In Aachen treffen sich jährlich die besten Reiter der Welt. Das Turnier setzt mit seinem hohen Prestige, lukrativen Preisgeldern, langer Tradition und den enormen Ausmaßen der Anlage internationale Maßstäbe.
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Was ist der CHIO?
CHIO steht für "Concours Hippique International Officiel". Es ist das vom Internationalen Reitverband FEI ausgerichtete, offizielle Reitturnier Deutschlands. In jedem FEI-Mitgliedsland gibt es nur einen CHIO und nur hier dürfen Nationenpreise veranstaltet werden. Das Turnier in Aachen findet seit 1924 jedes Jahr statt. Im Jahr 1927 waren erstmals auch internationale Teilnehmer im Starterfeld mit dabei, den ersten Nationenpreis gab es 1929. In der mittlerweile 99-jährigen Turniergeschichte hat es seitdem nur wenige Unterbrechungen gegeben: Zwischen 1940 und 1946 fiel der CHIO wegen des Zweiten Weltkriegs aus. Da Aachen 1986 die Reit-WM und 2015 die Europameisterschaft ausrichtete, fand der deutsche CHIO ausnahmsweise an anderen Orten in Deutschland statt - 1986 in Donaueschingen und 2015 in Mannheim. 2020 gab es wegen der Corona-Pandemie keinen CHIO.
In welchen Disziplinen wird geritten?
Beim Aachener Turnier treten Reiterinnen und Reiter in insgesamt fünf Disziplinen an: Springreiten, Dressur, Vielseitigkeit, Gespannfahren und Voltigieren. Insgesamt sind über 300 Aktive aus mehr als 30 Nationen am Start. Bei den internationalen Prüfungen gehen insgesamt etwa 600 Pferde auf die Parcours, ins Dressurviereck und in die Voltigierhalle.
Warum ist der CHIO so bedeutend?
Der CHIO in Aachen ist der größte Pferdesport-Wettbewerb der Welt und eines der größten jährlich stattfindenden Sportevents in Deutschland. Nicht umsonst trägt es den Beinamen "Weltfest des Pferdesports". In Aachen sind stets die Besten der Welt am Start - dementsprechend hoch ist auch der sportliche Stellenwert. Jeder Reiter träumt davon, eines Tages auf der Siegertafel von Aachen zu stehen, die an der Haupttribüne prangt und alle Siegerinnen und Sieger der Turnierhistorie in den wichtigsten Prüfungen aller Disziplinen auflistet.
"Ich glaube neben der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen ist ein Sieg in Aachen das Größte, was man als Reiter erreichen kann", sagte der deutsche Dressurreiter Sönke Rothenberger vor dem diesjährigen CHIO. Deutschlands Springreit-Olympiasieger Ludger Beerbaum, selbst dreifacher Sieger beim Großen Preis von Aachen, nannte das Turnier einst das "Wimbledon des Pferdesports". Aber nicht nur was die sportliche Bedeutung angeht, kann mit Aachen kaum ein anderes Reitturnier mithalten. Auch die Preisgelder beim insgesamt mit 3,9 Millionen Euro dotierten CHIO sind höher als bei vielen anderen Turnieren - zum Beispiel beim Großen Preis im Springreiten, der Teil des "Rolex Grand Slam" ist. Der Sieger erhält 500.000 Euro. Zum Vergleich: Bei der Royal Windsor Horse Show gibt es für Rang eins 125.000 Euro.
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Was ist der Rolex Grand Slam?
Der Große Preis von Aachen im Springreiten bildet traditionell den krönenden Abschluss der Turnierwoche. Nur die besten 40 Reiterinnen und Reiter der Turnierwoche dürfen hier an den Start gehen. Die Prüfung bildet seit 2013 gemeinsam mit dem Spruce Meadows "Masters" in Kanada, dem Großen Preis von Genf in der Schweiz und dem "Dutch Masters" in s'-Hertogenbosch in den Niederlanden den "Rolex Grand Slam der Springreiter", bei dem es sehr viel Geld zu gewinnen gibt. Wer bei drei Turnieren hintereinander erfolgreich ist, erhält zusätzlich zum normalen Preisgeld eine Million Euro. Sollte sogar ein vierter Sieg in Folge gelingen, wird das mit einer weiteren Million Euro belohnt.
