1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Chinas Wirtschaft wächst kaum noch

15. Juli 2022

Chinas Null-Corona-Politik und die Immobilienkrise haben das Wirtschaftswachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt fast komplett ausgebremst. Peking verzeichnet den schwächsten Zuwachs seit Beginn der Pandemie.

Coronavirus China | Lockdown in Shanghai
Leere Straßen in Shanghai - Folge des Lockdowns in der PandemieBild: ALY SONG/REUTERS

Vor dem Hintergrund strenger Corona-Maßnahmen ist das Wachstum der chinesischen Wirtschaft im zweiten Quartal deutlich abgesackt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legte die zweitgrößte Volkswirtschaft nur noch um 0,4 Prozent zu, wie das Pekinger Statistikbüro am Freitag mitteilte.

Es ist das schwächste Quartalswachstum seit dem Beginn der Corona-Pandemie. Im ersten Quartal war die Wirtschaft noch um 4,8 Prozent gewachsen. Für das erste Halbjahr ergab sich damit ein Gesamtwachstum von 2,5 Prozent.

"Die Mittelschicht bekommt die Auswirkungen zunehmend zu spüren, etwa durch stagnierende Einkommen oder fallende Immobilienpreise. Dadurch erhöht sich der politische Druck auf die Regierung, Lösungen zu finden", kommentierte Max Zenglein vom China-Institut Merics in Berlin die Lage.

Das Virus als Bremsklotz

Die Konjunktur leidet darunter, dass Peking nicht von seiner strikten "Null-Corona-Politik" abrücken will. Diese hat zum Ziel, jeden Ausbruch im Keim zu ersticken. Shanghai, die wichtigste Wirtschaftsmetropole Chinas, musste im April und Mai zwei Monate in einem harten Lockdown verbringen, was die Wirtschaft schwer traf. Auch der Hafen der Millionen-Metropole, der wichtigste Umschlagplatz im Handel mit China, funktionierte nur eingeschränkt.

Wegen der Null-Covid-Strategie riegelt China teils ganze Wohngebiete ab, wenn Corona-Infektionen auftretenBild: Hecotr Retamal/AFP

"Das effektivste Konjunkturprogramm der Regierung wäre eine Abkehr von der drakonischen Null-Covid-Strategie", so Zenglein. Doch damit rechnet in China kaum jemand. Noch immer können wenige Infektionen dazu führen, dass ganze Stadtteile abgeriegelt werden. In Peking, Shanghai und in der südchinesischen Metropole Shenzhen, den bedeutendsten Wirtschaftszentren, werden immer wieder Infektionen gefunden, die dann erneut zu Einschränkungen führen.

Veritable Immobilienkrise

Dazu steckt der Immobiliensektor in China seit Monaten in Schwierigkeiten; mehrere Immobilienentwickler wie etwa der Konzern Evergrande haben Probleme, Kredite zu bedienen. Die Führung in Peking hatte 2020 damit begonnen, den Immobiliensektor schärfer zu regulieren, um die Spekulation mit Gebäuden einzuschränken.

Im Juni sanken die Preise für Neubauwohnungen laut offizieller Statistik den zweiten Monat in Folge. Analystin Betty Wang von der Bank ANZ erklärte, dazu komme eine wachsende Zahl von Wohnungskäuferinnen und -käufern, die ihre Raten nicht mehr zahlen - unter anderem wegen Verzögerungen bei der Fertigstellung. Das sei "besorgniserregend", erklärte Zhiwei Zhang von Pinpoint Asset Management, da es direkt auf das Finanzsystem durchzuschlagen drohe.

Keine Entwarnung

Auch starke Exportzahlen für Juni, die China bereits am Mittwoch vorgelegt hatte, seien laut Ökonomen nicht als Entwarnung zu verstehen. Zum Teil sei der Anstieg um 17,9 Prozent damit zu erklären, dass Geschäfte nachgeholt wurden, nachdem sich Shanghai Ende Mai wieder öffnen durfte. Besorgnis löste das schwache Importwachstum von nur einem Prozent aus, das auf eine geringe Kauflust bei chinesischen Konsumenten hinweist.

Die Führung in Peking hat als Zielmarke fürs Wachstum in diesem Jahr "rund 5,5 Prozent" ausgegeben. Im gesamten vergangenen Jahr hatte China nach der Überwindung der ersten Corona-Welle ein Wirtschaftswachstum von 8,1 Prozent verzeichnet.

dk/hb (dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen