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CHIO Aachen: 100 Jahre Tradition im Pferdesport

1. Juli 2024

Seit 1924 hat sich das Aachener Reitturnier zum renommiertesten Pferdesport-Event der Welt entwickelt und ist die größte jährliche Sportveranstaltung in Deutschland. Nicht nur die Anlage, auch die Preisgelder sind enorm.

Marcus Ehning überspringt auf seinem Pferd Stargold beim CHIO in Aachen 2023 ein Hindernis
Springreiter Marcus Ehning hat den Großen Preis von Aachen bereits dreimal gewonnenBild: Frank Heinen/rscp-photo/picture alliance

An einem Sonntag im Juli ging es vor 100 Jahren los. Das erste Reitturnier, das in Aachen ziemlich genau an der Stelle veranstaltet wurde, wo es auch heute noch stattfindet, war allerdings nicht die Haupt- sondern eher eine Nebensache der damaligen Veranstaltung.

Der Aachen-Laurensberger Rennverein (ALRV) hielt am 13. Juli 2024 einen seiner Renntage mit den üblichen Galopprennen ab. Im Rahmenprogramm gab es außerdem erstmals ein "Reit- und Fahrturnier, verbunden mit Flach- und Hürdenrennen". Die Wettbewerbe kamen bei den Zuschauern so gut an, dass der Grundstein zu dem Event gelegt war, das heute als "Weltfest des Pferdesports" im Reitsport internationale Maßstäbe setzt.

Schnelles Wachstum, Übernahme durch die Nazis

Das Aachener Reitturnier wurde zur jährlichen Veranstaltung und wuchs schnell: 1927 war es bereits international besetzt. 1929 wurde der erste Nationenpreis mit Länder-Mannschaften ausgeritten. 1933 erhielt es zum ersten Mal den Status des CHIO. Die Abkürzung steht für Concours Hippique International Officiel (Internationaler offizieller Pferdesport-Wettbewerb).

Jedes Land, das Mitglied im Internationalen Reiterverband FEI ist, hat nur einen CHIO. Es muss ein Turnier sein mit Prüfungen auf schwierigstem Niveau in mehr als einer Reitsport-Disziplin. In Deutschland ist das seit 1933 Aachen.

Aachens Turnierplatz sieht im Grunde auch heute noch so aus, wie vor Jahrzehnten - allerdings ist die Infrastruktur enorm gewachsenBild: arkivi/picture alliance

1933 übernahmen auch die Nationalsozialisten um Adolf Hitler die Macht in Deutschland. Das hatte auch auf den Reitsport und das Aachener Turnier Auswirkungen.

Das Reiten galt dem Nazi-Regime als Vorzeigesportart, in der man bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin Siege feiern wollte. Bei den Nationenpreisen saßen daher fortan nur noch deutsche Reitersoldaten der Wehrmacht im Sattel.

Beim Turnier von 1937 waren auch viele Reiter der SS für Deutschland in Aachen am Start. Hitler selbst stiftete zwar Pokale, war selbst aber nie bei den Wettbewerben in Aachen dabei. Ende August 1939 fand der CHIO vorerst ein letztes Mal statt, wenige Tage später brach der Zweite Weltkrieg aus.

Weltspitze in fünf Disziplinen

Nach dem Krieg dauerte es nicht lange, bis der CHIO wieder in seiner gewohnten Form als internationales Turnier ausgetragen wurde. Seit 1947 hat er nur zweimal nicht in Aachen stattgefunden: 1986 war Aachen Gastgeber der Reit-Weltmeisterschaften, weshalb der deutsche CHIO ausnahmsweise in Donaueschingen in Süddeutschland abgehalten wurde, und 2020 fiel das Turnier wegen der Corona-Pandemie aus.

Das Aachener Turnier gilt als das renommierteste und beste der Welt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehören zur Weltspitze und treten in den fünf Disziplinen Springreiten, Dressur, Vielseitigkeit, Gespannfahren und Voltigieren gegeneinander an. Im Jubiläumsjahr 2024 werden rund 330 Aktive aus 32 Nationen am Start sein, insgesamt etwa 600 Pferde.

Wie Wimbledon, Monaco oder Augusta

Einmal in Aachen den Großen Preis zu gewinnen, hat für Reiter dieselbe Bedeutung wie ein Sieg in Wimbledon im Tennis, ein Erfolg in Monaco für Formel-1-Fahrer oder der Triumph beim Masters in Augusta für Golfer.

"Das ist auf jeden Fall der beste Sieg von allen, da muss ich gar nicht lange nachdenken", sagte Kent Farrington, Aachen-Sieger im Springreiten von 2019 damals der DW, obwohl er zuvor bereits etliche andere Große Preise gewonnen hatte. "Aachen ist das beste Turnier und setzt die Standards in unserem Sport. Hier sind die besten Reiter auf ihren besten Pferden", sagte der US-Amerikaner damals.

Am Ziel ihrer Träume: Jessica von Bredow-Werndl gewinnt 2023 auf Dalera nach vielen vergeblichen Anläufen in AachenBild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance

"Einmal hier in Aachen auf der Siegertafel zu stehen, das ist ein Kindheitstraum von mir!", gab auch Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl nach ihrem Dressur-Erfolg von 2023 zu.

Riesige Dimensionen, beachtliches Preisgeld

Aber nicht nur die Bedeutung, auch die Dimensionen des Aachener Turniers sind riesig: Die Anlage mit Hauptstadion, Dressur-Arena, Reithallen, Gespannfahr-Areal, Stallungen, Anreiteplätzen und Nebenflächen umfasst eine Fläche von rund 25 Hektar.

Das Hauptstadion, in dem die Springreit-Wettbewerbe stattfinden, bietet 40.000 Zuschauern Platz. Einige Prüfungen, darunter der Nationenpreis, finden hier unter Flutlicht statt. Der Turnierplatz ist mit 120 mal 150 Metern einer der größten der Welt. Das Dressurstadion hat 6300 Plätze.

Zehn Tage lang dauert das Aachener Turnier in der Regel. Insgesamt kommen in dieser Zeit zwischen 350.000 und 400.000 Besucher zum CHIO. Für das Turnier arbeiten etwa 1200 Mitarbeiter.

Das höchste Preisgeld kann man beim Großen Preis im Springreiten gewinnen: Hier erhält alleine der Sieger 500.000 Euro. Insgesamt ist der CHIO mit 3,9 Millionen Euro dotiert. Der Gesamtetat des Turniers - Deutschlands größter jährlicher Sportveranstaltung - beträgt 20 Millionen Euro.

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