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James-Simon-Galerie wird eröffnet

Sabine Peschel
12. Juli 2019

Besucher werden die Berliner Museumsinsel künftig durch die James-Simon-Galerie von Stararchitekt David Chipperfield betreten. Am Freitag wurde der neue Zugang von Bundeskanzlerin Angela Merkel feierlich eröffnet.

Pressekonferenz zur Eröffnung der James-Simon-Galerie
Bild: picture-alliance/dpa/C. Soeder

Doku "Schatzkammer Berlin" - Teil 1

52:05

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Seit Ieoh Ming Peis gläserner Pyramide für den Pariser Louvre dürfte kein Zugangsgebäude für ein Museum mehr so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben wie die neue James-Simon-Galerie in Berlin. Als das Eingangsgebäude am flussnahen Kupfergraben an diesem Freitag im Beisein der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel feierlich eröffnet wurde, hat die Frage nach einem 'richtigen' Zugang zur weltberühmten Museumsinsel endgültig eine beeindruckende bauliche Antwort gefunden. Erarbeitet hat die Lösung das Berliner Büro von David Chipperfield Architects - mit der James-Simon-Galerie als Produkt eines zwanzigjährigen Planungsprozesses und einer zehnjährigen  Bauphase.

Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Architekten David Chipperfield, Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller und dem Präsidenten der Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger Bild: Reuters/H. Hanschke

Mit der James-Simon-Galerie habe die Museumsinsel als "Universalmuseum der Menschheitsgeschichte" ein neues Bauwerk erhalten, das sich architektonisch auf Augenhöhe mit den historischen Gebäuden befinde, sagte Merkel bei dem Festakt. Zugleich warnte sie vor der Abschottung der Kulturen. "Wie verführerisch und zugleich fatal ist es doch, die Augen vor der Komplexität globaler Wechselwirkung zu verschließen und sich lieber ein eigenes, überschaubares Weltbild zu schaffen", sagte die CDU-Politikerin. Museen verschafften die Möglichkeit, "aus neuen Ansichten neue Einsichten zu gewinnen", so Merkel. 

Die James-Simon-Galerie bildet das Herzstück des Masterplans Museumsinsel, der 1999 entwickelt wurde. Sie wird als Besucherzentrum dienen und ist in Zukunft der direkte Zugang zum Pergamonmuseum und zum Neuen Museum. Unterirdisch wird am Ende aller Umbauten die Archäologische Promenade von hier zu vier der fünf Museumsgebäude der Museumsinsel führen.

Das neue Tor zur Museumsinsel

"Das Aufregende und Schwierige an dem Projekt war, zu verstehen, was es sein sollte", erklärt Architekt David Chipperfield im Gespräch mit der Deutschen Welle. Es handle sich ja nicht um ein weiteres Museum, sondern um ein Gebäude, das die verschiedenen Interessen und Anforderungen, die sich mit der Museumsinsel verbinden, bündeln und zufriedenstellen sollte. "Vorrangig ist die Galerie ein Ort zur Orientierung und ein Sammelplatz für größere Besuchergruppen. Und sie verbindet, sie ist der Einstieg in die Museumstour."

Doch genauso bedeutend sei auch ihre Funktion als Brücke zur Stadt. "Die James-Simon-Galerie hat einen Raum für wechselnde Ausstellungen. Ebenso wichtig ist das Auditorium, ein Saal, in dem Filme gezeigt oder Vorträge gehalten werden können. Dieses Angebot richtet sich an die Einwohner Berlins."

Ein Café mit großer Terrasse wird künftig auch noch nachts, nach Schließung des Museums, zugänglich sein. In der an Kulturgebäuden reichen historischen Mitte Berlins könnte allein schon der Blick von der Terrasse die Galerie zu einem neuen Lieblingsort der Hauptstädter machen.

