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Chinas Autobauer auf Expansionskurs

Ralf Jäckel27. November 2004

Der boomende Automarkt China hat viele ausländische Investoren angelockt. Jetzt drehen die chinesischen Autobauer den Spieß um und nehmen den Weltmarkt ins Visier. Der Einstieg bei Rover ist ein erstes Ausrufezeichen.

Auf dem Weg nach Europa: Autos aus ChinaBild: AP

In China ist Shanghai Automotive (SAIC) die ungekrönte Nummer Eins. Der größte Autobauer des Landes produziert im Jahr 800.000 Fahrzeuge und macht einen Umsatz von fast zehn Milliarden Euro. Mit dem Erfolg in der Heimat wollen sich die Chinesen jetzt nicht mehr zufrieden geben. Bis 2010 will SAIC zu den sechs größten Autobauern der Welt gehören.

Weltweite Einkaufstour

Die ersten Schritte sind bereits getan. Am 20. November 2004 wurde bekannt: SAIC übernimmt den angeschlagenen britischen Traditionshersteller Rover. Die chinesische Regierung muss dem Deal nur noch zustimmen. Pro Jahr sollen dann in Großbritannien eine Million Autos gebaut und in Europa und China verkauft werden.

Rover MG, Großbritanniens letzter eigenständiger Autobauer: Bald in chinesischer Hand?Bild: AP

SAIC greift für Rover tief in die gut gefüllte Portokasse: 1,4 Milliarden Euro will sich SAIC den 70-prozentigen Anteil am Gemeinschaftsunternehmen kosten lassen. Bereits im Oktober hatten die Chinesen für umgerechnet knapp 400 Millionen Euro den koreanischen Geländewagenbauer und Konkurrenten Ssangyong übernommen.

Zugriff auf moderne Autotechnik

Die hohen Investitionen sollen sich auszahlen. "Die Chinesen wollen eigenes Know-how sammeln und nicht mehr nur in Lizenz für Dritte fertigen", sagt Albrecht Denninghoff, Auto-Analyst bei der Hypovereinsbank. Bislang produziert SAIC Fahrzeuge für die ausländischen Konzerne Volkswagen und General Motors. Die Technologie bleibt aber in den Händen der Partner. Mit Rover im Rücken will SAIC in Zukunft auch eigene Autos produzieren. Bis 2007 sollen 50.000 Pkw unter eigener Marke vom Band laufen.

Verstärkte Exporte

Auch chinesische Hersteller wie der Autobauer Chery suchen den Sprung nach Europa - nur mit einer anderen Strategie. Sie setzen auf den Export ihrer Billigmodelle. 10.000 Stück will Chery in diesem Jahr ins Ausland verkaufen, im vergangenen Jahr waren es noch 1200 Fahrzeuge.

Der gesamten Branche in China macht der wachsende Wettbewerb zu schaffen. Die Überkapazitäten steigen, die Preise sinken. Darum treibt es Chinas Autoindustrie zunehmend ins Ausland, sagen Experten.

Autoriesen durch Billig-Kopien bedroht

Automontage beim Volkswagen-Partner "Shanghai Automotive Industry".Bild: dpa

Volkswagen und General Motors, die Milliarden in der Volksrepublik investiert haben, sehen diesen Expansionsdrang mit steigendem Unmut. Die Konzerne werfen den Chinesen vor, ihre Autos zu kopieren und zu Niedrigpreisen auf den Markt zu werfen. Unter anderem soll Chery ein Auto gebaut haben, das zu 60 Prozent aus Teilen des VW Jetta besteht. "Das Engagement in China rächt sich jetzt", sagt Auto-Experte Albrecht Denninghoff. "Die Partner von gestern sind die Konkurrenten von heute. Wie soll man verhindern, dass die Technologie aus dem Lizenzbau wieder zurück nach Europa kommt?"

China auf der Überholspur

China hat längst zum Überholmanöver angesetzt. Nach Einschätzungen der deutschen Automobilindustrie wird die Volksrepublik demnächst nach den USA und Japan zum weltweit drittgrößten Autohersteller aufrücken und damit Deutschland auf den vierten Rang verdrängen, berichtet die Zeitung "Welt am Sonntag". Spätestens im ersten Halbjahr 2005 würden in China erstmals mehr Personen- und Nutzfahrzeuge gebaut als in Deutschland.

Preisdruck zwingt zur Kostensenkung

Kommen nun die Chinesen auch nach Europa, erzeugt das zusätzlichen Druck auf die Preise. "Das schmälert die Gewinne und die sind jetzt schon nicht gut, zumindest bei den Volumenherstellern", sagt Albrecht Denninghoff.

Potentielle Kunden von Volkswagen oder Opel sind immer weniger bereit, Premiumpreise zu zahlen, wenn Konkurrenten wie Toyota genau so viel Pkw für weniger Geld anbieten. "Die Autos der europäischen Hersteller müssen wieder unterscheidbarer werden," sagt Albrecht Denninghoff. "Auch die Kosten sollten gesenkt werden, wenn man konkurrenzfähig bleiben will."

Wie eng der Markt durch neue Wettbewerber werden kann, haben bereits die asiatischen Hersteller aus Japan und Südkorea gezeigt. Mit ihren preiswerten Marken eroberten sie in Europa in den vergangenen Jahren einen Marktanteil von 17 Prozent.

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