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KonflikteNahost

Chronik: Israel im Krieg mit der Hamas

13. Oktober 2023

Nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel: Ein Rückblick auf die kriegerischen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahrzehnte zwischen der militant-islamistischen Hamas und Israel.

Ein Panzer schießt, Flammen sind sichtbar
Nach dem Angriff der Hamas: Israels Armee feuert Geschosse Richtung GazastreifenBild: Erik Marmor/AP/picture alliance

Die Hamas ist eine palästinensische Organisation, die sich auf eine militant-islamistische Ideologie beruft und Israel das Existenzrecht abspricht. Nach eigenen Angaben verfolgt sie das Ziel, den Staat Israel mit militärischen Mitteln zu beseitigen und auf seinem Territorium einen islamischen Staat zu errichten. Die Hamas wird von der EU, den USA, Israel und weiteren  - auch arabischen - Staaten als terroristische Vereinigung eingestuft.

Am 7. Oktober begann die Hamas vom Gazastreifen aus einen großangelegten Terrorangriff auf Israel. Dabei haben die Terroristen allein in den ersten fünf Tagen mehr als 1200 Israelis und Menschen anderer Nationalitäten getötet. Bei Vergeltungsschlägen hat die israelische Armee rund 1600 Menschen im Gazastreifen getötet (Stand: 13.10.2023). Eine Chronik des langjährigen Konflikts zeigt, warum nun vielfach von einer neuen Dimension die Rede ist.

1987 bis 1993: Erste Intifada

Die erste Intifada, auch bekannt als "Krieg der Steine", war eine teilweise gewalttätige Auseinandersetzung zwischen der israelischen Armee und den drei palästinensischen Organisationen Hamas, PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) und der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP).

An dem Aufstand beteiligten sich große Teile der palästinensischen Bevölkerung durch zivilen Ungehorsam wie Streiks, Geschäftsschließungen und den Boykott israelischer Produkte. Gleichzeitig schürten die radikalen Akteure in Gaza und dem Westjordanland gewaltsame Proteste, bei denen palästinensische Demonstranten mit Steinen und Molotowcocktails auf professionell bewaffnete israelische Sicherheitskräfte stießen.

Gewalttätige Proteste in Ost-Jerusalem 2021: Wie während der Ersten Intifada werfen die Demonstranten SteineBild: Ahmad Gharabli/AFP

Verschiedenen Angaben zufolge verloren dabei rund 1000 Israelis und etwa 2000 Palästinenser ihr Leben. Allein 700 bis 1000 Palästinenser wurden im Zuge einer aufkommenden Lynchjustiz - meist als mutmaßliche Kollaborateure - von radikalen Palästinensern getötet.

Die kurz zuvor gegründete Hamas wuchs während der Ersten Intifada zu einer politischen Macht in den palästinensischen Gebieten, vor allem dem Gazastreifen, heran.

1989: Hamas-Verbot in Israel

1989 wurde die Hamas in Israel verboten. Ihr Anführer und militant-islamistischer Chefideologe Ahmad Yasin wurde von den israelischen Behörden verhaftet und 1991 von einem Gericht wegen Anstiftung zum Mord an sogenannten "palästinensischen Kollaborateuren" sowie wegen Anstiftung zur Entführung und Ermordung zweier israelischer Soldaten zu lebenslanger Haft verurteilt.

Ab 1993: Selbstmordattentate

1993 sprachen sich Israel und die PLO im Rahmen des Oslo-Friedensprozesses für eine gegenseitige Anerkennung aus. Um dies zu torpedieren, organisierte die Hamas eine Welle von Selbstmordanschlägen.

Die Angriffe wurden als Vergeltung für das Massaker an Palästinensern am 25. Februar 1994 ausgegeben. Dabei hatte der jüdische Arzt Baruch Goldstein 29 betende Muslime in einer Moschee in Hebron erschossen.

Hamas – die Organisation hinter den Angriffen auf Israel

01:54

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2000 bis 2005: Zweite Intifada

Der Oslo-Friedensprozess geriet schnell ins Stocken und brach schließlich vollends zusammen, auch nachdem Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern in Camp David in den USA keine Lösung hervorbringen konnten.

Ein von Palästinensern als Provokation empfundener Besuch des israelischen Oppo­sitions­politikers Ariel Scharon auf dem Tempelberg gilt als einer der Auslöser der Zweiten Intifada. 

Militante palästinensische Gruppen - darunter die Hamas, der Islamische Dschihad und die Al-Aqsa-Brigaden der Fatah-Bewegung - verübten in den folgenden Jahren zahlreiche schwere Terroranschläge gegen israelische Zivilisten. Insgesamt registrierten israelische Behörden während der Zweiten Intifada Tausende bewaffnete Angriffe durch Palästinenser, davon mehr als 140 Selbstmordattentate. Mindestens 425 dieser Anschläge mit 377 israelischen Todesopfern und 2076 Verletzten schreiben sie der Hamas zu.

Mitte 2000 treffen sich Israels Premierminister Ehud Barak (l.) und PLO-Chef Yasser Arafat (r.) in Camp David, US-Präsident Bill Clinton vermittelt - ohne Erfolg. Kurz darauf beginnt die Zweite Intifada.Bild: RON EDMONDS/AP/picture alliance

Im März 2002 startete die israelische Armee die Operation "Schutzschild". Sie rückte tief in palästinensische Städte ein, die laut den Oslo-Verträgen unter palästinensischer Selbstverwaltung stehen, darunter die Stadt Ramallah. Dort umstellte die israelische Armee die Muqataa, den Amtssitz Jassir Arafats. Der Anführer der Palästinenser wurde unter Hausarrest gestellt, die Muqataa teilweise zerstört.