Bisher hat erst ein Reiter den Grand Slam gewinnen können: der Brite Scott Brash im Jahr 2015 auf Hello Sanctos. In diesem Jahr könnte der US-Amerikaner McLain Ward es ihm gleichtun. Ward kommt als Sieger von Genf und s'-Hertogenbosch nach Aachen.
Was sind die Dimensionen des CHIO?
Die Anlage mit Hauptstadion, Dressur-Arena, Reithallen, Gespannfahr-Areal, Stallungen, Anreiteplätzen und Nebenflächen erstreckt sich über rund 25 Hektar. Das Hauptstadion, in dem die Springreit-Wettbewerbe stattfinden fasst 40.000 Zuschauern. Einige Prüfungen, darunter der Nationenpreis, finden unter Flutlicht statt. Der Turnierplatz ist mit 120 mal 150 Metern einer der größten der Welt. Im Dressurstadion gibt es 6300 Plätze. An den zehn Turniertagen strömen insgesamt zwischen 350.000 und 400.000 Besucher auf die Anlage. Für das Turnier arbeiten etwa 1200 Mitarbeiter. Der Gesamtetat beträgt 20 Millionen Euro.
Bedeutende Pferdesport-Events
Vom CHIO Aachen über das Kentucky Derby zum Rodeo in Kanada - die wichtigsten Pferdesport-Events der Welt bieten packenden Sport. Manchmal aber geht es neben Rennbahn und Parcours eher um die Etikette als die Reiterei.
Bild: Friso Gentsch/dpa/picture alliance
CHIO Aachen
Wegen seiner langen Tradition, des riesigen Turniergeländes, des anspruchvollen Parcours und des großzügigen Preisgeldes, gilt der deutsche CHIO in Aachen als wichtigstes Reitturnier der Welt - das "Wimbledon des Pferdesports". Besonderes Highlight neben dem Großen Preis der Springreiter, der die Turnierwoche abschließt, ist der Nationenpreis im Springen, der unter Flutlicht ausgeritten wird.
Bild: Friso Gentsch/dpa/picture alliance
Deutsches Springderby
Da soll ich runter? Diese Frage hat sich wohl schon manches Pferd gestellt, das in Hamburg-Klein Flottbek auf dem Großen Wall stand. Der 1230 Meter lange Parcours, der seit 1920 in unveränderter Form geritten wird, gilt als der schwierigste der Welt, weil er neben Kondition und Kraft auch Mut und gegenseitiges Vertrauen von den Paaren verlangt. Viele Top-Reiter treten beim Derby gar nicht an.
Bild: Lukas Schulze/dpa/picture alliance
Melbourne Cup
Wenn im November der Melbourne Cup stattfindet, steht ganz Australien Kopf. Die Tribünen am Flemington Racecourse sind randvoll, die Pubs auch. Die Australier wetten, was das Zeug hält. Vier Tage lang gibt es Pferderennen und Rahmenprogramm. Der Melbourne Cup ist mit einem Gesamtpreisgeld von 7,3 Millionen Australische Dollar (4,5 Mio. Euro) das höchstdotierte Langstrecken-Galopprennen der Welt.
Bild: Quinn Rooney/Getty Images
Kentucky Derby
Beim Kentucky Derby, auch "Run for Roses" genannt, treten dreijährige Vollblutpferde gegeneinander an, und 150.000 Zuschauer sehen dabei zu. Derby-Tag in Louisville ist immer der erste Samstag im Mai. Eintrittskarten sind oft ein Jahr im Voraus vergriffen. Der Besucher, der etwas auf sich hält, trinkt rund um die Rennen den traditionellen Derby-Cocktail "Mint Julep" mit Bourbon-Whiskey und Minze.
Bild: Darron Cummings/AP/picture alliance
Englisches Derby
Ob nun Kentucky oder Hamburg - Derby ist der Name für viele namhafte Pferdesport-Veranstaltungen. Das Original-Derby aber wurde 1780 in Epsom ausgetragen. Es heißt Derby, weil der Veranstalter, der Earl of Derby, dem Rennen seinen Namen gab. Bis heute ist es ein Galopprennen für dreijährige Pferde und geht traditionell über 2423 Meter (eine englische Meile, vier Furlongs und ein Yard).
