die chinesischen Aktienmärkte, die seit dem Sommer eine Berg- und Talfahrt erlebt haben. Die Regierung hat seither Milliarden in die Märkte gepumpt und den Handel noch stärker reglementiert, um die Kurse zu stabilisieren.

Der Shanghai Composite Index schloss um 6,85 Prozent niedriger und damit auf dem niedrigsten Stand seit fast drei Monaten. Der kleinere Shenzhen Component Index gab sogar um 8,16 Prozent nach. Auch der ChiNext Index, der dem amerikanischen Nasdaq-Index ähnelt, verlor um 8,21 Prozent, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

ul/iw (dpa, afp, ard.Boerse.de)

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