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Dokumentarfilm über Edward Snowden

Annika Zeitler6. November 2014

Mehr als ein Jahr nach dem NSA-Skandal kommt "Citizenfour" auch in die deutschen Kinos. Der Dokumentarfilm porträtiert Edward Snowden nicht nur als Whistleblower, sondern auch als Mensch.

Snowden Asyl in Russland (Foto: Foto: Ole Spata/dpa )
Bild: picture-alliance/dpa

"Entschuldigung, wie ist noch einmal Ihr Name? - Edward Snowden, man nennt mich auch Ed". Diese Unterhaltung, gleich zu Beginn des Dokumentarfilms "Citizenfour" von der Journalistin Laura Poitras, ist aus heutiger Sicht völlig absurd, denn der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter der NSA ist längst international bekannt. Doch im Juni 2013 ist Edward Snowden noch ein Unbekannter und die Überwachungs- und Spionagepraktiken der amerikanischen Geheimdienste noch nicht in der Welt. Bis dato hat noch kaum jemand etwas über die geheimdienstlichen Überwachungsprogramme PRISM, Tempora oder XKeyscore gehört. Damals führen die Journalisten Laura Poitras und Glenn Greenwald ihr erstes Interview mit dem amerikanischen Informanten in einem Hotelzimmer in Hongkong – es dauert acht Tage. Snowdens Deckname: Citizenfour.

Mit dem Codename "Citizenfour" fing alles an

Der gleichnamige Dokumentarfilm "Citizenfour" zeigt eine Nahaufnahme des Menschen Edward Snowden. Die Regisseurin Poitras zeichnet ein sehr intimes Bild des Whistleblowers: Sie verheimlicht nicht seine permanente Angst vor Überwachung und einer möglichen Ergreifung durch US-Ermittler. Betritt Snowden für ein Interview ein Hotelzimmer, zieht er den Telefonanschluss aus der Dose. Als daraufhin der Feuerarlarm losgeht, vermutet Snowden dahinter eine ferngesteuerte Störaktion, weil seine Überwacher ihn gerade nicht abhören können. Den Tränen nahe sagt Snowden seiner Freundin von Hongkong aus, warum er verschwunden ist, und dass er womöglich nie heimkehren könne.

Film über den Enthüller und die NSA-Spionagepraktiken

Später kommunizieren Snowden und der Zeitungsjournalist Gleen Greenwald vom "Guardian" nur noch über Notizzettel, zu groß ist die Sorge abgehört zu werden. "Als ich wusste, dass Snowden glaubwürdig ist, wusste ich, dass wir die wichtigsten Menschen der Welt ärgern. Ich wusste, das ist gefährlich und Snowden hat sich damit in Lebensgefahr begeben", sagte Filmemacherin Laura Poitras bei der Filmpremiere in New York gegenüber der Tagesschau. "Citizenfour" ist eine Koproduktion mit dem Norddeutschen und Bayerischen Rundfunk – Poitras, die in Berlin lebt, hat den Film aus Angst vor US-Behörden in Deutschland zu Ende geschnitten.

Filmemacherin Laura PoitrasBild: picture-alliance/AP Photo/Charles Sykes

Stück für Stück gibt sie dem Zuschauer das Ausmaß der Überwachungen durch die Geheimdienste preis: Die USA würden 1,2 Millionen Menschen weltweit überwachen, heißt es in "Citizenfour". Weiter würden die USA alle Drohneneinsätze über den amerikanischen Militärstützpunkt Ramstein in Deutschland abwickeln. Und der Film deutet an, Snowden sei nicht der einzige Whistleblower, mindestens eine weitere Person soll derzeit geheime Informationen weitergeben.

Nervosität und Appetitlosigkeit

Edward Snowden lebt im Exil in RusslandBild: picture-alliance/dpa

Snowden spricht in "Citizenfour" auch über seine Nervosität und Appetitlosigkeit während der Flucht. Der Zuschauer sieht ihm dabei zu, wenn er Verkleidungen anprobiert, während im Hintergrund eine TV-Sendung die Snowden-Affäre mit einem Spionagethriller von John Le Carré vergleicht. Nach seiner plötzlichen Flucht aus den USA und der Veröffentlichung sensibler Dokumente ist der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden aber offenbar weiterhin mit seiner Lebensgefährtin Lindsay Mills liiert. "Citizenfour" zeigt das Paar gemeinsam in Snowdens russischem Asyl. "Sie kommt regelmäßig her", bestätigte der Anwalt Anatoli Kuscherena der Nachrichtenagentur AFP. Allerdings wohne Mills wegen ihres Visums nicht dauerhaft mit Snowden zusammen.

In deutschen Kinos seit dem 6. November

"Citizenfour" eröffnete Ende Oktober das Internationale Dokumentarfilmfestival in Leipzig. Der Film von Laura Poitras thematisiere, wie sich der sogenannte Krieg gegen den Terror auch gegen die eigene Bevölkerung richte, teilte ein Sprecher vom Dokumentarfilmfestival in Leipzig mit. "Citizenfour ist einer der ganz wichtigen Dokumentarfilme, die nicht nur politisch hoch brisant sind, sondern auch als Kunstwerk tief beeindrucken", findet Festivaldirektor Claas Danielsen. Seit dem 6. November ist "Citizenfour" bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

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