China hat es in Afrika nicht mehr nur auf Bodenschätze abgesehen. Auch die Sicherheit wird zum großen Thema. Dass Peking seinen Einfluss auf dem Kontinent ausweitet, birgt für Europa Risiken - aber auch Chancen.
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Wieder Hände schütteln und posieren für die Pressefotos: Chinas Außenminister Wang Yi tourt in diesen Tagen durch Afrika. Der Neujahrsbesuch auf dem Kontinent hat längst Tradition. Madagaskar, Tansania, Sambia, Kongo und Nigeria stehen dieses Mal auf dem Reiseprogramm.
Sambia zum Beispiel will zu einem Verkehrs- und Logistikzentrum im Süden Afrikas werden - dabei hat Wang jetzt Hilfe versprochen. China sei "der wichtigste und verlässlichste Partner Sambias auf dem Weg zu einer selbständigen und nachhaltigen Entwicklung", zitierte ihn die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua nach einem Treffen mit seinem sambischen Kollegen Harry Kalaba in Lusaka.
China treibt die neue Seidenstraße voran
01:30
Nirgendwo investiert China so stark wie in Afrika. 245 neue Abkommen im Wert von 50 Milliarden US-Dollar hat Peking laut einem Sprecher des chinesischen Außenministeriums auf dem Kontinent geschlossen - und das allein im ersten Halbjahr 2016. Längst hat das Reich der Mitte die USA und die ehemaligen europäischen Kolonialstaaten als wichtigste Handelspartner Afrikas überholt. Im Herbst wurde die von chinesischen Konzernen gebaute Eisenbahnstrecke zwischen Äthiopien und Dschibuti eröffnet, ähnliche Milliardenprojekte laufen auch in Kenia und Nigeria. Sie sind alles andere als uneigennützig, sondern Teil des Seidenstraßenprojekts, mit dem China Handelswege ausbaut und zur größten Wirtschaftsmacht der Welt aufsteigen will.
China als Friedensstifter?
Neben Infrastruktur-Projekten und Rohstoffdeals setzt Peking zunehmend auch auf militärisches Engagement. Stabilität ist das Stichwort. "In Chinas Afrika-Strategie spielt jetzt auch Sicherheit eine große Rolle - und das ist neu. Es spiegelt wider, wie China über globale Themen und Interessen denkt", sagt Angela Stanzel, China-Expertin beim European Council on Foreign Relations in Berlin.
An sieben der insgesamt neun UN-Friedensmissionen in Afrika ist Peking inzwischen beteiligt - an so vielen wie kein anderes Mitglied im UN-Sicherheitsrat. China engagiert sich im Südsudan, im Sudan und in Mali. Im ostafrikanischen Dschibuti baut der Riesenstaat gerade seinen ersten Marinestützpunkt in ganz Afrika auf und unterstützt von dort aus die Anti-Piraterie-Mission im Golf von Aden. Auch die USA und Frankreich betreiben in Dschibuti große Militärbasen.
Das Image: Profit auf Kosten der Menschen
China wolle einerseits seine Staatsbürger in Afrika schützen, andererseits aber auch ein Signal an die Welt senden, sagt Angela Stanzel. "China hatte lange ein sehr schlechtes Image, wurde nicht nur von westlichen Staaten, sondern auch in Afrika kritisiert. Mit dem verstärkten Engagement will das Land zeigen, dass es ein verantwortungsbewusster globaler Akteur ist."
Bislang unterstützt Peking auch solche Länder mit wirtschaftlichen Hilfen und sogar Waffenlieferungen, die Demokratie und Menschenrechte mit Füßen treten. "Wenn sich China in Zukunft noch mehr in Afrika engagiert, dann besteht das Risiko, dass europäische Werte und politische Strategien verstärkt untergraben werden", warnt die Analystin.
China in Afrika: Fluch oder Segen?
