Chinas erstes eigenes Mittelstreckenflugzeug
2. November 2015Nach sieben Jahren Entwicklung und Verzögerungen ist am Montag in Shanghai die erste Maschine des selbst entwickelten chinesischen Passagierflugzeugs C919 vom Band gerollt. Der erste Testflug des staatlichen Herstellers Commercial Aircraft Corporation of China (Comac) findet nach eigenen Angaben voraussichtlich erst im kommenden Jahr statt. Ursprünglich war der Jungfernflug bereits für dieses Jahr vorgesehen. Die Zeitung "China Daily" berichtete gar, der erste Flug der C919 könnte sich bis 2017 verschieben.
Nach Testflügen über drei Jahre werde die Maschine dann für den kommerziellen Betrieb bereit sein.
Ursprünglich hatte das Mittelstreckenflugzeug schon im kommenden Jahr gegen die amerikanische und europäische Konkurrenz - Boeing 737 und den Airbus 320 - antreten wollen, doch hat sich das Projekt immer wieder verzögert.
Auch wenn das Flugzeug in China zusammengebaut wurde, spielen ausländische Firmen doch eine Schlüsselrolle für die Produktion. So wurden beispielsweise die Motoren von CFM International geliefert - einem Gemeinschaftsunternehmen von GE und Safran.
Das Flugzeug bietet Raum für 158 Passagiere und soll 4075 Kilometer weit fliegen können. Die Staatsagentur berichtete, es lägen 517 Bestellungen von 21 Kunden vor. Doch wiesen chinesische Luftverkehrsexperten darauf hin, dass es sich häufig nur um Kaufabsichten handele.
Chinas Traum vom Fliegen
China dürfte dem amerikanischen Flugzeugbauer Boeing zufolge in 20 Jahren der weltgrößte Luftfahrtmarkt sein. Bis zum Jahr 2034 würden dort 6330 neue Flugzeuge im Wert von fast einer Billion US-Dollar benötigt, hieß es in der jüngsten Prognose von Boeing.
China träumt seit den 70er Jahren davon, sein erstes eigenes ziviles Flugzeug zu bauen. Das Vorhaben wurde damals von Jiang Qing unterstützt, der Ehefrau von Mao Tse-tung. Aber das entwickelte Modell Y-10 war letztlich zu schwer; nur drei Exemplare davon wurden gebaut.
Comac hat bereits einen kleineren Regionaljet namens ARJ entwickelt. Das Projekt hinkt seinem Zeitplan jedoch um Jahre hinterher. Das Flugzeug mit bis zu 90 Sitzplätzen befindet sich immer noch im Testbetrieb. Ihm fehlt auch noch die Zulassung der US-Behörden, so dass es bisher noch nicht im Luftraum der USA fliegen darf.
iw/wen (dpa,afp)