Insgesamt wurden während der Zweiten Intifada mehr als 1000 Israelis und mindestens 3000 Palästinenser getötet.

2005: Israel zieht aus Gaza ab

2005 setzte Ariel Scharon, mittlerweile israelischer Ministerpräsident, den Abzug aller Israelis aus dem Gazastreifen durch - der Truppen ebenso wie der israelischen Siedler. Am 12. September 2005 endete nach 38 Jahren die israelische Präsenz im bis dahin besetzten Gazastreifen.

2006: Wahlsieg der Hamas

Bei den Parlamentswahlen in den Palästinensergebieten am 25. Januar 2006 gewann die Hamas 44 Prozent der Stimmen und damit die Mehrheit der Parlamentssitze. Mit der Regierungsbildung beauftragt, willigte sie im September 2006 in eine Regierung der Nationalen Einheit mit der Fatah-Partei  ein. Allerdings scheiterte die Koalition am Kampf beider Parteien um die Macht im Gazastreifen nach wenigen Monaten.

Unterstützung für palästinensische Flüchtlinge (nicht nur) im Gazastreifen: Die UN-Hilfsorganisation UNRWABild: Mohammed Abed/AFP/Getty Images

2007: Spaltung der Palästinensischen Gebiete

Am 12. Juni 2007 griffen bewaffnete Verbände der Hamas das Fatah-Hauptquartier an und brachten danach den gesamten Gazastreifen unter ihre Kontrolle. Seitdem besteht eine inner-palästinensische politische Spaltung: Die Hamas regiert den Gazastreifen und die palästinensische Autonomiebehörde, dominiert von der Fatah, regiert die teils autonomen Gebiete im von Israel besetzten Westjordanland.

In Gaza gab es seit der Machtübernahme der Hamas keine Wahlen mehr. Israel erklärte den Gazastreifen 2007 zum "feindlichen Gebiet" und verschärfte dessen bis heute anhaltende weitgehende Abriegelung, die zum Teil auch von Ägypten umgesetzt wird.

2008: Erster Gaza-Krieg

Grenzübergang Erez zwischen Gazastreifen und Israel - hier mit einem israelischen Panzer im November 2012Bild: Getty Images/AFP/Jack Guez

Nach einem kurzen von Ägypten vermittelten Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas im Sommer 2008 griff die Hamas Israel erneut mit Raketen an. Israel reagierte am 27. Dezember 2008 mit der Militäroffensive "Gegossenes Blei". Diese endete knapp einen Monat später am 18. Januar 2009.

2012: Zweiter Gaza-Krieg

Am 14. November 2012 begann ein weiterer, diesmal achttägiger Waffengang zwischen der Hamas und Israel. Kurze Zeit später erhielt die Vertretung der PLO den Beobachterstatus als "Staat Palästina" für die Palästinensischen Gebiete bei den Vereinten Nationen.138 der 193 Mitgliedstaaten stimmten für die Aufwertung des völkerrechtlichen Status, neun dagegen und 41 enthielten sich, darunter Deutschland. Die Palästinensische Autonomiebehörde bezeichnet sich offiziell seither als "Staat Palästina". Die Bundesregierung spricht weiterhin von der Palästinensischen Autonomiebehörde.  

2014: Dritter Gaza-Krieg

Mit anhaltendem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf Israel begann am 8. Juli 2014 ein neuer militärischer Konflikt mit Raketen- und Luftangriffen zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen. Am 17. Juli startete Israel eine Bodenoffensive. Am 26. August endete der Krieg mit einer vorläufigen Waffenruhe.

2021: Vierter Gaza-Krieg

Der 10. Mai 2021 markiert den Beginn der nächsten militärischen Auseinandersetzung zwischen Israel und Gaza. Hamas und Islamischer Dschihad feuerten Raketen auf Israel, die israelische Armee antwortete mit Luftangriffen.

Zuvor hatte es wochenlange Unruhen vor allem in Ostjerusalem  gegeben wegen der Zwangsräumung palästinensischer Häuser im Viertel Sheikh Jarrah und Gewalt auf dem Tempelberg und in der Al-Aqsa-Moschee. Der Krieg endet am 21. Mai 2021 mit einer Waffenruhe.

Die vier Gaza-Kriege kosteten mindestens 3500 Palästinenser sowie 90 Israelis das Leben. 

Gaza-Krieg 2021: ein durch israelische Angriffe zerstörtes Gebäude in Rafah im Süden des GazastreifensBild: AFP via Getty Images

Oktober 2023

In den frühen Morgenstunden des 7. Oktober 2023 begann die Hamas einen großangelegten Terrorangriff auf Israel. Zeitgleich zu Raketenbeschuss sprengten militante Kämpfer den Grenzzaun zwischen Gaza und Israel an mehreren Stellen und drangen über Land, Wasser und Luft in israelisches Territorium ein. Die Terroristen verübten Massaker in mehreren Kibbuzim und auf einem Musikfestival. Sie folterten und ermordeten mehr als 1200 Menschen - israelische und ausländische, darunter kleine Kinder und ältere Menschen. Mehr als 100 weitere Menschen wurden von der Hamas als Geiseln nach Gaza verschleppt.

Seither feuert die Hamas weiter Raketen auf Israel. Israel reagiert mit Raketen- und Luftangriffen auf Gaza sowie der vollständigen Abriegelung des Gazastreifens. Da auch Strom- und Lebensmittellieferungen unterbunden werden, befürchten Hilfsorganisationen und verschiedene Regierungen eine humanitäre Katastrophe in dem dichtbesiedelten Gebiet.

Die israelische Regierung bildet gemeinsam mit Oppositionspolitikern ein Kriegskabinett und erklärt, das Land befinde sich im Krieg.

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