Bild: John Walton/empics/picture alliance
Royal Ascot
Noch älter als das Derby ist die Rennwoche in Ascot. Sie steht seit ihrer ersten Austragung im Jahr 1768 unter Schirmherrschaft der Königsfamilie. Wichtigstes Rennen ist der Ascot Gold Cup für Rennpferde, die vier Jahre und älter sind. Noch wichtiger als die Rennen ist in Ascot allerdings die Kleiderordnung: Rocklänge, Trägerbreite, alles ist minutiös festgelegt. Und Hüte sind Pflicht.
Bild: Adam Davy/empics/picture alliance
Grand National
Beim Grand National in Aintree bei Liverpool geht es deutlich wilder zu als in Epsom oder Ascot. Auf der 6,9 Kilometer langen Hindernisstrecke kommt es oft zu dramatischen Stürzen. Viele Pferde sind hier schon gestorben oder verletzten sich so schwer, dass sie anschließend per Bolzenschuss getötet werden mussten. Tierschützer halten das Rennen daher für unzeitgemäß und wollen es verbieten lassen.
Bild: Nick Wilkinson/epa/dpa/picture-alliance
Prix d'Amerique
Da der Prix d'Amerique, eines der berühmtesten Trabrennen der Welt, immer am letzten Januar-Sonntag in Paris ausgetragen wird, ist das Wetter oft nicht das beste - und die Fahrer werden in ihren Sulkys von oben bis unten eingesaut. Aber es lohnt sich: Das Preisgeld beträgt 900.000 Euro. Doch die Konkurrenz ist stark: Nur Pferde, die bereits mehr als 160.000 Euro gewonnen haben, dürfen teilnehmen.
Bild: KENZO TRIBOUILLARD AFP via Getty Images
Badminton Horse Trials
Die Badminton Horse Trials sind eines der sechs wichtigsten Vielseitigkeitsturniere. Vor der Kulisse des Badminton House, dem Landsitz des Duke of Beaufort in der englischen Grafschaft Gloucestershire, messen sich die Reiter im Springen, der Dressur und im Geländeritt. Mit einer Viertelmillion Zuschauer sind die Trials die bestbesuchte, kostenpflichtige Sportveranstaltung in Großbritannien.
Bild: Actionplus/picture alliance
Offene argentinische Polo-Meisterschaft
Das Campeonato Argentino Abierto de Polo ist das wichtigste internationale Polo-Turnier der Welt. Schon seit 1893 wird es auf dem "Campo Argentino de Polo" in Buenos Aires abgehalten, das bei Einheimischen und Fans den Namen "La Catedral del Polo" (Polo-Kathedrale) trägt. Großer Held der Argentinier ist Adolfo Cambiaso (Foto), der das Turnier 18 Mal gewonnen hat.
Bild: Allen Eyestone/Zumapress/picture alliance
Palio di Siena
In historischen Jockey-Outifits preschen zehn Reiter jedes Jahr am 2. Juli und am 16. August dreimal um die Piazza del Campo mitten in der Altstadt von Siena. Jeder Reiter vertritt einen Stadtteil, als Preis winkt eine bunte Standarte, ein Seidenbanner an einer Hellebarde. Die Rennen, bei denen es oft ruppig zugeht, sind Volksfeste und kulturelle Höhepunkte im Kalender der toskanischen Stadt.
Bild: Peter Giovannini/picture alliance
Calgary Stampede
Planwagenrennen, Rodeoreiten und andere Disziplinen des Western-Reitens - die Calgary Stampede, die alljährlich in der Olympiastadt von 1988 stattfindet, ist die größte Rodeo-Veranstaltung der Welt: Rund 1,5 Millionen Zuschauer kommen an zehn Tagen. Da es bei der Stampede immer wieder zu Unfällen kam, bei denen Reiter und Pferde starben, steht die Veranstaltung bei Tierschützern in der Kritik.
Bild: Alexander Shemetov/Russian Look/picture alliance