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Chipkrise: Niederlande geben Kontrolle über Nexperia ab

19. November 2025

Im Streit um den für die Autoindustrie wichtigen Chiphersteller Nexperia zeichnet sich eine Entspannung ab. Die Niederlande gehen auf den chinesischen Eigner zu.

Logo der chinesisch geführten Halbleiterfirma Nexperia an einem Gebäude
Nexperia hat seinen Hauptsitz im niederländischen Nijmegen, gehört aber zum chinesischen Konzern WingtechBild: Jonas Walzberg/REUTERS

Die Anordnung bezüglich Nexperia werde in enger Absprache mit den europäischen und internationalen Partnern ausgesetzt, erklärte Wirtschaftsminister Vincent Karremans. Das komme dem diplomatischen Prozess bei der Suche nach einer langfristigen Lösung zugute. Karremans ergänzte, seine Regierung begrüße die Maßnahmen Chinas, die Versorgung mit Halbleitern global sicherzustellen. "Wir sehen dies als ein Zeichen des guten Willens." Der konstruktive Dialog mit den chinesischen Behörden werde fortgesetzt.

Vorwurf des Technologie-Transfers

Nexperia mit Sitz in Nijmegen gehört zum chinesischen Konzern Wingtech und ist ein wichtiger Großlieferant von einfachen Halbleitern, die etwa in elektronischen Steuergeräten von Fahrzeugelektroniksystemen zum Einsatz kommen. Halbleiter von Nexperia werden zwar in Europa produziert, zur Weiterverarbeitung werden sie jedoch häufig nach China verschickt, bevor sie dann wieder zu den europäischen Kunden re-exportiert werden.

Wirtschaftsminister Vincent Karremans zeigt guten Willen gegenüber ChinaBild: Koen van Weel/ANP/picture alliance

Die Niederlande hatten am 30. September den chinesischen Nexperia-Chef abgesetzt und die Firma in Obhut genommen. Begründet wurde das damit, dass der Wingtech-Konzern dabei war, Technologie und Produktionsanlagen nach China zu transferieren. Das hätte unter anderem das Nexperia-Werk in Hamburg betroffen. Die Regierung in Peking stoppte daraufhin Exporte von Produkten mit Nexperia-Chips aus China. Das versetzte der Lieferkette in der Autoindustrie und anderen Branchen einen Schock, weil Nexperia mit seinen Basischips einen großen Marktanteil hat. Bei Autozulieferern stockt seitdem zeitweise die Fertigung elektronischer Bauteile.

Weltweit führend

Die einst von Philips abgespaltene Firma aus den Niederlanden ist mit weltweit rund 12.500 Beschäftigten der führende Anbieter einfacher Halbleiter wie Dioden oder Transistoren. In Hamburg ist das größte Werk, in Deutschland hat Nexperia 1600 Mitarbeitende. Die in Europa gefertigten Chips werden nach China zur Verpackung und Weiterverarbeitung geliefert. Das Exportverbot des chinesischen Handelsministeriums betraf laut Wingtech 80 Prozent der Endprodukte.

Die Restriktion wurde Anfang November gelockert, doch die Lieferungen stockten weiter. Die Abnehmer in der Autoindustrie suchten fieberhaft nach alternativen Lieferanten. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) führte nach Rücksprache mit dem Bundeskartellamt eine Tauschbörse ein, damit sich die Unternehmen gegenseitig aushelfen konnten. Erst am Dienstag hatte VDA-Geschäftsführer Marcus Bollig gesagt, die Versorgungslage sei weiterhin angespannt. 

haz/fab (rtr, afp, dpa)