Sie versammelten sich in einem Park der neuseeländischen Großstadt: 20.000 Menschen gedachten der 50 Todesopfer des rassistisch motivierten Anschlags auf zwei Moscheen. Und das ganze Land nahm daran Anteil.
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Die Trauerfeier wurde landesweit auf Großbildschirmen übertragen. Es war die dritte Gedenkveranstaltung für die Opfer des Terrorangriffs von vor zwei Wochen, doch die erste im Namen der neuseeländischen Nation. Neben Australiens Regierungschef Scott Morrison, aus dessen Land der rechtsextremistische Attentäter stammt, waren Staatsgäste und Vertreter von Glaubensgemeinschaften aus 58 weiteren Ländern angereist.
Premierministerin Jacinda Ardern, die sich in den vergangenen Tagen weltweiten Respekt erworben hatte, begrüßte die muslimische Gemeinde unter anderem auf Arabisch. Sie dankte ihr dafür, "im Angesicht von Hass und Gewalt ihre Türen für uns alle geöffnet zu haben, damit wir mit ihnen trauern können - obwohl sie jedes Recht dazu gehabt hätten, ihre Wut auszudrücken".
"Wir können das nicht allein"
"Rassismus existiert", sagte Ardern, "aber er ist hier nicht willkommen". Das gleiche gelte für Gewalt, Extremismus und Angriffe auf die Religionsfreiheit. "Das muss enden. Wir können das nicht allein. Die Antwort liegt in unserer Menschlichkeit." Ganz Neuseeland sei nun verantwortlich dafür, das Land zu einem Ort zu machen, "der vielfältig, einladend, gütig und mitfühlend ist ", sagte die Regierungschefin, die während des Gottesdienstes einen Maori-Mantel trug.
Christchurchs Bürgermeisterin Lianne Dalziel bezeichnete den Anschlag als "Angriff auf uns alle". Die von Hass getriebene Tat habe zum Ziel gehabt, die Neuseeländer zu spalten. "Stattdessen hat sie uns vereint", sagte Dalziel. Die Gedenkveranstaltung fand unter freiem Himmel im einem Park von Christchurch statt, in unmittelbarer Nähe der Al-Nur-Moschee, wo der Anschlag vor zwei Wochen begonnen hatte.
Rechter Terror in Christchurch: Wie vernetzt ist der Hass?
42:36
Jedes Opfer wurde genannt
Während der Trauerfeier herrschten in Christchurch höchste Sicherheitsvorkehrungen. Polizeikommissar Mike Bush sprach von den strengsten Maßnahmen, die die Polizei in Neuseeland je durchgeführt habe. Ohnehin gilt in Neuseeland seit zwei Wochen eine Hochsicherheitsstufe.
Bei der Veranstaltung wurden auch die Namen der Opfer verlesen. Am Freitag vergangener Woche hatte Neuseeland bereits mit zwei Schweigeminuten an ihr grausames Schicksal erinnert. Bei dem Anschlag waren 50 Menschen getötet und fast ebenso viele verletzt worden. Der tatverdächtige Rechtsextremist sitzt in Untersuchungshaft. Ihm droht lebenslange Haft. Für den Beginn des Prozesses gibt es noch keinen Termin.
rb/cvo (afp, ap, dpa, rtr)
Neuseeland im Gedenken vereint
Zwei Wochen ist es her, dass ein Rechtsextremist in Christchurch gezielt Muslime erschoss. Neuseeland zeigt seitdem demonstrative Einigkeit. Bei der nationalen Trauerfeier galt die Aufmerksamkeit erneut den Opfern.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Baker
Die Trauer zulassen
Noch immer herrscht Fassungslosigkeit in Neuseeland. Der Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch hat die ganze Nation getroffen. Er hat Menschen aller Bevölkerungsgruppen zusammenrücken lassen. Bei der offiziellen Gedenkveranstaltung in einem Park in unmittelbarer Nähe zu einem der Tatorte geht der Blick auch nach vorne.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Baker
Gemeinsam stark
Die Redner lobten die Solidarität, die die Gewalttat in Neuseeland heraufbeschworen hat - und appellierten daran, diese Gemeinschaft auch in Zukunft mit Leben zu füllen. Rund 20.000 Menschen, darunter zahlreiche Staatsgäste, versammelten sich zu der Gedenkveranstaltung in Christchurch. Im ganzen Land wurde sie auf Großleinwänden übertragen.
Bild: Getty Images/AFP/STR
Zu Ehren der Opfer
Auch Angehörige und Freunde der Opfer kamen. 50 Menschen starben bei der Schießerei in zwei Moscheen. Ihre Namen wurden bei der Trauerfeier verlesen. 22 Menschen sind noch im Krankenhaus. - Das Zusammenstehen der Menschen zeigt sich auch darin, dass viele sich auf Englisch, Arabisch und Maori begrüßen, der Sprache der indigenen Neuseeländer.
Bild: Reuters/E. Su
Jacinda, die Starke
Weltweit erntet Premierministerin Jacinda Ardern Respekt für ihre Haltung. Sie appelliert, nicht den Namen des Täters zu nennen, sondern die der Opfer. Sie initiiert innerhalb weniger Tage eine Verschärfung der Waffengesetze. Halbautomatische Waffen sind künftig verboten. Dem Extremismus Menschlichkeit entgegenzusetzen - das ist Arderns Kernbotschaft an diesem Tag.
Bild: Reuters/E. Su
Jacinda, die Mitfühlende
Ardern ist das beste Beispiel, dass sich Führungsstärke und Empathie nicht ausschließen. Sie steht eng an der Seite der Betroffenen. Mehrfach besucht sie muslimische Gemeinden und trifft Angehörige der Opfer. Umarmt, spendet Trost, hört zu. Wiederholt trägt die Premierministerin demonstrativ ein Kopftuch.
Bild: Getty Images/H. Hopkins
Millionen gespendet
Die Solidarität in Neuseeland ist immens. Nicht nur an der Al-Nur-Moschee, einem der Tatorte, bekunden Menschen ihre Anteilnahme durch Blumen und Botschaften. Im Internet kamen bei zwei Spendenaktionen bisher mehr als 11,8 Millionen neuseeländische Dollar (rund 7,2 Millionen Euro) für die Angehörigen der Opfer zusammen.
Bild: Getty Images/AFP/W. West
Zeichen der Zugehörigkeit
Nach dem Anschlag trauten sich einige Musliminnen nicht mehr mit Kopftuch auf die Straße. Deswegen bedeckten eine Woche nach der Tat im ganzen Land nicht-muslimische Frauen ihre Haare mit Tüchern und Schals: um Mut zu machen, um zu zeigen, dass sie die Trauer teilen, und um ein Zeichen zu setzen, dass Muslime zu Neuseeland gehören.
Bild: Getty Images/K. Marshall
Blumen statt Waffen
Auch diese Polizistin zeigt sich solidarisch. Sie bewacht einen Friedhof, während Opfer des Anschlags beerdigt werden. Aus Angst vor weiteren Gewaltakten gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen. Der Imam der Al-Nur-Moschee, Gamal Fouda, sagte der Regierungschefin: "Danke für Ihre Worte und für Ihre Tränen. Danke dafür, wie Sie uns mit einem einfachen Tuch die Ehre erweisen."