Der Schweizer schafft den lange ersehnten Sieg beim wichtigsten und renommiertesten Wettbewerb der Welt im Springreiten. Deutschlands beste Springreiter und auch Dressurikone Isabell Werth gehen diesmal leer aus.
Endlich am Ziel: Martin Fuchs gewinnt auf Leone Jei den Großen Preis von AachenBild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance
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Nach vielen vergeblichen Versuchen, hat der es Schweizer Martin Fuchs geschafft, den Großen Preis von Aachen im Springreiten zu gewinnen. Der Europameister von 2019 setzte sich auf seinem 13-jährigen Wallach Leone Jei gegen den Rest der Weltspitze durch und sicherte sich damit den Sieg im prestigeträchtigsten Springreit-Wettbewerb der Welt.
"In Aachen zu gewinnen, habe ich schon oft versucht. Manchmal war ich nah dran. Als Leone Jei im ersten Umlauf so gut gesprungen ist, habe ich gedacht: Heute könnte es soweit sein", sagte Fuchs in der Pressekonferenz und lobte sein Pferd. "Er ist wirklich ein unglaubliches Pferd. Wenn ich mit ihm im Stechen bin, weiß ich, dass ich voll auf Angriff reiten kann."
Neben dem silbernen Siegerpokal, einer Luxusuhr des Hauptsponsors und dem Eintrag auf der Ehrentafel am Aachener Stadion durfte sich Fuchs auch über ein Preisgeld von 500.000 Euro freuen.
"Mit ihm kann ich voll auf Angriff reiten", sagt Martin Fuchs über sein Pferd Leone JeiBild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance
Allerdings: "Mein Preisgeld geht auf das Konto meiner Eltern und an den Pferdebesitzer, so dass ich davon nicht viel sehen werde", sagte Fuchs und scherzte. "Aber meine Eltern sind sehr großzügig mit mir und ich schätze, meine Mutter wird morgen ein tolles Essen kochen."
Zweiter aus der Familie Fuchs in der Aachener Siegerliste
Fuchs, geboren 1992, stammt aus einer bekannten Schweizer Reiterfamilie. Schon sein Vater Thomas und Onkel Markus Fuchs traten für die Schweiz unter anderem bei den Olympischen Spielen an. Markus Fuchs konnte 2004 auch den Großen Preis von Aachen gewinnen.
Martin Fuchs etablierte sich schon früh in der Weltspitze und gewann in den vergangenen Jahren zahlreiche wichtige Springwettbewerbe und Championate, darunter 2019 die EM im Einzel auf Clooney und die Team-EM 2021 auf Leone Jei.
Die US-Amerikanerin Laura Kraut wird auf Baloutinue knapp geschlagenBild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance
Die 18 Besten des 1. waren auch im 2. Umlauf mit dabei. Dort schafften Nieberg, Kukuk, Hinners und Vogel erneut eine Nullrunde - dazu sieben weitere Reiterinnen und Reiter, die auch im 1. Umlauf schon fehlerfrei geblieben waren.
Im Stechen setzte sich schließlich Fuchs knapp durch. Er absolvierte die Entscheidungsrunde fehlerfrei in einer Zeit von 50,29 Sekunden. Hinter ihm belegten die US-Amerikanerin Laura Kraut auf Baloutinue (52,41 Sekunden) und Fuchs' Landsmann Steve Guerdat auf Dynamix (52,59) die weiteren Podiumsplätze.
Kukuk und Nieberg leisteten sich jeweils einen Abwurf, Vogel und Hinners jeweils zwei. Bester Deutscher war am Ende Kukuk auf Rang sieben.
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Prestigeträchtige Turnierserie mit Riesengewinnen
Der Große Preis von Aachen im Springreiten ist stets das sportliche Highlight zum Abschluss des Aachener Reitturniers. Es ist der prestigeträchtigste Springreit-Wettbewerb der Welt. Seit 2013 gehört die Prüfung zum "Rolex Grand Slam of Showjumping", bei dem es sehr viel Geld zu gewinnen gibt.
Weitere Wettbewerbe der Serie sind das Spruce Meadows "Masters" in Kanada, der Große Preis von Genf in der Schweiz und das "Dutch Masters" in s'-Hertogenbosch in den Niederlanden.
