Chinas Militär entwickelt mückengroße Drohne
23. Juni 2025
Der Traum aller Geheimdienste sieht aus wie eine große Mücke, hat zwei winzige federähnliche Flügel, einen schmalen Rumpf und steht auf drei Beinen. Es ist aber keine Mücke, sondern eine Mini-Drohne, die Chinas Nationale Universität für Verteidigungstechnologie (NUDT) entwickelt hat.
Sie soll für verdeckte Militäroperationen und Aufklärungseinsätze verwendet werden, berichtet Hongkongs größte englischsprachige Tageszeitung "South China Morning Post". Präsentiert wurde der schwirrende Aufklärer in einem Bericht, der jüngst im Militärkanal CCTV7 des staatlich kontrollierten chinesischen Fernsehens lief.
Vorgestellt wurde die kaum wahrnehmbare Drohne vom NUDT-Forschenden Liang Hexiang, der unter anderem auch an humanoiden Robotern arbeitet. "Hier in meiner Hand ist ein mückenartiger Roboter. Bionische Miniaturroboter wie dieser eignen sich besonders gut für Informationsaufklärung und Spezialeinsätze auf dem Schlachtfeld", so Liang Hexiang gegenüber CCTV7.
In dem CCTV-Bericht wurde auch der Prototyp einer anderen Mini-Drohne mit vier Flügeln gezeigt, die über das Smartphone gesteuert werden kann.
Wettlauf um die kleinsten Drohnen
Überraschend an dem CCTV-Bericht ist nicht nur, welche offensichtlichen Fortschritte das chinesische Militär im Bereich der Robotertechnologie gemacht hat. Sondern auch, dass die mückengroße Spionagedrohne öffentlich gezeigt wird.
Denn seit Jahren wetteifern Militärentwickler in aller Welt um möglichst kleine und leistungsstarke Drohnen. Die Herstellung ist anspruchsvoll, denn die unterschiedlichen Komponenten wie Mikrofone und Kameras, die Steuerung, die Stromversorgung und andere müssen auf kleinstem Raum verbaut werden. Gleichzeitig muss die Drohne leise, robust, reichweitenstark und ausdauernd funktionieren.
Für die Entwicklung solch winziger Drohnen ist Spezialwissen aus unterschiedlichen Disziplinen wie Robotik, Materialwissenschaften oder Sensorik notwendig – Fachexpertise also, die vor allem an Militäreinrichtungen vorhanden ist.
Auffällige Ähnlichkeiten mit US-Modell
Nicht nur das chinesische Militär treibt die Entwicklung von Mini-Drohnen massiv voran. Ihre Namen beziehen sich auf Bienen, Hornissen oder Moskitos, denn oftmals liefert die Natur die Vorbilder für die bionischen Mini-Roboter.
Die von der chinesischen NUDT präsentierte Mini-Drohne ähnelt auffallend der "RoboBee", die Harvard-Forschende erstmals 2013 vorstellten. Die etwa drei Zentimeter große Drohne wurde allerdings zur Überwachung der Landwirtschaft und Umwelt entwickelt – und die chinesische Variante ist deutlich kleiner.
Einige autonome RoboBee-Modelle können unter Wasser schwimmen und von dort losfliegen. Oder sich "mit Hilfe statischer Elektrizität auf Oberflächen hocken", heißt es auf der Website des Harvard Wyss Institute.
Robuste Nano-Drohnen für den Kampfeinsatz
Für Kampfeinsätze sind diese Mini-Aufklärungsdrohnen nicht robust genug. Da müssen Drohnen Wind und Wetter trotzen, die Bilder und Daten müssen präzise sein, der Akku muss lange durchhalten und die Steuerung muss so weit reichen, dass Soldaten sie von einer sicheren Position aus nutzen können.
Deshalb begeistern sich Militärs eher für die etwa handtellergroße Drohne "Black Hornet", die in Norwegen entwickelt wurde und die seit einigen Jahren bereits zur sicheren Erkundung bei Kampfeinsätzen genutzt wird. Auch die deutsche Bundeswehr hat sich diese an einen Mini-Hubschrauber erinnernde Drohne für die "geräuscharme optische Aufklärung im taktischen Nächstbereich" beschafft.
Sie "ermöglicht Soldaten auch ohne eine spezielle Ausbildung eine sofortige, getarnte Aufklärung", heißt es bei der Bunderwehr.
Die "Black Hornet" verfügt auch über Infrarot-Technologie, ist "sehr leicht und so gut wie lautlos. Mit einer Flugzeit von bis zu 25 Minuten kann die nur hosentaschengroße Nanodrohne Livevideos und HD-Einzelbilder" liefern, und so zum Beispiel Sprengfallen aufspüren.
Das amerikanische Militär arbeitet auch an eigenen Mini-Drohnen, hieß es vonseiten der US Air Force im Jahr 2021. Aber wie weit die Entwicklung vorangeschritten ist oder welche bereits im Einsatz sind, darüber schweigt sich das US-Militär bislang aus.