Chiquita entlässt Tausende Arbeiter in Panama nach Streik
23. Mai 2025
Nach einem fast einmonatigen Streik setzt der US-Bananenkonzern Chiquita Tausende Beschäftigte vor die Tür. Alle Erntehelfer seiner Tochterfirma in Panama würden entlassen, kündigte das Unternehmen an. Zur Begründung hieß es, sie hätten "unrechtmäßigerweise" ihre Arbeit verweigert.
Laut Medienberichten sind fast 5000 Personen ohne festen Vertrag von der Entscheidung betroffen. Insgesamt hat Chiquita in dem mittelamerikanischen Land rund 7000 Mitarbeiter.
Ende April hatten die Beschäftigten einer Bananenplantage in der westlichen Provinz Bocas del Toro ihre Arbeit niedergelegt. Sie waren einem Aufruf mehrerer Gewerkschaften gefolgt, die gegen eine Rentenreform protestierten. In der Folge wurden Straßen blockiert, Schulen mussten geschlossen werden, und es kam zu Treibstoffengpässen.
Präsident stellt sich auf die Seite der Arbeitgeber
Chiquita gab an, durch den Streik sei ein wirtschaftlicher Schaden in Höhe von 75 Millionen Dollar (66,5 Millionen Euro) entstanden. Panamas rechtsgerichteter Präsident José Raúl Mulino kritisierte die Gewerkschaften scharf. Deren "Unnachgiebigkeit" habe "enormen Schaden" angerichtet, sagte Mulino und erklärte den Streik für "illegal". Zwei Gewerkschaftsführer waren in den vergangenen Tagen festgenommen worden, ein dritter hatte in der bolivianischen Botschaft Schutz gesucht.
In dem Land, das zwischen Costa Rica im Westen und Kolumbien im Osten liegt, streiken zudem seit etwa vier Wochen landesweit Beschäftigte im Bausektor, im Gesundheitssystem und im Schulwesen. Dieser Arbeitskampf richtet sich ebenfalls gegen die Rentenreform. Den Gewerkschaften zufolge würden durch die geplanten Änderungen im Arbeits- und Sozialrecht Entlassungen erleichtert, die Gesundheitsversorgung verschlechtert und die Renten de facto gekürzt.
Menschen sollen später in Rente gehen
Staatschef Mulino hatte das Sparpaket im November 2024 dem Parlament vorgelegt. Es sieht unter anderem vor, das Renteneintrittsalter um drei Jahre auf 65 Jahre für Männer und 60 Jahre für Frauen heraufzusetzen sowie die Rentenbeiträge für Unternehmen zu erhöhen. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, die finanziell angeschlagene Sozialversicherung zu sanieren.
Überdies ist die Stimmung im Land angespannt, weil vor allem linke Studentengruppen gegen ein im April geschlossenes Abkommen mit den USA protestieren. Darin ist festgeschrieben, dass die Vereinigten Staaten Soldaten an den Panamakanal entsenden dürfen.
Gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit hatte US-Präsident Donald Trump Anspruch auf die wichtige Schifffahrtsstraße erhoben und Mulino vorgeworfen, die Vereinigten Staaten auszunutzen. Die Studenten sehen in der Vereinbarung einen Angriff auf die Souveränität Panamas. Eine aus ihrer Sicht drohende Militarisierung des Kanals lehnen sie ab.
jj/AR (dpa, afp, rtr, epd)
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