Wer zwei der Major-Turniere in Folge gewinnt, erhält einen Bonus von 500.000 Euro. Bei drei Siegen hintereinander steigt der Bonus auf eine Million Euro, ein vierter Triumph in Serie bringt eine weitere Million zusätzlich zum Preisgeld.
Das Aachener Reitturnier gibt es bereits seit über 100 Jahren. Es ist mit insgesamt 350.000 bis 400.000 Zuschauern eine der größten, jährlich stattfindenden Sportveranstaltungen in Deutschland.
Isabell Werth verpasst Sieg in der Dressur
Vor dem Springreiten ging es in Aachen um den Großen Preis in der Dressur, der mit einer Überraschung endete. Deutschlands Dressurikone Isabell Werth durfte sich diesmal nicht über den Sieg freuen. Die achtmalige Olympiasiegerin wurde vom Belgier Justin Verboomen knapp geschlagen und verpasste ihren 16. Triumph im Großen Preis von Aachen.
Justin Verboomen aus Belgien freut sich über seinen ersten Sieg beim Großen Dressurpreis von AachenBild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance
Verboomen setzt auf Zonik Plus mit 89,400 Prozent eine unerwartete Bestmarke. Werth kam auf Wendy mit 88,440 Prozent auf Rang zwei. Dritter wurde Fredric Wandres aus Deutschland auf Bluetooth mit 84,490 Prozent.
"Knapp ist auch daneben, aber ich muss sagen, dass Wendy wirklich super ging. Das war sicherlich ihre beste Leistung", sagte Werth im Interview mit dem deutschen Fernsehen. "Dass Justin mir das Leben schwer machen wird, war klar", meinte sie.
Für die Dressurreiter steht der Höhepunkt der Saison Ende August an. Dann findet im französischen Crozet die Europameisterschaft statt (26. bis 31. August).
Für die Springreiter geht es bereits in wenigen Tagen im spanischen La Coruna um EM-Medaillen (16. bis 20.Juli).
Berühmte Sieger des CHIO in Aachen
Alle Siegerinnen und Sieger im Großen Preis von Aachen haben im Springreiten Bedeutendes geschafft. Einige stechen heraus - wegen ihrer Persönlichkeit, der Vielzahl ihrer Erfolge oder der Art und Weise ihres Sieges.
Bild: picture-alliance/dpa/Eibner-Pressefoto
Hans Günter Winkler und Piero d'Inzeo
Hier reichen sich zwei Ausnahmereiter die Hände, die insgesamt sieben Siege beim Großen Preis von Aachen feiern dürfen: Hans Günter Winkler (l.) triumphiert dreimal (1954, 1957, 1969). Seinen zweiten Sieg erringt er auf dem Rücken der "Wunderstute" Halla. Der Italiener Piero D'Inzeo (r.) darf sogar viermal beim bedeutendsten Spring-Wettbewerb der Welt jubeln (1952, 1959, 1961, 1965).
Bild: picture-alliance/dpa/DB
Nick Skelton
Der Einzige, der wie D'Inzeo vier Große Preise in Aachen gewinnen kann, ist der Brite Nick Skelton. Bemerkenswert: Nach seinen ersten drei Erfolgen (1982, 1987, 1988) dauert es 25 Jahre bis zum vierten Titel. Dazwischen liegt ein Sturz im Jahr 2001, bei dem sich Skelton einen doppelten Bruch des obersten Halswirbels zuzieht. Gegen den Rat der Ärzte setzt er seine Karriere fort.
Bild: picture-alliance/dpa
Fritz Thiedemann
Fritz Thiedemann ist neben Hans Günter Winkler Deutschlands bester Springreiter der Nachkriegszeit. Eng verbunden sind seine Erfolge mit seinem besten Pferd, Meteor, ursprünglich ein landwirtschaftliches Nutzpferd. 1955 triumphieren Thiedemann und Meteor gemeinsam beim Großen Preis. Mit anderen Pferden gelingen Thiedemann zwei weitere Erfolge in Aachen (1951 und 1953).
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Alwin Schockemöhle
Ebenfalls auf drei verschiedenen Pferden reitet Alwin Schockemöhle zu seinen drei Siegen in Aachen (1962, 1968 und 1969). Schockemöhle ist nach seiner aktiven Zeit als Trainer tätig, unter anderem als Equipe-Chef der deutschen Springreiter. Mit Thomas Frühmann, Gert Wiltfang und Franke Sloothaak entdeckt und fördert er drei Reiter, die später ebenfalls den Großen Preis in Aachen gewinnen können.
