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Chinas Klimaziele "realistisch, aber ehrgeizig"

Hao Gui1. Juli 2015

Chinas Ankündigung, den CO2-Ausstoß dramatisch zu reduzieren, löst großen Zuspruch aus. Auch die deutsche Wirtschaft kann davon profitieren, glaubt Eckehard Büscher von der EnergieAgentur.NRW.

Ein Kraftwerk in China. (Foto: dpa)
Ein Kraftwerk in ChinaBild: picture-alliance/dpa

DW: Herr Büscher, China will als der größte Energieverbraucher der Welt seine Kohlendioxid-Emissionen bis 2030 um 60 bis 65 Prozent gegenüber 2005 reduzieren. Wie schätzen Sie die Ankündigung des Ministerpräsident Li Keqiang in Paris ein?

Eckehard Büscher: Es hat mich sehr gefreut. Meine Erfahrungen zeigen, dass China das sehr gründlich und effizient anpacken wird. Insofern habe ich Hoffnung, dass die chinesischen Ansätze auch umgesetzt werden und sich durchsetzen. Wir haben schon in den letzten zehn Jahren gemerkt, dass sich China sehr intensiv um die erneuerbaren Energien kümmert, und zwar in allen relevanten Bereichen wie Fotovoltaik, Windkraft oder Geothermie. In absoluten Zahlen ist China führend. In relativen Zahlen ist es - verglichen mit dem großen Energiehunger, den das Land hat - allerdings noch sehr wenig. In den letzten Jahren war es lediglich die Aufbauphase. Die chinesische Regierung hat erkannt, dass bei der Reduktion des CO2-Ausstoßes noch Handlungsbedarf besteht. Und China spielt eine große Rolle bei der Bekämpfung der Erderwärmung, da das Land noch sehr viele Kohle verbraucht. Ich halte Chinas Klimaziele für realistisch, aber ehrgeizig.

Dr. Eckehard Büscher leitet bei der EnergieAgentur.NRW die Netzwerke Bergbau- und EnergiewirtschaftBild: cc-by-2.0/EnergieAgentur.NRW

Der Anteil der nicht-fossilen Energieträger soll bis 2030 von derzeit 11 auf 20 Prozent steigen. Schafft China das?

China hat alle anderen Herausforderungen gemeistert, ob es sich um Städtebau oder Hochgeschwindigkeitszüge handelt. China hat sich in einem Tempo entwickelt, das wir uns in Europa nicht vorstellen können. Ähnlich kann es auch mit den erneuerbaren Energien funktionieren. Es gibt in China die sogenannten Fünf-Jahrespläne für zum Beispiel Windkraft und Geothermie, die realistische Größenordnungen vor dem Hintergrund des Wachstums und der Schlagkraft der chinesischen Industrie haben.

Was kann Deutschland bei der Energiewende in China tun?

Für Deutschland und für Europa ist es interessant, wie China viel Unterstützung von außen braucht. Die deutsche Wirtschaft hat die Chance, die Energiewende in China zu unterstützen und am Wachstum zu partizipieren. Mittelstand und Großindustrie aus Deutschland sind in weiten Teilen schon in China unterwegs, in unterschiedlichen Ausprägungen als Joint Ventures oder Zulieferer. Insofern ist der chinesische Markt sicherlich nicht so neu. Es ist schwierig, weil die Chinesen sehr gut und ehrgeizig sind und viele Sachen selber machen wollen.

Was kann die deutsche Wirtschaft anbieten, was China noch nicht kann?

Was wir aus Deutschland sehr gut können, ist die Effizienz im Sinne von Steigerung des Wirkungsgrades bei Kraftwerken, Wind- oder Photovoltaikanlagen. Ich glaube nicht, dass dieses ehrgeizige Klimaprogramm der chinesischen Regierung nur durch Masse erreicht werden kann, sprich durch noch mehr Windräder und mehr Fotovoltaik. Mit Blick auf die Qualität und bei allem Respekt vor dem chinesischen Können, deutsche Ingenieure und Forscher haben da noch einiges zu bieten.

Dr. Eckehard Büscher leitet bei der EnergieAgentur.NRW die Netzwerke Bergbau- und Energiewirtschaft. Er koordiniert eine Vielzahl an Umweltprojekten mit China in Bezug auf Energieeffizienz.

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