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Politik

Chinas Griff nach Lateinamerika

José Ospina-Valencia
12. Dezember 2019

Wirtschaftsgipfel in Panama: Mit der mittlerweile dreizehnten Regionalkonferenz festigt Peking seine Präsenz auf dem amerikanischen Kontinent weiter. Die Lateinamerikaner haben gelernt, sie zu nutzen.

Treffen Chinas und der CELAC-Staaten in Peking 08.01.2015
Bild: Reuters/Kim Kyung-Hoon

Die "Business-Gipfel" zwischen China und Lateinamerika gibt es seit 2007. Die 2019er Ausgabe ging gerade in Panama zu Ende. Mit dieser Mischung aus Messe und Gipfeltreffen will China die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Staaten Lateinamerikas und der Karibik fördern. Frühere Ausgaben dieses Events fanden in Chile, Kolumbien, Peru, Costa Rica, Mexiko oder Uruguay statt und zeugen vom starken Interesse Chinas an Lateinamerika. 

Erst kürzlich wurde Nayib Bukele, der Präsident El Salvadors, als "international bedeutsamer Staatschef" in Peking empfangen und durfte sich über finanzielle Unterstützung für Infrastrukturprojekte - ohne Rückzahlungspflicht - freuen. Bei seinem Staatsbesuch sagte Bukele, dass sein Land das Geschenk seines Amtskollegen Xi Jinping "unter anderem für den Bau eines neuen Fußballstadions, einer neuen Nationalbibliothek und einer Wasseraufbereitungsanlage" verwenden wird.

Wie weit reicht Chinas Interesse an Lateinamerika?

"Es ist nicht neu, dass China mit fast allen Ländern der Region gute Handelsbeziehungen unterhält. Aber es hat besonders enge Bindungen zu denjenigen Ländern, die Rohstoffe nach China exportiert, wie Chile, Ecuador, Peru, Brasilien und Argentinien", sagt Margaret Myers, Expertin für asiatisch-lateinamerikanische Beziehungen beim Washingtoner Think Tank "Inter-American Dialogue", im Gespräch mit der DW.

Die chinesischen Aktivitäten bei Infrastrukturprojekten in Lateinamerika und der Karibik werden immer umfangreicher. Laut Beobachtung der Denkfabrik haben chinesische Unternehmen und Banken bisher "Interesse an rund 150 Projekten im Verkehrs- und Transportwesen gezeigt und zu einigen von ihnen auch schon Verträge abgeschlossen".

Vom Plastikspielzeug zu Industrieanlagen: Erdölraffinerie in EcuadorBild: picture-alliance/prisma

Der Handel zwischen Lateinamerika und China hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. "Die Lateinamerikaner sind vom Kauf von chinesischem Plastikspielzeug zum Kauf von Eisenbahnen, Bussen, Telekommunikationsnetzen und Hochtechnologie für Seehäfen übergegangen, um ihre Infrastruktur zu verbessern", so Meyers - eine Entwicklung, die China mit seiner "Seidenstraßen-Initiative", einem globalen Netzwerk von Straßen, Schienen und Seewegen, vorangetrieben hat.

Doch auch der chinesische Blick auf Lateinamerika hat sich verändert, so Myers: "Seit drei Jahren betrachtet China die Länder nicht nur als regionale Handelspartner, sondern auch als Teil eines globalen Wirtschaftskonzepts, da Peking zur Einsicht gelangte, stärker auf die Bedürfnisse und Interessen dieser Länder eingehen zu müssen".

Diese Entwicklung habe Washington natürlich beunruhigt. Die Lateinamerikaner hätten wiederum, so die US-Analystin, einen feinen Balanceakt vollzogen, da sie sowohl gute Beziehungen zu den USA als auch China unterhalten wollten. Teilweise hätten lateinamerikanische Länder sogar Nutzen aus den Handelsstreitigkeiten der USA mit China ziehen können. "Obwohl die gegenseitige Belegung mit Zöllen Einfluss auf die Währungen einiger Länder hatte, hat beispielsweise Mexiko davon profitiert, dass sich einige Unternehmen aus Angst vor weiteren Zöllen in Mexiko niedergelassen haben", so die Expertin.

Geldregen aus Peking

Seit 2005 haben chinesische Banken mehr als 141 Milliarden Dollar an Krediten an Länder und Staatsunternehmen in Lateinamerika und der Karibik vergeben. Die Frage lautet: Welche Zugeständnisse mussten für die billigen Kredite gemacht werden? Geraten lateinamerikanische Länder in eine chinesische "Schuldenfalle", wie schon einige afrikanische Länder vor ihnen?

Xi Jinping bei einem Treffen mit Präsident Nicolás Maduro 2014 in VenezuelaBild: AFP/Getty Images/L. Ramirez

"China hat in den letzten drei Jahren fast keine hohen Kredite in die Region vergeben", betont Meyers, die auch keine Anzeichen für eine "Schuldenfalle" erkennt. "Von allen Ländern der Region die Kredite aus China erhalten hätten, wie beispielsweise Ecuador, Argentinien, Brasilien und Venezuela, habe nur Letzteres ein ernsthaftes Problem."

Selbst Venezuela scheine nicht in Gefahr zu sein die Kontrolle zu verlieren. Trotz Darlehen von rund 67 Milliarden Dollar, die Peking seit 2007 dem Chavez- und dem Maduro-Regime gewährte, steht Venezuela heute "nur" mit 20 Milliarden Dollar bei China in der Kreide und zahlt diese mit Rohöl zurück.

Den ökonomischen Zwang, das eigene Erdöl an China verkaufen zu müssen, um Schulden abzubezahlen, könnte man jedoch auch als "Schuldenfalle" betrachten. In einem Interview mit der BBC sagte Kevin Koenig von der Umweltschutzorganisation Amazon Watch, dass "Ecuador die OPEC verlässt, um die Ölförderung steigern zu können, und damit seine Schulden in Höhe von rund 14 Milliarden US-Dollar gegenüber China begleichen zu können".

Meyers meint dagegen: "Ich bin mir nicht sicher, ob Peking Berater in Quito hat, die Präsident Lenín Moreno sagen, dass er die OPEC verlassen müsse". Letztendlich entscheide jedes Land selbst, wie es seine Verpflichtungen erfüllen will. Gewiss sei nur, "dass die Volkswirtschaften Lateinamerikas immer abhängiger vom Handel mit China werden".

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