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Paul Schockemöhle
Alwin Schockemöhles jüngster Bruder Paul tritt 1974 in Aachen in dessen Fußstapfen. 1979 und 1984 folgen zwei weitere Titel beim Großen Preis. Den letzten Erfolg in Aachen feiert Paul Schockemöhle auf seinem Paradepferd Deister, wegen seiner vielen Erfolge auch "Der springende Geldschrank" genannt. Schockemöhle arbeitet heute erfolgreich als Züchter, Pferdehändler und Speditionsunternehmer.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Leonhardt
Nelson Pessoa
Neben seinen beeindruckenden sieben Siegen beim Deutschen Derby in Hamburg gewinnt Nelson Pessoa auch zweimal den Großen Preis von Aachen. Er ist 1964 der erste Südamerikaner, dem dies gelingt. 1972 folgt der zweite Triumph. 1994 macht es Nelson Pessoas Sohn Rodrigo seinem Vater nach und trägt sich ebenfalls in die Siegerliste des Großen Preises von Aachen ein.
Bild: picture-alliance/dpa
Ludger Beerbaum
Ludger Beerbaum, einer der erfolgreichsten deutschen Reiter, steht beim Großen Preis von Aachen dreimal ganz oben auf dem Siegertreppchen. Mit Goldfever gelingen ihm 2002 und 2003 zwei Siege in Folge. 1996 gewinnt er mit seinem besten Pferd, der Stute Ratina Z, die bis heute als eines der erfolgreichsten Springpferde aller Zeiten gilt.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Lübke
Jean-Claude Van Geenberghe
Jean-Claude Van Geenberghe hat in den 90er Jahren seine große Zeit. 1993 und 1995 ist der Belgier in Aachen der Beste. Später wechselt Van Geenberghe die Nation und startet für die Ukraine. 2009 verstirbt er mit nur 46 Jahren während eines Reit-Events in Donezk auf ungeklärte Weise. Er steigt mit Herzschmerzen vom Pferd, bekommt ein Schmerzmittel und Ruhe verordnet und ist kurze Zeit später tot.
Bild: picture-alliance/dpa/Sven Simon
Janne Friederike Meyer
Janne Friederike Meyer ist 2011 erst die fünfte Frau, der ein Erfolg beim Großen Preis von Aachen gelingt. Allerdings reitet kein Reiter und keine Reiterin so spektakulär zum Sieg wie die damals 30-Jährige: Schon über dem letzten Sprung reißt Meyer siegesgewiss die Arme hoch und landet freihändig. Ihr Wallach Cellagon Lambrasco trägt sie im Galopp zu ihrem größten Sieg über die Ziellinie.
Bild: picture-alliance/dpa/Eibner-Pressefoto
Scott Brash
Den Großen Preis von Aachen und den großen Jackpot einer Nobeluhren-Marke sichert sich Scott Brash beim CHIO 2015. Der Schotte setzt sich auf Hello Sanctos im Stechen mit knappem Vorsprung durch. Da er zuvor schon in Genf gewonnen hat, erhält er einen Bonus von 500.000 Euro. Später gewinnt er in Calgary auch die dritte Station des "Rolex Grand Slam" und ist um eine weitere Million Euro reicher.
Bild: Getty Images/Bongarts/Ch. Koepsel
Philipp Weishaupt
Mit ihm hat niemand gerechnet: 2016 düpiert Philipp Weishaupt die Konkurrenz, dabei ist er als 40. Reiter gerade noch in das Starterfeld beim Großen Preis hineingerutscht. Er muss als Erster starten, ist am Ende aber mit nur zwei Fehlern wegen Zeitüberschreitung der Beste. Doppeltes Glück für ihn, denn kurz vor dem Wettbewerb macht er seiner Verlobten einen Heiratsantrag, und sie sagt: "Ja!"
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach
Marcus Ehning
"Es hat genau der Richtige gewonnen", mit diesem Satz kommentiert der für seinen trockenen Humor bekannte Marcus Ehning seinen Erfolg beim Großen Preis von Aachen 2018. Zuvor bei der Siegerehrung ist Ehning aber nicht ganz so cool. Schließlich ist es der zweite Titel für den 44-Jährigen, der 2006 auf der Stute Küchengirl schon einmal gewinnen konnte. 2023 gewinnt er auf Stargold ein drittes Mal.