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Chinesischer Öldurst

Detlev Karg19. April 2004

Stahl, Kupfer, Schrott, Kunststoffmüll, Zink und Aluminium: Die Export- und Bauindustrie in China sorgt weltweit für eine Sonderkonjunktur. Das gilt auch für den Ölimport, ein Wettlauf ist entbrannt.

Treibstoff für Chinas wachsende Industrien: ErdölBild: AP

Öl aus den Fördergebieten des Kaspischen Meeres wird traditionell gen Westen exportiert. Am Schwarzen Meer und am Mittelmeer enden Pipelines, andere reichen bis in die Industrieregionen Westeuropas. Auch das ölreiche Russland selbst war ein Abnehmer. Dies wird sich jedoch ändern, wenn Kasachstan seine erste Pipeline vom Fördergebiet Karaganda nach Osten verlegt hat - Richtung China.

Kasachstan erschließt Riesenmarkt

China hat mittlerweile Japan als zweitgrößten Ölimporteur nach den Vereinigten Staaten überholt. Die nationale kasachische Ölgesellschaft Kazmuniagaz ist optimistisch, dass ihr der Baubeginn noch im Jahr 2004 gelingen wird. Entsprechende Verhandlungen mit Peking seit Beginn des Jahres verliefen erfolgreich. Profitieren werden dann die jungen Ölgesellschaften des Landes wie Petrokazakhstan, die wegen des Börsenhandels in Kanada ansässig ist. Teile der Pipeline, jeweils in Kasachstan und in China, existieren bereits.

Bereits im Juli oder August sollen die Arbeiten am längsten Abschnitt der Ölleitung beginnen und voraussichtlich zwei Jahre dauern. Das Teilstück erstreckt sich vom zentralkasachischen Atasu bis zum Grenzbahnhof Druschba-Alashonkou. Durch die kasachischen Steppen verläuft der anvisierte Teil über rund 1300 Kilometer. Insgesamt sind 3000 Kilometer zu überwinden. Auch westliche Ölgesellschaften sind bei der Erschließung neuer Ölfelder im kaspischen Ölgebiet von Kasaghan tätig.

Drei-Milliarden-Dollar-Projekt

Bereits im Februar konnte der Präsident von Kazmunaigaz, Uzakbai Karabalin, den erhofften Vollzug vermelden. In einem ersten Schritt sollen zehn Millionen Tonnen Öl jährlich nach China fließen, der Export solle dann schrittweise auf 20 Millionen Tonnen gesteigert werden, so Karabalin seinerzeit in der kasachischen Hauptstadt Astana. Die Gesamtkapazität liegt bei 50 Millionen Tonnen im Jahr, die gesamten Kosten sollen sich auf drei Milliarden Dollar belaufen. Chinesen und Kasachen haben dazu ein Joint Venture gegründet, an dem die Chinese National Petroleum Company (CNPC) beteiligt ist. Anfang April konnte die CNPC dem kasachischen Präsidenten Nursultan Nazarbaijew mitteilen, dass bereits eine Milliarde Dollar in die Infrastruktur investiert wurde.

Russland wägt noch ab

Damit könnten die Kasachen die Russen überflügeln. Zwar war auch Russland nicht untätig. Präsident Putin hatte den Chinesen einst zugesagt, eine Ölleitung von den sibirischen Feldern über Angarsk Richtung Nordostchina zu verlegen. Derzeit aber hakt das Projekt, zum einen will der Mann im Kreml offenbar lieber doch die Kontrolle über die Öl-Ader zum immer mächtiger werdenden China behalten.

Ein weiterer Grund ist allerdings, dass die Pipeline nach China vom Ölkonzern Yukos initiiert wurde, mit dem die russische Regierung im Clinch liegt. So bleibt für Yukos der dreimal teurere Bahntransport – auch zum Ärger der Chinesen. Im Gespräch in Russland ist derzeit der Bau bis an die russische Pazifikküste, lediglich mit einem Abzweig nach China. So könnte das schwarze Gold auch bequem nach Japan und in die USA verschifft werden. 20 Millionen Tonnen Öl sollen über die Sibirien-Pipeline transportiert werden, der Baubeginn ist Ende 2005 geplant. Das Projekt ist 2,5 Milliarden Dollar schwer.

Auch innerchinesisch werden Leitungen für die fossilen Schätze gebaut. Die größte Ölgesellschaft der Chinesen, Petrochina, arbeitet dazu mit einem westlichen Konsortium unter Führung von Royal Dutch Shell zusammen. Die Trans China Pipeline führt von den Steppen im Nordwesten Chinas, von Xinjiang, über 4000 Kilometer nach Shanghai. Ab Ende 2004 sollen zwölf Milliarden Kubikmeter Erdgas durch die Pipeline strömen. Beteiligt sind auch BP, Exxon Mobil und Gazprom.

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