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Nieberg gewinnt Großen Preis von Aachen

3. Juli 2022

Sensation beim CHIO Aachen: In einem packenden Wettbewerb ist ein deutscher Außenseiter schneller als die Konkurrenz. Die Entscheidung im hoch prämierten und prestigeträchtigen Wettbewerb fällt erst im Stechen.

Springreiter Gerrit Nieberg auf seinem Pferd Ben beim Sprung
Überraschungssieger von Aachen: Gerrit Nieberg ist mit seinem Wallach Ben der SchnellsteBild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance

Mit einer Riesenüberraschung ist der Große Preis von Aachen zu Ende gegangen: Im wohl wichtigsten Wettbewerb der Welt im Springreiten setzte sich mit dem Deutschen Gerrit Nieberg ein absoluter Außenseiter durch. Er gewann auf seinem elfjährigen Wallach Ben in einem spannenden Stechen vor dem Briten Scott Brash auf Hello Jefferson und Nicola Philippaerts aus Belgien mit Katanga. 

Siegerehrung auf "falschem Pferd"

Zur Siegerehrung erschien der 29-Jährige dann mit einem anderen Pferd als dem, auf dem er gerade den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert hatte. "Ich wollte Ben ein bisschen Ruhe gönnen, er soll sich in der Box erholen", erklärte Nieberg, der neben dem silbernen Pokal eine Siegprämie von 500.000 Euro mit nach Hause nahm.

Der 29-Jährige war noch ganz ungläubig und hatte den Umfang des gerade Erreichten noch nicht erfasst: "Ich brauche noch einen Moment, um das alles zu begreifen", sagte er.

"Habe ich das wirklich gerade geschafft?", scheint sich Aachen-Sieger Gerrit Nieberg zu fragenBild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance

Vorjahressieger Daniel Deußer verpasste mit seiner Stute Killer Queen als Vierter die Titelverteidigung in Aachen. Zwei Siege in Folge hatte zuletzt in den Jahren 2002 und 2003 Ludger Beerbaum mit Goldfever geschafft.

Fünf Paare im Stechen

Der Parcours in der Aachener Soers war gewohnt anspruchsvoll gebaut. Erst der 14. Starter schaffte im 1. Umlauf die erste Nullrunde. Insgesamt blieben nur 13 der 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der ersten Runde ohne Abwurf, die besten 18 waren für den 2. Umlauf qualifiziert.

Dort schaffte McLain Ward aus den USA auf HH Azur die erste Doppel-Null, Deußer und Killer Queen zogen nach - und es war klar, dass ein Stechen die Entscheidung bringen musste. Ebenfalls zum zweiten Mal ohne Abwurf blieben neben Ward und Deußer auch Brash, Philippaerts und Nieberg.

In der Entscheidungsrunde war dann Nieberg nicht zu schlagen: Er ging als letzter Starter in den Parcours, wählte die direkteste Linie und setzte sich im fehlerfreien Sprint über die Hindernisse mit 38,63 Sekunden gegen Brash (39,24) durch. Auch Phillippaerts (39,92) und Deußer (41,60) blieben ohne Abwurf.

Diesmal knapp geschlagen: Scott Brash, Aachen-Sieger von 2015, auf Hello JeffersonBild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance

McLain Ward, der mit seinem anderen Pferd Contagious in der Turnierwoche von Aachen zuvor mit dem Preis von Europa und dem Preis von Nordrhein-Westfalen zwei andere wichtige Prüfungen gewonnen hatte, mutete sich und seinem Pferd am Ende zu viel zu. HH Azur sprang beim letzten Hindernis ein wenig zu früh ab, kam von der Länge her nicht hin und leistete sich einen Abwurf. Ward wurde Fünfter.

Millionen-Euro-Boni

Der Große Preis von Aachen zählt gemeinsam mit dem CSIO in Calgary sowie den Großen Preisen der Hallenturniere in Genf und 's-Hertogenbosch zum sogenannten Rolex Grand Slam, einer Turnierserie, in der es sehr viel Geld zu verdienen gibt. Wer drei der Springen hintereinander gewinnt, erhält zusätzlich zum Preisgeld einen Bonus von einer Million Euro. Gelingen sogar vier Major-Siege in Serie, gibt es einen weiteren Bonus von einer Million Euro. Zwei Siege in Folge sind 500.000 Euro wert, zwei Siege innerhalb eines Jahres immerhin 250.000 Euro.

In Aachen hatten Deußer als Sieger von 's-Hertogenbosch und der Schweizer Weltranglistenerste Martin Fuchs, der in Genf gewonnen hatte, Aussichten auf zusätzliche Geldprämien. In Aachen war der Große Preis insgesamt mit 1,5 Millionen Euro dotiert.

Dänische Dominanz im Dressurviereck

In der Dressur hat die Dänin Cathrine Dufour den CHIO in Aachen dominiert. Nach ihren Siegen im Grand Prix und im Grand Prix Special in den Tagen zuvor, gewann die 30-Jährige am Schlusstag auf Vamos Amigos auch die Kür. Sie siegte vor dem Deutschen Frederic Wandres auf Duke of Britain und dem Dänen Daniel Bachmann Andersen auf Marshall-Bell. Auch der Sieg im Nationenpreis ging an die dänische Equipe.

Die siebenmalige Olympiasiegerin Isabell Werth war bei der Kür zum Zuschauen verdammt. Bei ihrem Ritt am Samstag war sie disqualifiziert worden, weil ihr Hengst Quantaz am Maul blutete. Quantaz habe sich auf die Zunge gebissen, sagte Werth. "Wenn man nicht alles erlebt hat, war man nicht lange genug dabei", meinte sie ironisch. "Es war das erste Mal und hoffentlich das letzte Mal." Seit 2017 hatte Werth jedes Jahr in Aachen die Kür gewonnen. Dressur-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl war wegen ihrer Schwangerschaft diesmal nicht am Start.

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