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Chronik des Kosovokriegs

20. März 2009

Mit dem Zerfall der Bundesrepublik Jugoslawien sind viele verborgene Konflikte aufgebrochen - vor allem die ethnischen Unterschiede im ehemaligen Vielvölkerstaat. Vor zehn Jahren führte ein solcher Konflikt zum Krieg.

Panzer im Kosovo-Krieg (Foto: AP)
Bild: AP

Dem Kosovokrieg, der am 24. März 1999 ausbrach, waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen. Alle diplomatischen Versuche, den Konflikt zu entschärfen waren fehlgeschlagen. Auch die Friedensgespräche von Rambouillet, dort hatten Kosovo-Albaner mit Vertretern Jugoslawiens unter der Vermittlung der NATO verhandelt, waren am 19. März unterbrochen worden.

Serbiens Präsident Slobodan Milosevic. Er hatte die Entschlossenheit der NATO unterschätzt.Bild: AP

Auch Drohungen aus Washington oder aus dem Hauptquartier der NATO in Brüssel hatten Jugoslawiens Präsidenten Slobodan Milosevic nicht zum Einlenken bewegen können. US-Präsident Bill Clinton hatte zwar wiederholt klargestellt, dass die NATO zur Not auch ohne eindeutiges Mandat durch die Vereinten Nationen zu militärischen Mitteln greifen würden, doch auch diese Drohungen verhallten zunächst ungehört. Als die Regierung in Belgrad schließlich doch einlenken wollte, war es bereits zu spät. Die NATO ließ ihren Drohungen jetzt Taten folgen.

Luftkrieg

Am 24. März begann die "Operation Allied Force" als strategischer Luftkrieg - hauptsächlich mit dem Einsatz von Marschflugkörpern und Flugzeugen. Belgrad reagierte und mobilisierte am selben Tag seine Streitkräfte und rief das Kriegsrecht aus.

Zunächst konnte die jugoslawische Luftabwehr Erfolge vermelden. Am 27. März wurde erstmals ein sogenannter "Tarnkappenbomber" geortet und bekämpft. Eine F-117 "Nighthawk" der US-Air-Force wurde abgeschossen. Am 31. März gerieten drei US-Soldaten in Gefangenschaft, wurden aber wenige Tage später wieder freigelassen.

In der ersten Woche hatten die NATO-Angriffe militärischen Zielen gegolten, ab April wurden auch die Zentren großer serbischer Städte bombardiert. Am 7. April schloss Serbien seine Grenzen zu Albanien und Mazedonien. Jene Albaner, die von den Serben aus dem Kosovo vertrieben worden waren, wurden nun wieder in das Landesinnere zurückgedrängt.

Die albanische Untergrundarmee UCK versuchte unterdessen, die angeschlagene serbische Armee weiter in Bedrängnis zu bringen. Von Albanien aus operierend verwickelten sie serbische Truppen immer häufiger in Gefechte.

Ein tragischer Irrtum

Bombenangriff auf die serbische Hauptstadt Belgrad. Dieser Angriff hatte einem Kraftwerk gegolten.Bild: AP

In der Zwischenzeit wurden die Luftangriffe der NATO fortgesetzt. Hauptziel war nun die serbische Hauptsstadt. Am 7. Mai erfolgte der schwerste Angriff, den die NATO gegen Belgrad flog. Bei diesen Angriffen wurde die Botschaft der Volksrepublik China getroffen, vier Botschaftsangestellte sterben, fünf werden schwer verletzt. Die NATO räumte Fehler bei der Zielerkennung ein; Präsident Clinton entschuldigte sich bei der Regierung in Peking und dem chinesischen Volk. Er machte aber auch klar, dass man unterscheiden müsse - zwischen dem tragischen Unglücksfall, dem unbeteiligte Menschen zum Opfer gefallen seien und der sogenannten ethnischen Säuberung im Kosovo, die zu verhindern diese Angriffe stattfänden. Deshalb, so betonte er, würden die Angriffe weitergehen, bis Belgrad alle Bedingungen der NATO erfüllt habe.

Flächenbombardements und Artilleriegefechte

Im Mai beendete die NATO die Präzisionsangriffe und ging zu Flächenbombardements über. Ein Grund dafür: Der NATO gingen die Marschflugkörper aus. Zum Einsatz kamen nun Bomber des Typs B1 und B52.

Am Ende des Monats Mai begann die UCK ihre "Arrow-Offensive". Dabei kam es zu schweren Artilleriegefechten an der Grenze zu Albanien. Am 26. Mai wurde der Kommandant der serbischen Luftstreitkräfte bei einem Angriff getötet, die serbische Verteidigung am Boden gegen die UCK war bis zum Äußersten angespannt, die Luftverteidigung beinahe zusammengebrochen.

Eine letzte Drohung beendet den Krieg

Bei der NATO setzte sich die Erkenntnis durch, dass man trotz eindeutiger Luftüberlegenheit den Krieg ohne den Einsatz von Bodentruppen nicht gewinnen könne. Am 28. Mai flog der britische Premierminister Tony Blair nach Washington, um mit Präsident Clinton über eine Bodenoffensive zu sprechen.

Angesichts der Drohung der NATO, im Kosovo einzumarschieren, lenkte Belgrad ein und erklärte sich bereit, die vor dem Krieg aufgestellten Bedingungen der NATO zu erfüllen. In Brüssel blieb man zunächst skeptisch. Doch als die Serbien ihre Truppen aus dem Kosovo zurückzogen, wurden am 9. Juni 1999 die Kampfhandlungen eingestellt.

Autor: Dirk Kaufmann

Redaktion: Kay-Alexander Scholz

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