Reminiszenzen an die historischen Vorbilder

Es waren vielfältige Anforderungen, die Chipperfields Architekten auf einem kaum mehr als handtuchgroßen Wassergrundstück zwischen Kupfergraben und Neuem Museum befriedigen mussten. Das neue Tor zur UNESCO-Welterbestätte Museumsinsel entstand auf jenem schmalen Grundstück, auf dem bis 1938 ein Eingangsgebäude des Baumeisters und Architekten Karl Friedrich Schinkel stand. Seine klassizistische Architektursprache prägt das Bild der Museumsinsel bis heute.

David Chipperfield und sein Chef-Designer Alexander Schwarz, der für den letztendlich gültigen Entwurf der Galerie verantwortlich zeichnet, haben dessen Formen in die klassische Moderne übertragen. "Die hohen, extrem schlanken Säulen der Galerie erweisen ihren historischen Vorbildern Respekt", erklärt Hermann Parzinger, Direktor der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Immer im nachdenklichen Gespräch: Alexander Schwarz, David Chipperfield und Hermann Parzinger (von links) Bild: DW/S. Peschel

Nachdenken und Diskutieren als Bestandteil der Baukultur

Der Londoner Chipperfield ist kein Anhänger der Maxime "Form follows function - die Form ergibt sich aus der Funktion". "Sinn des Gebäudes ist vermutlich, die Museumsinsel als öffentlichen Raum zu Ende zu schreiben", erläutert Alexander Schwarz, der als Direktor des Berliner Büros die Geschäfte führt. "Wie man eben daraus die Architektur entwickelt - nicht unmittelbar aus der Funktion ableitet, sondern aus dem Ort, aus der Freistätte für Kunst und Wissenschaft, das war mit Sicherheit ein Prozess, der nicht einfach war."

Zu diesem Prozess gehörten auch die Diskussionen mit Vertretern der Museen, der Denkmalpflege und vielen anderen Mitverantwortlichen, ein Umstand, der schon bei Chipperfields Umbau der Ruine des Neuen Museums zu einem eleganten, modernen Museum eine Rolle spielte. "Dieses Nachdenken darüber, was der Bau sein soll", erzählt Schwarz, "dieses sehr konstruktive und ehrliche Nachdenken darüber, auch harte Diskussionen, das ist eine Kultur, die David etabliert hat."

Endlich wird der Mäzen James Simon gewürdigt

Ihren Namen verdankt die Galerie dem großen Philanthropen, Mäzen und jüdischen Weltbürger James Simon, ohne dessen Stiftungen die Berliner Museen nicht das wären, was sie sind. Die Büste der schönen Nofretete und das Ischtar-Tor sind nur zwei der großen Schätze, die der leidenschaftliche Kunstsammler den Berliner Sammlungen schenkte. 10.000 Objekte, die der Sohn einer wohlhabenden Textildynastie stiftete, finden sich heute in nicht weniger als zehn Ausstellungshäusern.

In der Ausstellungshalle der Galerie wird zur Eröffnung eine Videodokumentation über das Wirken des Mäzens gezeigtBild: DW/S. Peschel

100 Jahre lang, so wünschte es sich der 1851 Geborene als geringe Gegenleistung, sollte in einem der beschenkten Museen mit einer kleinen Ausstellung an ihn erinnert werden. James Simon starb 1932. Die Erinnerung an ihn wurde von den Nazis ausgelöscht. Erst jetzt wird sie in einem Kabinett des Bode-Museums wieder gepflegt. "Dass die James-Simon-Galerie nach ihm benannt ist, ist eine Hommage an ihn und das jüdische Bürgertum Berlins", betont Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin.

Ein historischer Moment

"Da ist jetzt ein neues Gebäude, das sagt, ich will die Adresse der Museumsinsel sein, kommt hierher und findet euren Weg in die verschiedenen Museen!", resümiert Hermann Parzinger. "Auch wenn wir noch einen langen Weg zur Fertigstellung der Museumsinsel vor uns haben, ist dies ein historischer Moment, denn es wird das einzige Gebäude sein, das wir dem historischen Ensemble der Museumsinsel hinzufügen." Eine Geschichte von 180 Jahren werde mit diesem Bau als "modernem Schlussstein" vollendet.

sth/kle (dpa, epd) 

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