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Christian Brückner: Ein Star zum Hören

Jan Bruck4. April 2012

Christian Brückner ist der bekannteste Synchronsprecher Deutschlands. Seit 30 Jahren leiht er seine Stimme Robert De Niro. Als Hörbuchsprecher ist er preisgekrönt – doch sich selbst zu lauschen, fällt ihm schwer.

Christian Brückner, deutscher Schauspieler, (prominentester) Synchron- und Hörbuchsprecher, aufgenommen am 24.03.2007 auf der Buchmesse in Leipzig. Foto: Erwin Elsner +++(c) dpa - Report+++
Bild: picture-alliance/ dpa

Er wirkt wie seine Stimme: charismatisch, markant, sanft aber auch ein wenig kühl. Eindringlich fixiert er sein Gegenüber mit tiefbraunen Augen, die hin und wieder spitzbübisch aufflackern. Je länger Christian Brückner spricht, desto klarer wird: der Mann ist gar nicht so unnahbar. Er ist nur bedacht auf das, was er sagt, lässt sich Zeit zum Nachdenken, jedes Wort soll sitzen.

Bekannt geworden ist der 68-Jährige vor allem als die deutsche Stimme von Robert De Niro. Seit mehr als 30 Jahren synchronisiert er den Hollywood-Star, von "Taxi Driver" (1976) über die Mafia-Trilogie "Der Pate" bis hin zu "Der gute Hirte" (2006). Alles begann mit einem Casting-Aufruf des amerikanischen Regisseurs Martin Scorsese, der einen deutschen Sprecher für De Niro suchte und schließlich persönlich Brückner für diese Aufgabe auswählte.

Robert De Niro als Psychopath im Filmklassiker "Taxi Driver"Bild: picture-alliance/akg-images

"De Niro sollte sich bessere Rollen aussuchen"

Seitdem hat Brückner den Hollywood-Star auch einige Male persönlich getroffen. Das erste Mal sei er nervös gewesen, sagt er. Man hatte ihm gesagt, De Niro sei kompliziert und schwierig im Umgang, das könne er aber nicht bestätigen. Er kritisiert ihn aber trotzdem: "Ich werde bei ihm bleiben solange er dreht und solange wir beide leben, aber er sollte sich wirklich bessere Rollen aussuchen. Das ist ihm in den letzten Jahren nicht so gut gelungen." Christian Brückner kann sich so eine Aussage leisten, schließlich ist er mittlerweile selbst zum Star geworden – ein Star zum Hören.

Christian Brückner ist der meistbeschäftigte und mit den meisten Preisen ausgezeichnete Hörbuchsprecher Deutschlands. Er hat alles gelesen: von Homers Odyssee, über den 900 Seiten starken "Moby Dick" bis hin zu Kinderbuchklassikern wie "Tistou mit dem grünen Daumen". Gemeinsam mit seiner Frau Waltraut betreibt er einen eigenen Hörbuchverlag. Das Paar konzentriert sich auf Stoffe, die es bei anderen Verlagen kaum geben würde. Einerseits sind es Neuerscheinungen, andererseits Klassiker, die sie in ihrer Jugend gern gelesen haben. Ihr neuestes Hörbuch ist Gustave Flauberts "Madame Bovary", der sie neues Leben einhauchen wollen.

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Der Mann der Zwischentöne

Christian Brückner hat einen eigenen HörbuchverlagBild: picture-alliance/ dpa

Genau wie bei seinen Einsätzen als Synchronsprecher, ist auch bei seinen Hörbüchern die raue, spröde, von Seufzern und Denkpausen zerklüftete Stimme sein Markenzeichen. Christian Brückner ist ein Mann der Zwischentöne. "Jede Rolle muss ihre kleine Färbung, ihre Schattierung haben", erklärt er leise und eindringlich. "Es darf aber auf gar keinen Fall die große Übertreibung sein. Der Text in seiner Gesamtheit steht immer noch über der Darbietung, die sich einfügen und kleiner sein muss."

In wie viele solcher Rollen er schon geschlüpft ist, kann Christian Brückner selbst schon nicht mehr zählen. Schon Jahrzehnte bevor der Hörbuch-Boom in Deutschland begann, nahm er Hörspiele und Features für große deutsche Rundfunksender auf und gab unzählige Lesungen.

Im Ohr von Generationen

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Dafür bekam er in den vergangenen 50 Jahren eine Menge Preise. Unter anderem den Grimme-Preis in Gold und zuletzt den Deutschen Hörbuchpreis für sein Lebenswerk. Als er davon hörte, habe er das im ersten Moment ein wenig komisch gefunden, gibt Brückner zu. "Als ich ihn dann bekam war ich sehr berührt", sagt er mit einem Lächeln. "Ich bin auch ein bisschen stolz darauf, mittlerweile im Ohr von ganzen Generationen zu sein."

Seine Aufnahmen selbst anzuhören fällt Christian Brückner alias "The Voice", ein Spitzname der deutschen Presse, allerdings schwer. Selbst "Taxi Driver" habe er erst zehn Jahre später unbefangen anschauen können, sagt er. Er würde sonst jedes Detail entdecken, das nicht perfekt sei, und die Aufnahme am liebsten noch einmal machen.

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