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PolitikAsien

Chinesische Fangflotten vor Galapagosinseln

31. Juli 2020

Seit einigen Jahren überqueren chinesische Fischer den Pazifik, um die reichen Fischgründe bei den Galapagosinseln zu erreichen. Profitabel ist das nicht, und Ecuador befürchtet die Gefährdung des Artenreichtums.

Zwei gefleckte Adlerrochen schwimmen im Wasser
Reicher Fischbestand in den Gewässern um Galapagosinseln: hier zwei Rochen vor der Küste von Wolf IslandBild: picture-alliance/dpa/SeaTops

Rund 15.000 Kilometer legten die Fischtrawler von der Küste Chinas bis zu den Galapagosinseln zurück, die zu Ecuador gehören. Die Inseln sind für ihre einzigartige Tier- und Pflanzenwelt berühmt und gehören seit 1979 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Vor zwei Wochen entdeckte die Marine des südamerikanischen Landes die unter chinesischer Flagge fahrende Flotte von etwa 260 Schiffen, nicht zum ersten Mal. "Dies ist das vierte Jahr in Folge, in dem dies geschieht. Sie fischen in diesem Gebiet, das wegen des Zusammenflusses der Meeresströmungen außerordentlich reich an Fischvorkommen ist", sagte Luis Suárez, Geschäftsführer von "Conservación Internacional Ecuador", einer Nichtregierungsorganisation, die sich für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzt, gegenüber der DW.

Doch Chinas Experten sehen keine Gefahr wegen Überfischung. Wang Yamin, Fischerei-Experte von der Shandong Universität in China sagte dazu: "Meiner Kenntnis nach gibt es in der Region kein Problem wegen Überfischung. 260 Boote sind meiner Ansicht nach auch nicht besorgniserregend, weil es dort wirklich sehr große Fischbestände gibt."

Artenschutz bedroht

Das sieht César Peñaherrera, Meereswissenschaftler und wissenschaftlicher Direktor von MigraMar, einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern, das die Meeresarten des Ostpazifiks untersucht, anders. "Wir kennen die Aktivitäten dieser Fangflotten nicht. Wir wissen nicht, wie viel sie fischen. Wir wissen nur, dass es eine große Zahl von Schiffen ist. Und sie fangen Fische und Tintenfische, die zu anderen Booten transportiert werden, die sie dann in den Hafen bringen. Die Überfischung birgt ein sehr hohes Risiko des Zusammenbruchs der Populationen und Ressourcen in diesem Gebiet. Es ist eine sehr besorgniserregende Situation."

Die Sorge ist nicht unbegründet, denn 2017 wurde die Besatzung eines chinesischen Schiffes in Ecuador wegen des illegalen Fangs gefährdeter Hammer- und Seidenhaie zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. In Ost- und Südostasien ist Haifischflossensuppe eine Delikatesse.

Touristen vor Küste der Galapagosinseln beobachten, wie sich die Blaufusstölpel zielgenau auf die Fische stürzenBild: picture-alliance/dpa/F. Lanting

Fehlende internationale Regelungen

Der Verfolgung von möglichen Verstößen sind allerdings durch das internationale Recht Grenzen gesetzt. Wang sagte der DW: "Die chinesischen Boote haben in internationalen Gewässern und nicht in der exklusiven Wirtschaftszone Ecuadors gefischt." Das bestätigen auch die ecuadorianischen Behörden.

Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS), dem sowohl China als auch Ecuador beigetreten sind, regelt, dass Staaten einen alleinigen Anspruch auf die Ressourcen in einer 200 Seemeilen-Zone (ca. 370 Kilometer) vor ihren Küsten haben. Darüber hinaus haben Staaten keine Ansprüche. Die chinesischen Boote verletzen also weder internationales Recht noch Ecuadors Hoheitsrechte.

Galapagosinseln sind durch die Riesenschildkröte bekanntBild: picture-alliance/robertharding/M. Nolan

Ausweitung der Schutzzonen

Norman Wray, Präsident des Galapagos-Regierungsrates, sieht hier allerdings Nachbesserungsbedarf, wie er gegenüber der DW sagte: "Das Seerechtsübereinkommen selbst stellt die Notwendigkeit fest, Vereinbarungen zur Abwägung der Probleme des Artenschutzes anzustreben. Und das wird bereits in Angriff genommen." Ecuador bemühe sich darum, sicherzustellen, dass die reiche biologische Vielfalt des Archipels für künftige Generationen erhalten werden kann und schlägt eine auf 350 Seemeilen erweiterte Schutzzone vor. Es müssten insgesamt strenge Vorschriften zur Kontrolle in internationalen Gewässern verabschiedet werden, so Wray.

Wang hält die Aufregung in Ecuador für von den Medien aufgebauscht. "Eigentlich hat China keine echten Interessenkonflikte mit Ecuador, weil Ecuador sehr selten in internationalen Gewässern fischt." Den Vorschlag einer auf 350 Seemeilen erweiterten Wirtschaftszone zum Schutz der Fische hält er für Unsinn. "Kein Land darf seine Wirtschaftszone einfach so vergrößern, dafür gibt es das Völkerrecht." Es ist nicht ohne Ironie, dass die Volksrepublik China im Südchinesischen Meer aber genau diesen Anspruch formuliert, wo es Meeresgebiete beansprucht, die mehrere hundert Kilometer von seiner Küste entfernt liegen.

Chinesische Fischerboote (Archiv) Bild: Reuters/Stringer

Subventionierung statt Nachhaltigkeit

Wang erklärt die weiten Fahrten gegenüber der Deutschen Welle damit, dass die Nachfrage der Chinesen nach Meeresfrüchten mit der wachsenden Kaufkraft seit Jahren steige. Den Bedarf deckt auch die chinesische Hochseeflotte. Unter chinesischer Flagge fuhren 2016 mehr als 800 hochseetaugliche Fischerboote. Zu diesem Ergebnis kam ein amerikanisches Forschungsteam in einer Studie zur Wirtschaftlichkeit der Hochseefischerei für die Zeitschrift "Sciences Advances".

Die gleiche Studie kam allerdings auch zu dem Schluss, dass die chinesische Hochsee-Fischerei in vielen Fällen unprofitabel gewesen sein muss, zumindest, wenn man den Aufwand für den Kauf und die Instandsetzung der Flotte und den Treibstoffverbrauch gegen die erreichbaren Fangmengen und den damit erzielbaren Umsatz rechnet.

Der eigentliche Grund für die langen Fahrten sind also weder der Fischreichtum rund um die Galapagosinseln noch die steigende Nachfrage in der Volksrepublik, sondern Subventionen. Etwa die Subventionen vom Treibstoff, die sogar von der chinesischen "China Fishery Mutual Insurance Association" als zu hoch eingeschätzt werden. Sie sind eine Folge von Chinas Strategie der "Fernwasser-Fischerei" aus den 1990er Jahren. Wegen Überkapazitäten und Überfischung wurde die Fischerei in den Küstengewässern Chinas immer weniger profitabel. Eine Antwort Chinas war die staatlich unterstützte Entwicklung von Kapazitäten für die Hochseefischerei.

Inzwischen hat China gewisse Einschränkungen erlassen. So wurde im Juni der Tintenfischfang bei den Galapagos-Inseln im Zeitraum September-November verboten.

In Zusammenarbeit mit Cui Mu und Diego Zuñiga.