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Politik

"Christen werden in den Emiraten geschätzt"

2. Februar 2019

Der Papst besucht Abu Dhabi. Pfarrer Reinhold Sahner begleitet dort seit langem deutschsprachige Christen. Im DW-Interview spricht er über Chancen und Grenzen der Religionsfreiheit in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Christen in den Vereinigten Arabischen Emiraten
Christen in den Vereinigten Arabischen Emiraten bei der WeihnachtsmesseBild: picture-alliance/dpa/A. Haider

DW: Herr Sahner, Sie leben und arbeiten seit sechs Jahren als katholischer Pfarrer in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wie lebt und arbeitet es sich dort?

Reinhold Sahner: Ganz allgemein kann man sagen, dass es im Alltag keinen Unterschied macht, ob ich in den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig bin oder in Europa. Wir können uns hier frei bewegen, ohne jede Restriktion.

Wir müssen uns allerdings an einige Regeln halten: Wir dürfen keine Gottesdienste außerhalb der uns zugewiesenen Gebiete halten. Auch missionarische Tätigkeiten sind verboten. Wir müssen darum ein wenig vorsichtig sein mit dem, was wir sagen. Ebenso können wir keine Veranstaltung mit religiösem Inhalt etwa in einem Hotel oder im öffentlichen Raum durchführen. Aber das Kreuz und andere christliche Symbole dürfen wir durchaus in der Öffentlichkeit tragen.

Wie nimmt denn die muslimische Bevölkerung die christliche Präsenz wahr?

Die eigentlichen Emiratis bilden im Vergleich zu den Migranten ja zahlenmäßig eine Minderheit. Es sind also sehr viel mehr Ausländer im Land als Staatsangehörige der VAE. Darum sind die sich natürlich der Verschiedenartigkeit von Kulturen, Sprachen und Religionen bewusst. Das zeigt sich bereits an einigen Arbeitsplätzen: Dort arbeiten in einem Büro zum Beispiel ein Hindu, ein Buddhist, ein katholischer Christ, ein Evangelikaler und einige Muslime. So ist allen bewusst, dass es religiöse Unterscheide gibt.

Vieles ist wie in Europa: Pfarrer Reinhold SahnerBild: Privat

Wie ist die Haltung der Regierung?

Sie weiß natürlich, dass die Christen eine sehr große Zahl der Migranten, der sogenannten Expats, ausmachen. Wir werden auch in unserem Bemühen gewürdigt. Viele Menschen haben ja ihr ganzes Leben als Teil dieser Gesellschaft verbracht. Die Anerkennung zeigt sich ganz konkret etwa in der Zuweisung von Landflächen, auf denen die christlichen Gemeinden eine Kirche bauen können. Das Land ist zwar dann nicht Eigentum der Gemeinde - wohl aber das Gebäude, das darauf steht.

Worauf führen Sie denn die vergleichsweise hohe Toleranz  zurück?

Die VAE gefallen sich in der Rolle, den  Islam richtig zu leben. Und vieles, was hier anders läuft als in anderen arabischen Ländern, führt man auf die Vorstellungen des Staatsgründers zurück. (Scheich Zayid bin Sultan Al-Nahyan initiierte die 1971 gegründete Föderation von sieben Golf-Emiraten und amtierte bis zu seinem Tod 2004 als ihr Präsident, Anm. d. Red.)

Der Scheich hatte ein bestimmtes Bild davon, wie die VAE in die Zukunft gehen sollen. Dazu gehören ganz wesentlich eben auch die Werte von gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Toleranz gerade in Religionsfragen. Man beruft sich mit Stolz auf den Staatsgründer. Das hört man auch in Gesprächen immer wieder. Man ist zudem vermehrt am interreligiösen Dialog interessiert. Es gibt interreligiöse Veranstaltungen, Veranstaltung zu Toleranzfragen und so weiter. Es ist eine Aufklärungsarbeit, die man hier anbietet. Man möchte, dass alle gut miteinander auskommen.

Frohe Botschaft: Christen in Abu Dhabi vor einem GottesdienstBild: Getty Images/AFP

Am Wochenende besucht Papst Franziskus die Vereinigten Arabischen Emirate. Was erwarten oder erhoffen Sie sich von diesem Besuch?

Zunächst einmal ist es für uns eine große Freude, dass Papst Franziskus die Einladung der Regierung angenommen hat und auch an dem interreligiösen Gespräch teilnimmt. Das ist ja der eigentliche Grund seines Besuches. Am Tag danach feiert er mit den Katholikinnen und Katholiken eine Messe. Es freut uns natürlich, dass man in unserem Oberhaupt eine zentrale Figur der Dialogbereitschaft der Religionen sieht, die dazu beitragen kann, wichtige Impulse zu geben für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. Da möchte man natürlich auch die Stimme des Papstes dabei haben.

Für uns vor Ort ist es so, dass wir uns gesehen fühlen von den zuständigen Regierungsbehörden, dass wir wertgeschätzt sind als zuverlässige Partner der Zusammenarbeit und des Gesprächs. Meine persönliche Erwartung ist natürlich auch, dass die Beziehungen zueinander ausgebaut werden und intensiver werden.

Das Interview führte Kersten Knipp.

Reinhold Sahner ist katholischer Priester der Diözese Kopenhagen und arbeitet zur Zeit für das Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2012 ist er zuständig für die pastorale Begleitung Deutschsprachiger in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seit 2015 ist er auch Pfarrer der Saint Francis of Assisi Church in Jebel Ali (Dubai).

Kersten Knipp Politikredakteur mit Schwerpunkt Naher Osten und Nordafrika
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