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Chinas Investoren auf Einkaufstour in Europa

26. Juni 2015

Die Auslandsinvestitionen der zweitgrößten Volkswirtschaft haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. Was die Chinesen mit ihrem Geld in Europa machen, hat eine neue Studie untersucht.

Huawei-Logo in Guangzhou
Bild: picture-alliance/dpa/Liu Jiao

Europa und vor allem Deutschland profitieren massiv von einem starken Zuwachs chinesischer Investitionen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Merics China-Instituts in Berlin und der New Yorker Beratungsfirma Rhodium Group, die in der kommenden Woche offiziell in Brüssel und Berlin vorgestellt wird und über die die Deutsche Presseagentur vorab berichtet.

"Eine neue Ära chinesischen Kapitals ist angebrochen", zitiert dpa die Autoren der Studie. Danach dürften sich Chinas globale Vermögenswerte von 6,4 Billionen US-Dollar in nur fünf Jahren auf 20 Billionen US-Dollar verdreifachen. Deutsche und Europäer seien gut positioniert, weil sie eng mit China kooperierten. Die Politik sei jetzt gefordert, die Vorteile zu nutzen und Risiken zu minimieren.

Über 1000 Neugründungen

Eine populistische Abwehrhaltung müsse vermieden werden, raten die Autoren der Studie. Doch müsse sich auch China stärker für europäische Investoren öffnen. Die erste Welle chinesischer Investitionen habe Europa bereits "mit voller Wucht getroffen". Chinesische Investitionen in Europa seien allein im Jahr 2014 auf rund 18 Milliarden Euro gestiegen, nachdem sie Mitte der 2000er Jahre nahezu bei Null gelegen hätten. Zwischen 2000 und 2014 seien mehr als 1000 Neugründungen, Fusionen und Übernahmen im Umfang von 46 Milliarden Euro erfolgt.

Unter den Empfängern steht Deutschland mit 6,9 Milliarden Euro (2000-2014) hinter Großbritannien an zweiter Stelle. Die meisten chinesischen Direktinvestitionen in Deutschland erfolgten mit 82 Prozent in Form von Unternehmenskäufen. Die größten Beispiele sind Lenovos Investition in den deutschen Computer-Hersteller Medion für rund 530 Millionen Euro, die Übernahme des Automobil-Zulieferers Hilite International durch den Flugzeughersteller AVIC für 473 Millionen Euro im Jahr 2014 sowie die Übernahme des Maschinenbau- und Logistik-Konzerns Kion Gruppe durch Weichai Power für 467 Millionen Euro im Jahr 2012.

Forschung, Entwicklung und Dienstleistungen

Als größte Volkswirtschaft in Europa ist Deutschland aber auch eines der Hauptzielländer für Neugründungen. Der Baumaschinenhersteller Sany errichtete eine Produktionsstätte in Bedburg bei Köln. Greatview Aseptic baute in Halle an der Saale ein Werk für Verpackungen. Chinesische Firmen investieren auch zunehmend in Forschung und Entwicklung, Finanzen und moderne Dienstleistungen. So hat der Smartphone-Hersteller Huawei 2014 ein Technikzentrum in München gegründet. Große chinesische Banken wie die Industrial and Commercial Bank of China oder die Agricultural Bank haben Tochtergesellschaften in Frankfurt eröffnet.

Deutschlands moderne Fertigung im Auto-Bereich oder in der Industrie- und Anlagentechnik sei seit dem Jahr 2000 mit 65 Prozent das wichtigste Ziel chinesischer Investoren gewesen. Meist habe es kleine und mittlere Übernahmen gegeben. Interesse gebe es auch an erneuerbarer Energie, Konsumgütern oder Finanz- und Transportdienstleistungen.

Chinas altes Wachstumsmodell mit Handel und beschränkten finanziellen Verflechtungen habe ausgedient, schreiben die Autoren. Der Umbau habe begonnen. "Für Chinas langfristige wirtschaftliche Aussichten wird die größere Offenheit für globale Kapitalströme von entscheidender Bedeutung sein."

Das Mercator Institute for China Studies (Merics) ist ein 2013 gegründetes Forschungsinstitut in Berlin. Finanziert wird es von der Stiftung Mercator der Familie Schmidt Ruthenbeck, die Großaktionär am Handelskonzern Metro AG ist.

Die Rhodium Group mit Sitz in New York berät Kunden aus Wirtschaft und Politik zu Investitions- und Strategieentscheidungen in China und anderen Ländern.

Wen/bea (dpa, merics.org)

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