China will den Imagewandel: Weg vom Ruf als Ausbeuter afrikanischer Rohstoffe, hin zum Entwicklungshelfer. Eine Reise durch die Geschichte der chinesisch-afrikanischen Beziehungen.
Bild: AFP/Getty Images
Partner auf Augenhöhe?
China bringt ebene Asphaltstraßen, pompöse Fußballstadien und Breitband-Internet nach Afrika. Gleichzeitig fördert China auf dem Kontinent in großem Stil Öl und andere Rohstoffe. China ist jetzt schon Afrikas größter Handelspartner, bis 2020 will das Land das Handelsvolumen auf 400 Milliarden US-Dollar verdoppeln. Kritiker fürchten, dass es bei diesen Geschäften nur einen Gewinner gibt: China.
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Das erste große Entwicklungshilfeprojekt
Die chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit begann in den 1950er und 1960er Jahren. Als Zeichen der sozialistischen Brüderschaft finanzierte China den Bau einer Eisenbahnlinie, die Kupfererz aus Sambia in Tansanias Hafenstadt Dar Es Salaam transportierte. Das Projekt sollte von interethnischer Freundschaft und Arbeitersolidarität geprägt sein. Die Bahn fährt noch heute.
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Gekommen, um Geschäfte zu machen
Mit der "Go Global Strategie" ändert die chinesische Regierung in den 1990er Jahren ihre Afrika-Politik. Sie unterstützt Unternehmen im eigenen Land dabei, Geschäfte mit Afrika zu machen. Das Ziel: sich strategische Rohstoffvorkommen sichern und Chinas wirtschaftliche Entwicklung weiter vorantreiben. Das Selbstverständnis: Afrika als Geschäftspartner und Absatzmarkt für chinesische Konsumgüter.
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Kritik aus dem Westen
Mit der neuen Politik sicher China sich Ölfelder und Edelmetall-Minen. Dabei scheut das Land nicht die Zusammenarbeit mit autoritären und korrupten Regimen. In Europa und den USA kommt das nicht gut an. China sei nur an der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen interessiert, nicht aber an dem Wohl der Menschen, lautet die Kritik.
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Infrastruktur als Gegenwert
China macht auch mit Sudans Präsidenten Omar Al-Baschir Geschäfte, gegen den wegen Völkermords ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshof vorliegt. Das Land avanciert zum wichtigsten Investor der sudanesischen Ölindustrie. Zudem finanziert die staatliche chinesische Ölgesellschaft im Sudan den Bau des Merowe-Damms, der größten Talsperre Afrikas.
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150-Millionen-Euro-Geschenk an die AU
Die guten Beziehungen zu Afrika lässt sich China einiges kosten. Das Land bezahlte 2012 den Bau des Hauptsitzes der Afrikanischen Union in Addis Abeba. "China wird die afrikanischen Staaten dabei unterstützen, ihre Stärke und Unabhängigkeit auszubauen und ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen", sagte der Leiter der chinesischen Delegation bei der Eröffnungszeremonie.
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Herrscher über den Mobilfunkmarkt
Gleich zwei chinesische Unternehmen dominieren den afrikanischen Markt für Telekommunikation: ZTE und Huawei. Regierungen auf dem gesamten Kontinent wickeln ihre Großaufträge mit ihnen ab. In Äthiopien bauen Huawei und ZTE für 1,7 Milliarden US-Dollar ein landesweites 3G-Netzwerk auf. In Tansania verlegten chinesische Unternehmen rund 10.000 Kilometer Glasfaserkabel.
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Unliebsame Konkurrenten
Nicht nur große Firmen, sondern auch tausende einfache Chinesen zieht es in der Hoffnung auf bessere Verdienstmöglichkeiten nach Afrika. Sie eröffnen kleine Geschäfte, wo sie chinesische Billigware verkaufen: Geschirr, Modeschmuck, Elektro-Artikel. "Viele afrikanische Händler sind über die neue Konkurrenz nicht erfreut", sagt der kenianische Wirtschaftswissenschaftler David Owiro.
