1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KunstGlobal

Christie's versteigert digitale Kunst

Petra Lambeck
11. März 2021

Millionenschwere Verkäufe - die gab es beim Londoner Auktionshaus Christie's bislang nur für physische Kunstwerke. Erstmals wurde nun eine Datei versteigert.

EVERYDAYS: THE FIRST 5000 DAYS | Collage von BEEPLE
Bild: Christie's Images LTD. 2021/BEEPLE/Handout via REUTERS

In der Kunst geht es immer um das Original. Für viele Sammler sind Kunstwerke eine Wertanlage, ein Prestigeobjekt, das in der Regel auch eine physische Präsenz hat, sprich: das man - theoretisch - auch anfassen kann. Beim renommierten Auktionshaus Christie's in London aber wurde nun erstmals ein rein digitales Kunstwerk versteigert: Eine Collage aus 5000 Bildern des US-Künstlers "Beeple", der bürgerlich Mike Winkelmann heißt. Das Einstiegsgebot lag am 25. Februar bei 100 Dollar, nach nur zehn Minuten wurde bereits eine Million geboten, knapp fünf Stunden vor Auktionsende am 11. März waren es bereits über 13 Millionen Dollar. Am Ende wurde es für 69,3 Millionen US-Dollar (rund 57,8 Millionen Euro) versteigert. 

Kunstmarkt im Wandel? 

Das Interesse an digitaler Kunst wächst. Und dank technischer Errungenschaften kann man digitale Kunstwerke inzwischen auch wirklich besitzen. NFT - eine Abkürzung für "Non-fungible Tokens" - heißt das Zauberwort. Das sind Echtheitszertifikate, die dem digitalen Kunstwerk - laienhaft ausgedrückt - angeheftet werden werden können und somit den Besitzer kennzeichnen. 

Für Christie's ist dies noch "unbekanntes Terrain", wie Christie's Kunstexperte Noah Davis gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Im Internet hingegen ist der Gebrauch von NFTs bereits in vollem Gange. Bei der US-Basketballliga NBA beispielsweise kann man digitale Sammelkarten - kurze Videoclips mit Highlights von den Spielen - kaufen und handeln. Besonders populär sind die Clips des Basketballprofis LeBron James

Für Aufsehen im Netz sorgte Mitte Februar zudem ein Katzen-Meme, das zehn Jahre nach seiner Erschaffung für fast 600.000 US-Dollar verkauft wurde. 

Auch für den Künstler Beeple ist es nicht der erste finanzielle Erfolg. Im Herbst verkaufte er einen zehnsekündigen Videoclip für 67.000 US-Dollar. Das Kunstwerk ist in einer Blockchain-Datenbank registriert und ein gewisser Pablo Rodriguez-Fraile seit Oktober 2020 als Besitzer des Originals eingetragen. Ende Februar verkaufte dieser es dann für 6,6 Millionen US-Dollar auf der Plattform Nifty Gateway weiter - Beeple erhielt zehn Prozent.  

NFT - Hype oder Revolution?

Glaubt man visionären Stimmen, dann tut sich auf dem Kunstmarkt hier gerade Bedeutendes. Skeptiker hingegen befürchten, dass es sich bei den NFTs um einen Hype handelt, der auch wieder vorbeiziehen wird. Diskutiert wird dies derzeit ausführlich auf der Social-Media-App Clubhouse, schreibt Anika Meier in ihrer Kolumne für die Kunstzeitschrift Monopol. Und stellt dort auch die Frage, was man mit digitaler Kunst eigentlich mache, wie man seine Sammlung zeige. Künstler Beeple selbst soll dazu in einem Gespräch auf Clubhouse gesagt haben, dass er sich einen Print vorstellen könne, aber auch eine Installation an der Fassade eines Museums oder eine Präsentation auf einem Screen. 

Clubhouse - hier wird das Thema heiß diskutiertBild: Jakub Porzycki/NurPhoto/picture alliance

Derweil geht das Bieten fröhlich weiter - auf Plattformen wie Nifty Gateway, SuperRare oder Makersplace. Erst kürzlich versteigerte hier die kanadische Sängerin Grimes - Ehefrau von Tesla-Gründer Elon Musk - ihre Kollektion "War Nymphs", digitale Gemälde, Animationen und Video-Clips, für die sie insgesamt fast sechs Millionen Dollar bekam. 

Ebenfalls in die Millionen geht eine Aktion von Twitter-Chef Jack Dorsey. Er versteigert derzeit auf der Plattform "Valuables by Cent" seinen allerersten Tweet, in dem er schreibt, dass er gerade "seinen Twitter einrichte". Wer den Tweet erwirbt, erhält ein digitales Zertifikat. Das Höchstgebot liegt bei derzeit bei 2,5 Millionen US-Dollar, die Auktion läuft noch bis zum 21. März.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen