"The Mastaba", so heißt das neueste Werk des amerikanischen Verhüllungskünstlers Christo. 7506 Ölfässer sollen als Pyramide auf einem See im Londoner Hyde Park schwimmen. Ein spektakulärer Hingucker.
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Christo verpackt den Triumphbogen
Nach der "Mastaba" in London und den schwimmenden "Floating Piers" in Italien hat Verpackungskünstler Christo jetzt den Arc de Triomphe in Paris ins Visier genommen. Auch bei diesem Projekt wird er viel Stoff brauchen.
Bild: AFP/Christo and Jeanne-Claude - 2018 Christo/Andre Grossmann
Der Arc de Triomphe in Paris
Der Triumphbogen in Paris ist eines der Wahrzeichen der französischen Hauptstadt. Unter dem Bogen liegt das Grabmal des unbekannten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg. Im April 2020 will der 83-jährige Christo ihn in 25.000 Quadratmeter silbrigblau-schimmernden Stoffs verpacken und mit 7000 Meter roter Kordel verschnüren. Das soll dann so aussehen wie auf diesem Entwurf.
Bild: AFP/Christo and Jeanne-Claude - 2018 Christo/Andre Grossmann
Pont Neuf 1985
Zeitgleich zur Verhüllung des Arc de Triomphe zeigt das Centre Pompidou eine Ausstellung über die Pariser Zeit des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude, die sich bereits 1985 in der französischen Hauptstadt verewigten. Damals verpackten sie die berühmte Brücke "Pont Neuf".
Bild: picture-alliance/dpa
"The Mastaba" in London
Die einem altägyptischen Grabbau nachempfundene Skulptur von Christo war im Herbst 2018 im Londoner Hyde Park zu bewundern. Die 7506 gestapelten Ölfässer auf einer schwimmenden Plattform sind das erste größere Außenprojekt Christos in Großbritannien. Das Werk ist 20 Meter hoch, 30 Meter breit und 40 Meter lang.
Bild: Reuters/S. Dawson
Der Traum vom Beständigen
Der Londoner Skulptur liegt ein viel größerer Plan zugrunde: 1977 hatten Christo und Jeanne-Claude begonnen, "The Mastaba" als ihr einziges permanentes Großkunstwerk in der Wüste nahe Abu Dhabi zu planen. Es wäre die größte Skulptur der Welt, gefertigt aus 410.000 Ölfässern. Sie erinnern nicht nur an ein Pyramidengrab, sondern auch an die Mosaiken der islamischen Architektur.
Bild: 1979 Christo/Photo: Wolfgang Volz
Erinnerung an Jeanne-Claude
Als Jeanne-Claude 2009 starb, bekam das gemeinsame Projekt für Christo eine neue Dimension: Oft haben die beiden die Arabischen Emirate besucht und den Standort inspiziert; jetzt möchte der Witwer die Grab-Pyramide aus Ölfässern in der Wüste seiner Frau widmen. Auf seiner Homepage ist "The Mastaba" als einziges seiner unrealisierten Projekte noch als "Work in Progress" aufgeführt.
Bild: Christo and Jeanne-Claude/W. Volz
Floating Piers 2016
Bei Christos vorherigem Projekt wanderten im Juni 2016 rund 1,2 Millionen Menschen über das Wasser des italienischen Iseo-Sees. Für den Verhüllungskünstler Christo waren die "Floating Piers" das erste Großprojekt seit dem Tod seiner Frau Jeanne-Claude vor neun Jahren. Drei Kilometer lange und 16 Meter breite stoffbespannte Stege verbanden zwei Inseln des Sees mit dem Städtchen Sulzano.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Venezia
Meister der Superlative
Christo hat bei vielen Projekten lange auf die endgültige Verwirklichung gewartet. 23 Jahre hatte es bis zur Realisierung seines Werks "Verhüllter Reichstag" gedauert. Im Juni 1995 konnte die spektakuläre Aktion beginnen. Über 100.000 Quadratmeter Stoff wurden mit blauen Seilen verschnürt. Fünf Millionen Besucher kamen innerhalb von 14 Tagen: ein Weltrekord für ein Kunstereignis in so kurzer Zeit.
Bild: picture-alliance/dpa/Kneffel
Kunst mit professionellem Team
In den 1990er Jahren wurden die Aktionen des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude immer gigantischer und risikoreicher. Bei "The Umbrellas" in Japan und Kalifornien kam ein Arbeiter bei der Montage eines der insgesamt 3000 Schirme ums Leben. Längst hat Christo professionelle Kletterer und Ingenieure in seinem Team. Deutsche Firmen fertigen die riesigen Stoffe für seine Objekte.
Bild: Getty Images/Gamma-Rapho/K. Kaku
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"The Mastaba" plant Christo schon seit 1977. Damals noch gemeinsam mit seiner 2009 verstorbenen Frau Jeanne-Claude. 410.000 bunte Ölfässer sollen in Form einer Pyramide mit abgeschnittener Spitze in der Wüste der Vereinigten Arabischen Emirate bei Abu Dhabi stehen. Es wäre das erste permanente Großkunstwerk des bekannten Verhüllungskünstlers Christo. Doch ob und wann es soweit kommen wird, ist ungewiss.
Kostenfreies Werk für alle
Derweil plant Christo kleinere "Mastabas". 1000 bunte Ölfässer standen vor drei Jahren im Innenhof der Fondation Maeght im südfranzösichen Saint-Paul-de-Vence in der Nähe von Nizza. Die neueste "Mastaba" im Londoner Hyde Park soll aus 7506 Ölfässern bestehen. Das Werk wird 20 Meter hoch, 30 Meter breit und 40 Meter lang sein.
"Ich freue mich, diese temporäre Außenskulptur im Sommer in Großbritannien zu realisieren. Die Londoner Mastaba wird für die Öffentlichkeit frei sein. Keine Tickets, keine Reservierungen, keine Besitzer. Das Werk wird allen gehören, bis es wieder weg ist", sagte Christo anlässlich des Beginns der Bauarbeiten am 3. April. Wie all seine Werke wird "The Mastaba" über den Verkauf von Skizzen und Fotos finanziert, ohne Sponsoren oder öffentliche Gelder. Die Unabhängigkeit ist Christo wichtig.
Erstmalig großes Projekt in Großbritannien
"The Mastaba" ist das erste größere Außenprojekt des Künstlers in Großbritannien und lässt erahnen, was sich Christo vorstellte, als er sein Projekt für Abu Dhabi entwarf - wenn auch die Skulptur in London verhältnismäßig klein sein wird. Zum Vergleich: In Abu Dhabi sollte die "Mastaba" 150 Meter hoch und 300 Meter lang werden.
Mastabas sind trapezförmige Grabbauten der ältägyptischen Kultur. Christos etwa 500 Tonnen schweres Kunstwerk wurde von erfahrenen Ingenieuren geplant und soll in der Nähe des Kensington-Palastes auf einem See des Hyde Parks schwimmen. Sein letztes Landart-Werk vor zwei Jahren hatte Christo auch auf dem Wasser realisiert."The Floating Piers" bestand aus drei Kilometer langen Pontons auf dem italienischen Iseo-See. Sie verbanden den Ort Sulzano mit zwei umliegenden Inseln und wurden - wie viele seiner Werke - mit Stoff bespannt. Wie bei den Pontons soll auch die Tragfläche für "The Mastaba" aus vielen kanisterähnlichen Kunststoffkuben entstehen.
Ölfässer für die Freiheit
Der Stoff, den Christo über seine Objekte legt oder schnürt, versinnbildlicht den provisorischen Charakter der vergänglichen Kunstwerke. Auch die Ölfässer haben eine lange Geschichte und eine besondere Bedeutung in Christos Biografie. Schon 1962 sorgte er mit seinem Projekt "Mauer aus Ölfässern - Eiserner Vorhang" für Aufregung. Ohne Genehmigung der Behörden versperrte er mit einer Mauer aus 441 Ölfässern die Pariser Rue Visconti, um so seinen Protest gegen das DDR-Regime und den Bau der Berliner Mauer auszudrücken. Damals waren die Ölfässer alt und schäbig. Heute glänzen sie neu und farbenfroh, wie etwa 1999 bei der Ausstellung "The Wall" im Oberhausener Gasometer.
Christos Werke in der freien Natur sind meist nur für zwei Wochen zu sehen. In London wird "The Mastaba" vom 18. Juni bis zum 23. September bleiben. Parallel dazu wird es eine Ausstellung mit Skulpturen und Zeichnungen zu Christos Kunst mit Ölfässern geben.