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Hoffen auf Jobs
Ob Einzelhandel oder Straßenbau: "Die Afrikaner profitieren kaum vom chinesischen Engagement. Die Unternehmen bringen ihre eigenen Arbeiter mit", sagt Owiro. In Südafrika könnte sich das nun ändern: Dort hat China gerade ein LKW-Werk eröffnet. Die südafrikanische Regierung lobt das Projekt als Meilenstein auf dem Weg der afrikanischen Industrialisierung und hofft auf zahlreiche Arbeitsplätze.
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Vom Exporteur zum Entwicklungshelfer?
Bei seinem Besuch bei Äthiopiens Premier Hailemariam Desalegn im Mai 2014 kündigte Chinas Regierungschef Li Keqiang zwei Milliarden US-Dollar für einen Afrika-Entwicklungsfonds an. Die chinesischen Staatsführung will die chinesisch-afrikanischen Beziehungen in ein neues Licht rücken: Weg von der Rohstoffausbeutung, hin zu nachhaltiger Entwicklungshilfe.
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Angst um die Reputation
"China fürchtet um seinen Ruf in der Welt", sagt Sun Yun vom US-amerikanischen Think Tank Brookings. Die Vorwürfe in den Medien, China sei nur an Afrikas Rohstoffen interessiert, habe zu diesem Wandel geführt. In einem Weißbuch veröffentlichte die Regierung jüngst eine Liste der Hilfsprogramme. Darunter: 30 Krankenhäuser, 150 Schulen, 105 regenerative Energie- und Wasserprojekte.
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Chinas Charme-Offensive
Um für seine Mission in Afrika zu werben, hat China eine große Medienoffensive gestartet. Die Berichterstattung der staatlichen Auslandsmedien hat einen klaren Wirtschaftsfokus, Afrika wird als prosperierender Kontinent dargestellt. Vor dem Hintergrund jahrzehntelanger Negativberichterstattung westlicher Medien trifft das bei vielen Afrikanern einen Nerv.
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Auch das Vorgehen chinesischer Unternehmen in Afrika steht in der Kritik. "Es hat schon viele Verstöße gegeben, zum Beispiel beim Arbeitsschutz in den Minen. Die Investoren nutzen unsere Bürger aus, lassen sie zu lange arbeiten - und oft bekommen sie nicht einmal Schutzkleidung", sagt der sambische Politik-Analyst Vince Chipatuka. "Außerdem nehmen die vielen Chinesen, die in unser Land, in unsere Städte und Dörfer ziehen, den Sambiern die Jobs weg. Wenn China bei uns investiert, dann darf das nicht auf Kosten der Menschen hier passieren." Chipatuka fordert von der Regierung in Lusaka, die Abkommen mit den Chinesen zu prüfen und mehr Projekte in Partnerschaft mit sambischen Unternehmen abzuschließen.
Möglichkeiten der Zusammenarbeit
Angela Stanzel sieht in Chinas Ambitionen aber auch Chancen für die Europäer. Man könne mit Peking zusammenarbeiten - zum Beispiel bei den Friedensmissionen. "Ich denke, China hat sogar ein Interesse daran, denn es hat kaum Erfahrung mit solchen Missionen und Einsätzen im Ausland, man könnte also die gemeinsamen Trainings stärken", so Stanzel. Andere Kooperationsmöglichkeiten seien Evakuierungsaktionen in Krisenfällen - so wie 2011 in Libyen, als Peking Tausende seiner Bürger außer Landes bringen musste. Auch in der Entwicklungszusammenarbeit könnten die Chinesen auf das Know-how der EU-Staaten zurückgreifen. Stabilität in Afrika sei ein gemeinsames Interesse von Europäern und Chinesen, darüber müsse in Zukunft viel stärker diskutiert werden, so Stanzel.